Elektroschrott auf Reisen: Pakistan statt Wertstoffhof

Entsorgen offizielle Wertstoffhöfe Elektroschrott ordnungsgemäß? Dieser Frage ist das ZDF-Magazin WISO nachgegangen: Insgesamt 24 Smartphones, Computer und Kühlschränke wurden mit Trackern präpariert und auf acht Wertstoffhöfen in ganz Deutschland abgegeben. Das Ergebnis des bis Anfang des Jahres dauernden Experiments: Mal landete ein Smartphone in einer Privatwohnung in Kiel, mal ging eins auf die Reise nach Serbien, mal führte die Recherche nach Pakistan.

Das sollte eigentlich nicht passieren, sagt Björn Bischoff vom Umweltbundesamt, das verhindere das Elektrogesetz:

Dort werde geprüft, ob es sich noch für die Wiederverwendung eigne. Wiederverwendung? Die von WISO präparierten Geräte waren aber gar nicht mehr benutzbar, da Teile entfernt und stattdessen Tracker eingebaut wurden, die bis zu einem Jahr lang die Position genau melden können.

Das Ergebnis der Recherche gefällt dem Umweltbundesamt nicht, denn man gehe davon aus, dass Geräte ordnungsgemäß entsorgt würden. "Sollte das nicht der Fall sein, haben wir an der Stelle tatsächlich ein Problem, weil wir nicht sicherstellen können, dass zum Beispiel die Schadstoffbeseitigung ordnungsgemäß stattfindet", sagt Björn Bischoff.

Alle 24 Geräte, die WISO abgegeben hatte - je ein Smartphone, einen Kühlschrank und einen Computer - waren kaputt, also Schrott. Was auf den acht Wertstoffhöfen in München, Hamburg, Berlin, Aachen, Herne, Kiel, Borken (Hessen) und Chemnitz geschah, konnte WISO dank der Tracker mindestens erahnen.

Ein Smartphone landete statt in der Entsorgung des Kieler Wertstoffhofs in einem Wohn- und Geschäftshaus in der Innenstadt. Der Betreiber der Kieler Wertstoffhöfe teilte WISO mit, man könne nicht erklären, wie das Handy dorthin gekommen sei. Ein Privatunternehmen sei mit dem Transport vom Wertstoffhof zu einem Weiterverarbeitungsbetrieb beauftragt worden.

Im Großen und Ganzen hielten sich die Wertstoffhöfe an die Regeln, die viel Freiraum lassen für die Weiterverwendung auch defekter Geräte. Auffallend allerdings war die Reise von Geräten, die beim Wertstoffhof in Herne abgegeben wurden. Der Tracker des Smartphones meldete sich aus Serbien von einem Parkplatz, wo offenbar regelmäßig Elektrogeräte privat ihren Besitzer wechseln.

Das ist bemerkenswert, weil das Smartphone komplett entkernt war: Auf Funktion kann es nicht getestet worden sein. Der Entsorgungsbetrieb teilt auf WISO-Anfrage mit, man nehme die Recherche zum Anlass, die internen Abläufe zu überprüfen.

Das ist nötig, denn der Tracker des Kühlschranks funkte gar aus Pakistan. Möglicherweise sind nur Einzelteile, wie der Kompressor, in dem der Tracker eingebaut war, in Pakistan gelandet. Das kann legal sein, falls die schädlichen Inhaltsstoffe wie das Kältemittel vorher entfernt wurden. Ob das Recycling EU-Standard entsprach, konnte WISO im Rahmen des Experiments, das mit einem Netzwerk-Recherche-Stipendium der Olin gGmbH gefördert wurde, nicht nachprüfen.

Für das Umweltbundesamt sind Transporte wie diese bedenklich, da die Weiterverarbeitung und das Recycling der deutschen Kontrolle entzogen seien. Daher wurde der Transport von Elektroschrott außerhalb der Europäischen Union Anfang 2025 offiziell verboten.

Ob das ausreicht, damit Smartphones, Computer, Kühlschränke und Co. und ihre wertvollen Inhaltsstoffe nicht mehr auf die Reise gehen, bleibt offen.