Gebrauchtes Elektroauto: Lohnt sich aktuell der Kauf?

Im Januar dieses Jahres haben laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) insgesamt etwa 527.000 gebrauchte Pkw den Besitzer gewechselt. Darunter waren demnach aber nur 9.229 gebrauchte Elektroautos, sprich rund 1,8 Prozent. Autoexperte Prof. Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institute Bochum erklärt, dass der Gebrauchtwagenmarkt für Elektroautos noch in der Nische sei und sehr überschaubar bleibe.

Von den insgesamt 49 Millionen Fahrzeugen in Deutschland seien 1,3 Millionen Elektroautos, also "ein paar Nadeln im Heuhaufen", meint Dudenhöffer weiter. Marktbeobachter sehen aber ein wachsendes Angebot gebrauchter E-Autos. So werden beispielsweise auf dem größten Online-Portal für Autos, "mobile.de", derzeit mehr als 60.000 reine Elektroautos angeboten.

Man rechnet damit, dass sich das Angebot vergrößern wird, weil viele Erstbesitzer ihre jetzigen Fahrzeuge verkaufen wollen. Hinzu kommt, dass die Anzahl der Leasingrückläufer in den nächsten Jahren steigt. Die Leasinggesellschaften werden, so wie es jetzt aussieht, beim Weiterverkauf nicht die Preise erzielen können, die sie zuvor kalkuliert hatten.

Einige Großabnehmer wie die Autoverleiher Sixt und Hertz sowie der Software-Hersteller SAP haben schon die Reißleine gezogen. Sie bremsen bei ihren E-Autoplänen. Vor allem E-Autogigant Tesla ist davon betroffen. Die wiederholten Preissenkungen des amerikanischen E-Autoherstellers senken den Wiederverkaufswert und bringen somit Verluste.

Die Zeichen stehen beim Elektroauto auf saftige Rabatte, sowohl bei Neuwagen als auch bei Gebrauchten. Denn der Druck ist für alle Hersteller von E-Autos groß: Sie müssen vom nächsten Jahr an die von der Europäischen Union festgelegten CO2-Grenzwerte für ihre Neuwagenflotten um durchschnittlich fast 20 Prozent reduzieren. Ansonsten drohen empfindliche Strafzahlungen. Das können sie nur durch einen entsprechenden Absatz von Elektroautos erreichen, da diese von der EU mit null Gramm CO2 pro Kilometer berechnet werden.

Dudenhöffer schätzt, dass sich der E-Automarkt in den nächsten drei Jahren auf drei Prozent des Gebrauchtwagenmarktes steigert. Er glaubt, dass daher die Preise für gebrauchte E-Autos weiter fallen, auch weil die Nachfrage nach solchen Fahrzeugen eher zurückgehe.

In diese Entwicklung spielen sicherlich auch weitere technische Fortschritte im Batteriebereich mit hinein. Batterieexperte Prof. Maximilian Fichter vom Helmholtz-Institut in Ulm sieht bei der Batterietechnik Entwicklungssprünge, die aber in China stattgefunden hätten.

Die Chinesen produzierten jetzt großzügig designte Batteriezellen, auch für Kleinwagen, und verbauten 30 bis 40 Prozent mehr Speichermaterial im Batteriepack. Dadurch könnten jetzt Speichermaterialien wie Eisenphosphat in Lithium-Ionenbatterien untergebracht werden, die mehr Platz bräuchten. Kritische Rohstoffe würden damit aus den Batterieelektroden verbannt.

Im Prinzip sei damit auch das Reichweitenproblem gelöst, sagt Fichtner. Die Batterie werde zudem deutlich leichter wegen der geringeren Dichte des Eisenphosphats. In China würden solche Batterien schon verbaut, und auch Tesla setze seit Mitte 2022 bei mehr als der Hälfte seiner Produktion diese Batterien ein. Dazu zählten auch die in Grünheide gefertigten Fahrzeuge, so der Batterieexperte.

Die Ungewissheit über den Zustand der Batterie ist das Haupthindernis beim Kauf eines gebrauchten E-Autos. Einige Werkstätten, der TÜV und auch der ADAC bieten jetzt Batteriechecks an.

Gegenüber Verbrenner-Motoren, in die man nur sehr begrenzt hineinschauen könne, sieht Micha Gebhardt vom ADAC beim Batteriecheck den Vorteil, dass man den Zustand der Batterie genau analysieren könne. Es spreche daher nichts dagegen, ein gebrauchtes Elektroauto zu kaufen.