Bauernpräsident zur Erntebilanz: "Landwirte sind enttäuscht"

    Bauernpräsident Rukwied im ZDF:Erntebilanz: "Die Landwirte sind enttäuscht"

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    Die Getreideernte fällt in diesem Jahr deutlich schlechter aus als 2023. Bauernpräsident Rukwied macht dafür neben schlechten Wetterbedingungen auch die Politik verantwortlich.

    Joachim Rukwied, CDU, Präsident des Deutschen Bauernverbandes
    "Die Landwirte sind enttäuscht" von den diesjährigen Erträgen, so Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes. "Wir haben eine Tendenz seit zehn Jahren: rückläufige Erträge."22.08.2024 | 5:57 min
    Der Deutsche Bauernverband zieht eine negative Bilanz der Ernte in diesem Jahr. Bauernpräsident Joachim Rukwied sagte im ZDF-Morgenmagazin:

    Die Landwirte sind enttäuscht. Die Erträge liegen unter denen der Vorjahre.

    Joachim Rukwied, Bauernpräsident

    Weiter sagte er: "Die Frustration in der Landwirtschaft ist nach dieser Ernte, die dann auch noch durch immer wiederkehrende Niederschläge unterbrochen wurde, doch stark."

    Die Landwirte in Deutschland haben in diesem Sommer eine deutlich schlechtere Getreideernte eingefahren. Auszugehen sei von einer Menge von 39,3 Millionen Tonnen nach 42 Millionen Tonnen bei der Ernte 2023, wie der Deutsche Bauernverband mitteilte. Die Erntemengen und teils auch die Kornqualität hätten in einigen Regionen erheblich unter wiederkehrenden und zum Teil sehr starken Niederschlägen gelitten.

    Gut war der viele Regen dagegen "größtenteils" für Zuckerrüben, Mais, Kartoffeln und Gemüse, wie der Bauernverband weiter mitteilte. Insbesondere die Kartoffeln litten allerdings stark unter Kraut- und Knollenfäule. Bei den Zuckerrüben seien vermehrt neue Krankheiten aufgetreten. Im Obstbau seien "erhebliche Schäden" vor allem durch Spätfröste zu verzeichnen. Beim Wein werde nach ersten Schätzungen über die Anbaugebiete hinweg ebenfalls eine unterdurchschnittliche Menge erwartet.

    Quelle: dpa, AFP

    Rukwied: Seit Jahrzehnten rückläufige Getreide-Erträge

    Es gebe seit zehn Jahren rückläufige Erträge bei Getreide und bei Raps, sagte Rukwied. Auch die Qualitäten seien rückläufig. Dies hänge zum einen mit dem Klimawandel zusammen und zum anderen auch mit politischen Vorgaben. Rukwied sprach von einer "in Teilen ideologischen" Politik der Ampel-Regierung.

    Wir dürfen in manchen Gebieten nicht mehr bedarfsgerecht düngen, können die Pflanzen vor Schädlingen und Infektionen nicht mehr so schützen.

    Joachim Rukwied, Bauernpräsident

    Ertragsentwicklung in Tonnen pro Hektar
    ZDFheute Infografik
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    Kein Preisanstieg für Verbraucher erwartet

    Trotz der schlechteren Ernte erwartet Rukwied keinen Preisanstieg für Verbraucher. "Davon gehe ich im Moment nicht aus." Die Lebensmittelpreise seien über Jahrzehnte der Stabilisator bei der Inflation gewesen. Zwischen 2022 und 2023 habe es einen deutlichen Preisanstieg bei Lebensmitteln gegeben.

    Unsere Preise sind mittlerweile wieder auf einem nicht zufriedenstellenden Niveau angelangt, und unser Anteil am Endpreis nimmt ständig ab.

    Joachim Rukwied, Bauernpräsident

    In den vergangenen Wochen hatte Regen die Mähdrescher in vielen Regionen Deutschlands immer wieder ausgebremst. Zum Ernte-Auftakt Anfang Juli waren knapp durchschnittliche Getreidemengen erwartet worden. Die Erwartungen trübten sich dann aber ein.
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    Mit Blick auf die Proteste der Landwirte in Deutschland und Europa vor einigen Monaten sagte Rukwied, es seien "ungerechtfertigte Steuererhöhungen" verhindert worden.

    Wir haben in Europa die agrarpolitische Agenda gedreht.

    Joachim Rukwied, Bauernpräsident

    In Deutschland aber würden ständig neue Gesetzesvorhaben auf den Weg gebracht, die nicht praktikabel und praxisfremd seien. Die Frustration sei groß: "Da müssen wir nachjustieren."
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    Quelle: ZDF

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    Quelle: dpa, AFP

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