EZB senkt Leitzins um 0,25 Prozent - Zinswende geht weiter
Zinswende geht weiter:EZB verkündet nächste Senkung des Leitzinses
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Die Europäische Zentralbank senkt den Leitzins um weitere 0,25 Prozentpunkte nach unten. Es ist bereits die vierte Absenkung in diesem Jahr. Es könnte noch weiter nach unten gehen.
Die Europäische Zentralbank legt die Zins-Schlüsselsätze fest - sie gelten als Leitzins im Euroraum.
Quelle: ZDF/Thomas Dewald
Die Europäische Zentralbank (EZB) reagiert mit der vierten Zinssenkung in diesem Jahr auf wachsende Sorgen um die Konjunktur im Euroraum. Volkswirte rechnen damit, dass die Notenbank die Leitzinsen im nächsten Jahr noch weiter herabsetzen wird. Denn Handelskonflikte etwa mit den USA und ihrem wiedergewählten Präsidenten Donald Trump könnten die schwächelnde Konjunktur in Europa zusätzlich unter Druck setzen.
Vorerst verringert der EZB-Rat den am Finanzmarkt richtungsweisenden Einlagenzins um 0,25 Prozentpunkte auf 3,0 Prozent. Diesen Zins erhalten Geschäftsbanken auf Gelder, die sie bei der Notenbank parken.
Leitzins der EZB
ZDFheute Infografik
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Der Zins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der EZB besorgen können, wird ebenfalls erneut gesenkt: von 3,4 Prozent auf 3,15 Prozent. Tendenziell sind niedrigere Leitzinsen gut für die Konjunktur: Kredite werden erschwinglicher, Firmen und Privatleute - etwa Hausbauer - kommen günstiger an Finanzierungen für Investitionen und können so für Wirtschaftswachstum sorgen.
Die Inflation ist im November auf 2,2 Prozent angestiegen, Preistreiber waren vor allem Dienstleistungen, berichtet Valerie Haller.10.12.2024 | 1:21 min
Ökonomen hatten mit der erneuten Zinssenkung gerechnet, teilweise hatte es Spekulationen über einen noch größeren Schritt von 0,5 Prozentpunkten nach unten gegeben. Sparerinnen und Sparer dürften die erneute Senkung dennoch zu spüren bekommen: Sinkende Einlagenzinsen geben viele Institute in Form niedrigerer Tages- und Festgeldzinsen an ihre Kundschaft weiter.
Unter Leitzinsen versteht man die von der zuständigen Zentralbank festgelegten Zinssätze, zu denen sich Geschäftsbanken bei einer Zentral- oder Notenbank Geld beschaffen oder anlegen können. In der Eurozone ist die Europäische Zentralbank (EZB) zuständig für die Festlegung der Leitzinsen. Davon setzt die EZB drei fest: Einlagenzins, Hauptrefinanzierungssatz und Spitzenrefinanzierungssatz.
Für Sparer ist der Einlagenzins wichtig. Zum Hauptrefinanzierungssatz können sich Geschäftsbanken Geld bei der EZB leihen. Der Spitzenrefinanzierungssatz dient Geschäftsbanken zur kurzfristigen Beschaffung von Geld. Vorrangiges Ziel der Zentralbanken ist es, ein stabiles Preisniveau mit einer niedrigen Inflationsrate sicherzustellen.
Die EZB strebt dafür ein Inflationsziel von zwei Prozent in der mittleren Frist an. Um die Inflationsrate bei einer vorgegebenen Zielgröße zu halten, kann die Zentralbank die Leitzinsen anheben ("restriktive Geldpolitik") oder auch senken ("expansive Geldpolitik").
Quelle: Glossar des Bundesfinanzministeriums, AFP
Frankreich und Deutschland bereiten Europa Konjunktursorgen
Sorge macht der EZB zudem die schwache Konjunktur im Euroraum. Erst kürzlich warnte Präsidentin Christine Lagarde vor einer anhaltenden Wirtschaftsschwäche. Mit Frankreich und Deutschland stecken zudem Europas Schwergewichte in der Regierungskrise und fallen als Motor für Reformen in schwierigen globalen Zeiten aus.
Zwar hat die jährliche Inflationsrate sowohl in Europas größter Volkswirtschaft Deutschland als auch im Euroraum insgesamt zuletzt wieder zugelegt. Doch trotz eines Anstiegs auf 2,3 Prozent im Euroraum im November erwarten Experten derzeit keine Teuerungswelle wie nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine im Februar 2022, als sich Energie und Lebensmittel rasant verteuerten.
Nach dem Regierungssturz blicken auch die Unternehmen sorgenvoll auf die Krise in Frankreich, denn die Wirtschaft leidet unter der Krise. 06.12.2024 | 3:29 min
Teuerung weit entfernt von Rekordhoch
Vom Rekordhoch bei 10,7 Prozent im Herbst 2022 ist die Inflation im Währungsraum inzwischen weit entfernt - auch, weil sich die EZB mit dem kräftigsten Zinsanstieg seit 25 Jahren dagegenstemmte. Im Juli 2022 fand die jahrelange Null- und Negativzinspolitik ein Ende, zehnmal schraubte die EZB in der Folge die Zinsen nach oben. Höhere Zinsen verteuern Kredite, was die Nachfrage bremsen und hohen Inflationsraten entgegenwirken kann. Im Juni 2024 senkte die EZB die Leitzinsen erstmals wieder.
Die Notenbank strebt für den Euroraum mittelfristig eine jährliche Inflationsrate von 2,0 Prozent an - weit genug entfernt von der Nullmarke. Dauerhaft niedrige Preise gelten als Risiko für die Konjunktur: Unternehmen und Verbraucher könnten Investitionen aufschieben in der Erwartung, dass es bald noch billiger wird.
Auch wenn Preise zu stark steigen, ist das Gift für die Wirtschaft: Dann verlieren Verbraucherinnen und Verbraucher Kaufkraft. Das schmälert den Konsum als wichtige Stütze der Konjunktur.
"Es wird einfach sein", hatten die Vorgänger Christine Lagarde beim Amtsantritt noch versichert, erinnert sich die EZB-Chefin im ZDF-Interview. Sie hatten sich krachend geirrt.