EZB senkt Leitzins um 0,25 Prozent - Zinswende geht weiter
Zum vierten Mal in diesem Jahr:EZB senkt erneut die Zinsen
von Valerie Haller
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Die Europäische Zentralbank hat wie erwartet die Zinsen gesenkt. Zu groß ist der Druck auf die Wirtschaft in der Eurozone. Volkswirte rechnen mit weiteren Schritten nach unten.
Die Notenbank hat eine weitere Zinssenkung auf drei Prozent beschlossen. Damit regiert die Europäische Zentralbank auf die schwache Konjunktur im Euro-Raum.12.12.2024 | 1:30 min
Die Europäische Zentralbank (EZB) bleibt bei ihrem Kurs, die Geldpolitik zu lockern. Das vierte Mal in diesem Jahr senkt sie die Zinsen. Der Einlagensatz, den Banken bekommen, wenn sie Geld bei der EZB parken, sinkt dabei um 0,25 Prozentpunkte auf 3 Prozent. Ein kleiner Schritt, aber genau richtig, meint Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. Die EZB habe zum Glück der Versuchung widerstanden, die Leitzinsen um einen halben Prozentpunkt zu senken.
Unter Leitzinsen versteht man die von der zuständigen Zentralbank festgelegten Zinssätze, zu denen sich Geschäftsbanken bei einer Zentral- oder Notenbank Geld beschaffen oder anlegen können. In der Eurozone ist die Europäische Zentralbank (EZB) zuständig für die Festlegung der Leitzinsen. Davon setzt die EZB drei fest: Einlagenzins, Hauptrefinanzierungssatz und Spitzenrefinanzierungssatz.
Für Sparer ist der Einlagenzins wichtig. Zum Hauptrefinanzierungssatz können sich Geschäftsbanken Geld bei der EZB leihen. Der Spitzenrefinanzierungssatz dient Geschäftsbanken zur kurzfristigen Beschaffung von Geld. Vorrangiges Ziel der Zentralbanken ist es, ein stabiles Preisniveau mit einer niedrigen Inflationsrate sicherzustellen.
Die EZB strebt dafür ein Inflationsziel von zwei Prozent in der mittleren Frist an. Um die Inflationsrate bei einer vorgegebenen Zielgröße zu halten, kann die Zentralbank die Leitzinsen anheben ("restriktive Geldpolitik") oder auch senken ("expansive Geldpolitik").
Quelle: Glossar des Bundesfinanzministeriums, AFP
Das sind die Gründe für die Zinssenkung der EZB
Die europäischen Währungshüter haben eine ganze Reihe von Argumenten für eine Zinssenkung angeführt. Nach Einschätzung der EZB könnte die Teuerungsrate kommendes Jahr das Notenbankziel von 2 Prozent erreichen. Im November lag sie in der Eurozone noch bei 2,3 Prozent. Die Notenbanker haben auch zunehmend die schwachen Konjunkturaussichten in der Eurozone im Blick. Frankreich hat zudem aktuell keine Regierung mehr, einen riesigen Schuldenberg und muss dringend Ausgaben kürzen.
Deutschland steht vor Neuwahlen und leidet unter einer schwachen Konjunktur. Die Stimmung der Wirtschaft in der Eurozone hat sich über das Jahr verschlechtert. Und mit dem designierten US-Präsidenten Donald Trump drohen Zölle auf Waren in die USA. Eine Zinssenkung könnte da helfen. Niedrigere Zinsen können Kredite verbilligen, Investitionen und Konsum erleichtern und so zu mehr Wirtschaftswachstum führen.
Zum vierten Mal in diesem Jahr senkt die EZB den Leitzins. Davon erhoffe man sich, die Wirtschaft wieder anzukurbeln, so ZDF-Experte Frank Bethmann. 12.12.2024 | 1:41 min
Ökonomen rechnen mit weiteren Zinssenkungen
Mit Hinweisen auf die nächsten Zinsschritte hielt sich die EZB wie gewohnt bedeckt. Ökonomen sind aber davon überzeugt, dass die Zentralbank die Leitzinsen im kommenden Jahr weiter senken wird. Ulrich Kater, Chefökonom der Dekabank, meint:
Leitzins der EZB
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Institute prognostizieren schwaches Wirtschaftswachstum 2025
Die Währungshüter werden bei ihrem Votum für eine Zinssenkung auch Deutschland im Blick gehabt haben. 2024 war schon kein gutes Jahr für die deutsche Wirtschaft. Das kommende Jahr wird aber vermutlich nicht besser. Führende Wirtschaftsinstitute haben ihre Wachstumsprognose für 2025 gesenkt:
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin rechnet nur noch mit einem Wachstum von 0,2 Prozent.
Von lediglich 0,4 Prozent Wachstum geht das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) aus.
Eine Stagnation, also eine konjunkturelle Flaute, erwartet das Institut für Weltwirtschaft in Kiel (IfW).
Ein Grund für die schlechteren Prognosen seien die zu erwartenden Zölle auf ausländische Produkte in den USA, welche die Exporte "zusätzlich bremsen". Vor allem aber sei die aktuelle Wirtschaftsschwäche eine "Krise der Industrie".
Die fünf führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre Prognosen für das kommende Jahr vorgelegt. Frank Bethmann berichtet.12.12.2024 | 1:05 min
Wirtschaftskrise belastet Arbeitsmarkt
Einer Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zufolge hat die allgemeine wirtschaftliche Krise nun auch den Arbeitsmarkt erreicht. Das IW hat mehr als 2.000 Unternehmen im November befragt. Das Ergebnis ist ernüchternd. Laut der Umfrage wollen vier von zehn Firmen im kommenden Jahr Stellen abbauen. Die Beschäftigungsaussichten seien so schlecht wie seit der globalen Finanzkrise 2009 nicht mehr.
Vor allem in der Industrie sollen Stellen wegfallen. Fast die Hälfte der befragten Unternehmen plant einen Stellenabbau. Ähnlich sieht es auch bei den Dienstleistern aus, die vergangenes Jahr noch den Arbeitsmarkt stabilisiert haben. Hier wollen 35 Prozent der Unternehmen Personal abbauen. Als Grund geben die Firmen die trübe Wirtschaftslage an.
"Es wird einfach sein", hatten die Vorgänger Christine Lagarde beim Amtsantritt noch versichert, erinnert sich die EZB-Chefin im ZDF-Interview. Sie hatten sich krachend geirrt.