Bundesbank mit Milliardenverlust: Welche Folgen das hat

    Welche Auswirkungen hat das?:Bundesbank fährt Milliardenverlust ein

    Frank Bethmann
    von Frank Bethmann
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    Erstmals muss die Bundesbank einen Verlust auf die Zukunft übertragen - dem Bund entgehen auf Jahre hinaus Gewinne. Doch Experten erwarten keine spürbaren Folgen für die Bürger.

    Valerie Haller an der Börse
    Die Deutsche Bundesbank hat einen Verlust in Rekordhöhe für das vergangene Jahr gemeldet. ZDF-Wirtschaftsexpertin Valerie Haller berichtet. 25.02.2025 | 1:08 min
    Vorbei die guten alten Zeiten, in der sich jede Bundesregierung über stattliche Gewinne der Bundesbank freuen durfte. Deutschlands Zentralbank schreibt Verluste, wie der neue Geschäftsbericht zeigt. Rund 19,2 Milliarden Euro Minus stehen für das vergangene Jahr in der Bilanz und damit der höchste Verlust in der Geschichte der Deutschen Bundesbank, wie die Notenbank in Frankfurt mitteilte.
    Nicht zum ersten Mal gibt es einen Verlust. Neu ist allerdings der Umgang damit. Bislang konnten die operativen Verluste durch Rücklagen ausgeglichen werden. Für 2024 aber wird die Bundesbank erstmal Verluste auf die kommenden Jahre vortragen müssen. Fortan wird sie hoffen, dass sie später wieder Gewinne schreibt, mit denen dann die Verluste, die sie jetzt in die Zukunft schiebt, ausgeglichen werden können.
    Ein Hinweisschild mit Bundesadler und dem Schriftzug Bundesgerichtshof
    Der Bundesgerichtshof hat entschieden: Negativzinsen auf Spareinlagen und Tagesgeld während der sogenannten Niedrigzinsphasen waren rechtswidrig. 04.02.2025 | 1:30 min
    Nicht schlimm, findet Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, die zur Finanzgruppe der deutschen Sparkassen gehört.

    Im Gegensatz zu allen anderen Unternehmen kann die Bundesbank fast unbegrenzt Verluste vortragen, ohne an Funktionsfähigkeit zu verlieren.

    Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank

    Bundesbank: Gewinnausschüttungen werden "längere Zeit" ausfallen

    Voll handlungsfähig also bleibt die Bundesbank. Schlechte Nachrichten sind dies indes für den Staatshaushalt. Bundesbankpräsident Joachim Nagel hatte im Vorfeld bereits deutlich gemacht, dass die Gewinnausschüttung an den Bund für "längere Zeit" ausfallen wird.
    Und zwar so lange, bis alle Verluste wieder abbezahlt sind. Laut Schätzungen des Internationalen Währungsfonds ist damit erst im Jahr 2032 wieder zu rechnen.
    in: Eine Stele mit der Aufschrift ·European Central Bank - Eurosystem· steht vor der Europäischen Zentralbank (EZB) im Frankfurter Osten.
    Aktuell kämpfen die Notenbanken mit neuen Krisen: Die EZB reagierte im Dezember mit einer weiteren Zinssenkung auf drei Prozent auf die schwache Konjunktur im Euro-Raum.12.12.2024 | 1:30 min

    Notenbankenverluste als Spätfolgen der Corona-Krise

    Eine längere Durststrecke also für die renommierte Bundesbank, die bis heute und auch in den kommenden Jahren unter der Corona-Krise leidet und weiter leiden wird. Damals hatten die Zentralbanken das Geld sehr billig gemacht. Die Europäische Zentralbank (EZB) legte zudem ein billionenschweres Anleihekaufprogramm auf, damit sich Staaten besser finanzieren können.
    Im Auftrag der EZB kaufte in der Folge auch die Bundesbank Staatsanleihen auf, wie weitere 19 europäische Notenbanken. Papiere, niedrig verzinst und auf lange Zeit festgeschrieben, die nun in den Büchern der Bundesbank stehen.

    Europäische Notenbanken sind Opfer ihrer eigenen Geldpolitik

    Die Notenbanken sind Opfer ihrer eigenen Geldpolitik geworden. Denn während man durch den Ankauf der Staatsanleihen nur niedrige Zinsen einnimmt, muss man gleichzeitig hohe Zinsen abführen. Zinsen zahlt die Bundesbank den Geschäftsbanken auf ihre Einlagen.
    Francois Villeroy de Galhau
    Im März 2024 legten Frankreichs Notenbankchef François Villeroy de Galhau und Bundesbank-Präsident Joachim Nagel ihre Positionen zu den europäischen und globalen Krisen und Herausforderungen dar.22.03.2024 | 4:18 min
    Zahlreiche Leitzinsanhebungen waren dafür verantwortlich, dass bis Mitte vergangenen Jahres dieser Einlagenzins noch bei hohen vier Prozent lag. Das war teuer für die Bundesbank, die unter dem Strich sehr viel höhere Zinsausgaben als -einnahmen hatte.

    Nagel: Preisstabilität wichtiger als Gewinne

    Bundesbankpräsident Nagel hatte jüngst angekündigt, dass es auch ihm lieber sei, Gewinne statt Verluste zu verkünden. Doch die Geldpolitik könne sich daran nicht orientieren, schränkte er ein. Die Aufgabe der Bundesbank sei es, für Preisstabilität zu sorgen, nicht möglichst hohe Gewinne zu erzielen.
    "Notenbanken können zudem nicht zahlungsunfähig werden, weil sie ja das gesetzliche Zahlungsmittel selbst in Umlauf bringen", führt der Frankfurter Ökonom Volker Wieland gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung aus. "Damit können sie immer ihre Verbindlichkeiten begleichen, Gehälter bezahlen und so weiter."
    Marietta Slomka im Gespräch mit Joachim Nagel
    "Deutschland ist ganz bestimmt nicht der kranke Mann Europas", sagte Bundesbankpräsident Joachim Nagel im vergangenen Juni.07.06.2024 | 4:50 min

    Bundesbank hat noch immer "geldpolitisches Gewicht"

    Auch die Bürgerinnen und Bürger würden von der temporären Schieflage der Bundesbank nichts spüren, ist sich DekaBank-Chefvolkswirt Kater sicher. Die Bundesbank sorge auch weiterhin dafür, dass das Geldsystem in Deutschland funktioniere. Zwar ist sie nicht mehr für die D-Mark verantwortlich, sondern "managt", wie er es nennt, heute nur noch den Euro, zusammen mit anderen Notenbanken.

    Allerdings hat aufgrund der Größe der deutschen Volkswirtschaft und der Erfahrung der Bundesbank das Wort der deutschen Währungshüter in der europäischen geldpolitischen Diskussion ein besonderes Gewicht.

    Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank

    Das vorerst letzte Mal hatte die Bundesbank im Übrigen 2019 einen Gewinn an den Bundeshaushalt abgetreten. Damals waren es gut 5,8 Milliarden Euro.

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    Quelle: dpa

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