Wie schlimm steht es um die deutsche Wirtschaft?

    Aktuelle Lage in Deutschland:Wie schlimm steht es um die Wirtschaft?

    von Luisa Billmayer
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    Die deutsche Wirtschaft schwächelt nun schon seit mehreren Jahren. Aktuelle Zahlen zeigen, wie es um die Konjunktur steht - und welche Aspekte gerade Hoffnung machen.

    Mitarbeiter am Fließband im Porsche-Werk Leipzig.
    Nicht nur die Autoindustrie kämpft mit Problemen. Was sich die Wirtschaft von einer neuen Regierung wünscht, erklärt ZDF-Wirtschaftsexperte Florian Neuhann im Video.07.11.2024 | 3:29 min
    Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) misst den Wert aller im Land produzierten Produkte und Dienstleistungen. Fällt das BIP im Vergleich zum Vorjahr kleiner aus, schrumpft die Wirtschaft. Die Bundesregierung geht aktuell davon aus, dass das BIP 2024 zum zweiten Mal in Folge unter dem des Vorjahres liegen wird.
    Bruttoinlandsprodukt: Prognose bis 2026
    ZDFheute Infografik
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    Der Blick in die Vergangenheit zeigt, dass negative Werte seit 2008 nur während internationaler Krisen wie der Finanzkrise 2009 und der Corona-Pandemie 2020 aufgetreten sind.

    Wir haben es noch nicht geschafft, über das Niveau von 2019 zu kommen. Daraus folgt, dass wir im Grunde genommen seit fünf Jahren stagnieren. Das ist schon eine ausgesprochen lange Schwächephase.

    Prof. Timo Wollmershäuser, Leiter Konjunkturforschung und -prognosen, ifo-Institut

    Immerhin rechnet die Bundesregierung in den kommenden Jahren mit einem Wachstum. Diese Einschätzung teilt auch die Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose in ihrer Herbstprognose - allerdings gehen die beteiligten Institute mit 0,8 und 1,3 Prozent von etwas geringeren Wachstumswerten aus.
    Robert Habeck lehnt an einem Stuhl
    Welche Wachstumsraten die Bundesregierung erwartet09.10.2024 | 2:28 min
    Der Aufschwung deutet sich auch jetzt schon an. "Die positive Wachstumsrate im dritten Quartal 2024 zeigt, dass die deutsche Wirtschaft sich langsam aus der Krise hievt", sagt Geraldine Dany-Knedlik, Leiterin der Abteilung Prognose und Konjunkturpolitik am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). "Gerade der private Verbrauch stützt die Erholung."

    Inflation in Deutschland wieder im Zwei-Prozent-Bereich

    Der Verbraucherpreisindex gibt an, wie stark die Preise - zum Beispiel im Vergleich zum Vorjahresmonat - gestiegen sind. Inflation ist normal - allerdings kommt es auf die Höhe an. Eine Inflationsrate von rund zwei Prozent gilt als "gesund".
    Inflation in Deutschland
    ZDFheute Infografik
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    Besonders stark stiegen die Preise im Winter 2022/2023. Das war vorrangig auf hohe Energiekosten zurückzuführen - also die Preise für Heizöl, Gas und Benzin. In einigen Monaten waren Produkte und Dienstleistungen zusammengerechnet um mehr als acht Prozent teurer als im Vorjahresmonat. Mittlerweile hat sich die Inflation allerdings wieder gelegt und liegt auf dem gewünschten Zwei-Prozent-Niveau.

    Einkommenserhöhungen der letzten Jahre kommen nun beim Konsumverhalten der privaten Haushalte an. Die seit längerem wieder niedrigere Inflation hat ebenfalls einen psychologischen Effekt auf die Konsumentinnen und Konsumenten, das hilft der deutschen Wirtschaft.

    Dr. Geraldine Dany-Knedlik, Leiterin der Abteilung Prognose und Konjunkturpolitik, DIW Berlin

    SGS Neuhann
    Die EZB hat den Leitzins erneut gesenkt. Was damit bezweckt werden soll, erklärt ZDF-Wirtschaftsexperte Florian Neuhann.17.10.2024 | 1:18 min

    Industrie kämpft mit hohen Energiepreisen und Strukturwandel

    Doch die Industrie schwächelt weiterhin. Zum einen liegt das an hohen Kosten für Energie. Die energieintensive Industrie hat daher mit besonders starken Einbrüchen zu kämpfen - dazu zählen zum Beispiel die Chemie- und die Metallindustrie.
    So entwickelt sich das produzierende Gewerbe
    ZDFheute Infografik
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    Neben hohen Energiepreisen nennt Dany-Knedlik auch strukturelle Entwicklungen als Grund für die Schwäche der Industrie: unter anderem stärkerer Wettbewerb aus China und Mangel an Fachkräften. "Gerade trifft eine Konjunkturschwäche auf einen strukturellen Wandel, das ist sehr herausfordernd für Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes", so Dany-Knedlik. Das betreffe nicht nur die Automobilindustrie, die derzeit stark im Fokus der öffentlichen Berichterstattung steht.

    Arbeitslosenquote steigt leicht

    Der Blick auf die monatlichen Zahlen der Arbeitslosenquote zeigt: Der Anteil der Menschen ohne Job nimmt zu. Mit einer Quote von sechs Prozent im Oktober 2024 bewegt sich die Situation auf einem ähnlichen Niveau wie während der Corona-Pandemie - ist allerdings immer noch deutlich geringer als in den späten Nullerjahren.
    Arbeitslosenquote in Deutschland
    ZDFheute Infografik
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    Trumps Wahlsieg könnte deutsche Wirtschaft treffen

    Zur aktuellen Wirtschaftslage kommt nun noch der Wahlsieg Trumps in den USA und der Bruch der Ampel-Koalition. Donald Trump drohte damit, Basiszölle von 10 bis 20 Prozent auf Importe aus der EU und 60 Prozent auf Importe aus China zu erheben.

    Das würde der deutschen Industrie einen weiteren Schlag versetzen.

    Prof. Timo Wollmershäuser Leiter Konjunkturforschung und -prognosen, ifo-Institut

    Neben deutschen Verkäufen direkt in die USA könnten indirekt auch Verkäufe nach China Schaden nehmen, erklärt Wollmershäuser. Wenn China beispielsweise deutsche Maschinen nicht mehr benötige, weil der chinesische Verkauf in die USA einbricht.
    Geböude der Agentur für Arbeit in Düsseldorf.
    In Deutschland hat sich die Zahl der Arbeitslosen im Oktober im Vergleich zum Vorjahresmonat kaum verändert. 30.10.2024 | 0:18 min

    Expertin sieht Verunsicherung durch Ampel-Aus

    Geraldine Dany-Knedlik befürchtet durch den Trump-Sieg und den Zerfall der Ampel-Koalition auch Effekte auf die Stimmung - sowohl in der Bevölkerung als bei den Unternehmen.

    Die Situation dürfte die Verunsicherung der deutschen Unternehmen und privaten Haushalte massiv erhöhen und die erwartete Erholung wohl zumindest merklich bremsen.

    Dr. Geraldine Dany-Knedlik, Leiterin der Abteilung Prognose und Konjunkturpolitik, DIW Berlin

    Sie geht davon aus, dass sich die politischen Ereignisse im Investitions- und Konsumverhalten bemerkbar machen. Eine zügige Klärung der politischen Verhältnisse in Deutschland könnte die ökonomischen Folgen begrenzen.
    Insgesamt lässt sich festhalten: "Es steht nicht gut um die deutsche Wirtschaft", wie Timo Wollmershäuser sagt. Besonders die deutsche Industrie ist betroffen. Doch Lohnerhöhungen haben die Kaufkraft erhöht und die gestiegene Konsumlaune der Privathaushalte macht Hoffnung.
    Grafik: Marie Ries
    Redaktion: Kathrin Wolff

    Experten alarmiert
    :Was bedeutet Trumps Sieg für Deutschland?

    Donald Trump hat eine radikale Agenda für seine zweite Amtszeit im Weißen Haus angekündigt. Welche Auswirkung hat seine erneute Präsidentschaft für Deutschland?
    von Jan Schneider
    Autos von Volkswagen in Schutzhüllen
    mit Video

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