Neue Arbeitsmodelle: Faulenzen für mehr Produktivität

    Neue Arbeitsmodelle :Faulenzen für mehr Produktivität

    von Caroline Drees
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    Home-Office, Viertagewoche, jetzt auch noch ein Faulenzer-Tag. Arbeit will vermieden werden. Oder? Über ein Konzept, das uns leistungsfähiger machen soll.

    Eine Frau trägt weiße drahtlose Kopfhörer, hört Musik, ruht sich aus und liegt auf der Couch im Wohnzimmer
    Ein "Faulenzer-Tag" soll Arbeitnehmern eine Auszeit ermöglichen, wenn es an Kraft und Motivation fehlt.
    Quelle: Imago

    Hand aufs Herz, haben Sie schon mal Kopfschmerzen vorgeschoben oder Ihrem Kind eine Krankheit angedichtet, um nicht zur Arbeit zu müssen? Weil Sie einfach mal einen Tag zum Durchatmen brauchten? Oder endlich den Wäscheberg bezwingen wollten, der schon seit Tagen in der Ecke größer wird und im Hinterkopf stört? Mit sogenannten "Faulenzer-Tagen" lässt sich so eine Auszeit ganz offiziell, ohne Lüge und bezahlt nehmen.
    Bei dem Konzept geht es aber mitnichten darum, Arbeit als etwas anzusehen, das vermieden werden sollte. Der "Null-Bock-Tag" soll viel eher dafür sorgen, dass wir unseren Arbeitsalltag so gestalten, dass wir am besten Leistung erbringen können.
    Der Arbeitgeber gibt seinen Angestellten einen Vertrauensvorschuss - indem er ihnen die Möglichkeit gibt, selbst zu entscheiden, ob sie einen Tag Auszeit brauchen, weil es an Kraft oder Motivation fehlt. Im Gegenzug arbeiten seine Angestellten engagierter und effizienter. So zumindest sehen das die Befürworter dieses Modells.
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    Auszeiten sollen uns leistungsfähiger machen

    Bislang trauen sich Techfirmen wie etwa LinkedIn an eine selbstbestimmtere Arbeitseinteilung: Dort kann man sich einen Freitag pro Monat nehmen, um sich auf "sich, die Firma oder die Welt" zu fokussieren.
    In Deutschland setzt zum Beispiel die Firma Einhorn, die Periodenprodukte und Verhütungsmittel herstellt, auf das Modell - und praktiziert es bereits seit acht Jahren.
    Markus Wörner von Einhorn sagt: Solange man ehrlich kommuniziere, könne man sich unbegrenzt viele Tage freinehmen. Diese würden dann wie ein regulärer Tag Urlaub bezahlt. Im Schnitt würden die Angestellten bis zu fünf "Null-Bock-Tage" pro Jahr nehmen. Ausgenutzt würde das nicht, sagt Wörner.
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    "Durchatmen-Tag, Gesundheitstag, Reflexionstag"

    Aber funktioniert das Konzept auch abseits von hippen Start-ups? Dieter Frey, Professor für Psychologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, setzt es auch in seinem Team um - wenn auch unter anderem Namen:

    Ich würde das positiv labeln - Durchatmen-Tag, Gesundheitstag, Reflexionstag.

    Dieter Frey, Professor für Psychologie, Universität München

    Es gehe darum, diesen Tag dafür zu nutzen, Dinge, die uns lähmen, auszuschalten. Nur so könne eine dauerhafte Leistungskultur geschaffen werden. Frey sagt auch, Leistung müsse neu definiert werden: Es komme nicht darauf an, wie viele Stunden jemand am Schreibtisch sitzt.
    Stattdessen müssten klare Ziele und Kriterien vereinbart werden - wann und wo diese umgesetzt würden, sei dann zweitrangig. Wenn Firmen konkurrenzfähig bleiben wollen, müssten sie langfristig neue Arbeitsmodelle in Betracht ziehen, weil sie damit Talente anziehen, so Frey.
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    Funktioniert das Konzept in allen Branchen?
    Klar ist aber auch: Einfach umsetzbar ist der Null-Bock-Tag nicht in allen Branchen, meint Timo Wollmershäuser vom ifo-Institut für Wirtschaftsforschung. Etwa da, wo es an Personal mangelt - wie in Krankenhäusern oder in Industrieunternehmen, wo die Produktionsabläufe eng getaktet sind.

    Da kann nicht einer einfach sagen, er kommt heute nicht. Dann steht die Produktion still.

    Timo Wollmershäuser, ifo-Institut für Wirtschaftsforschung.

    Auch ob sich Null-Bock-Tage für Unternehmen wirtschaftlich rentieren, hält er für zweifelhaft. Schließlich sei es im Grunde eine Art Lohnerhöhung - weniger arbeiten bei gleichem Gehalt. Um die ausgefallenen Stunden kompensieren zu können, müssten Arbeitsabläufe digitalisiert und damit effizienter gestaltet werden.
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    Arbeitnehmer derzeit in guter Position für Forderungen

    Dennoch kann sich Wollmershäuser vorstellen, dass sich solche Modelle künftig weiter durchsetzen - und zwar auch, weil durch den Fachkräftemangel Arbeitnehmer gerade in einer guten Position seien, solche Forderungen durchzusetzen.
    Grundsätzlich sagt aber auch Wollmershäuser, dass es bei der Debatte nicht darum gehe, dass die Menschen weniger arbeiten wollen. Sondern darum, dies selbstbestimmter und flexibler zu tun.
    Caroline Drees ist Redakteurin im ZDF-Studio München.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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