Deutscher Computerspielpreis: Feiern trotz Krise

    Deutscher Computerspielpreis:Gaming-Branche: Feiern trotz Krise

    von Andreas Garbe
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    Wenn am Donnerstag in München der Deutsche Computerspielpreis verliehen wird, feiert sich die hiesige Entwicklerszene. Doch die Gaming-Branche steckt in einer handfesten Krise.

    Archiv: Junge Männer spielen Computerspiele auf der Gamescom
    Junge Männer beim Computerspielen auf der Gamescom (Archiv)
    Quelle: Koelnmesse GmbH/obs

    Pete Walentin kann in diesen Tagen zufrieden sein. Der Co-Gründer der Frankfurter Firma Keen Games und sein Team haben nach jahrelanger Entwicklung endlich ihr Computerspiel Enshrouded veröffentlicht. Darin bedroht ein mysteriöser Nebel eine Fantasiewelt; diese gilt es zu retten, durch Sammeln, Bauen und Kämpfen.
    Seit dem Erscheinen am 24. Januar wurde das Spiel über 2,5 Millionen Mal verkauft, und auch die Kritiken können sich sehen lassen. Walentin & Co haben trotzdem immer noch alle Hände voll zu tun, denn die Arbeit an einem Computerspiel geht auch nach der Veröffentlichung weiter - zumal sich Enshrouded auch noch im sogenannten Early Access Stadium befindet, also in einer noch nicht finalen Version. "Vor zwei Wochen haben wir unser erstes Update veröffentlicht und arbeiten aktuell mit Hochdruck an dem nächsten," erzählt Walentin.

    Deutscher Computerspielpreis - Bundesregierung verleiht mit

    Für den diesjährigen Deutschen Computerspielpreis (DCP), den die Bundesregierung diesen Donnerstag zusammen mit dem Branchenverband verleiht, erschien der Überraschungserfolg aus Frankfurt nicht mehr rechtzeitig. Für das kommende Jahr wolle man Enshrouded aber dringend einreichen, sagt Walentin.
    In 15 Kategorien warten beim DCP Preisgelder in Höhe von insgesamt 800.000 Euro. Wichtigste Kategorie ist das Beste Deutsche Spiel, dotiert mit 100.000 Euro. Den Preis gibt es seit 2009 zur "Ehrung der kreativen Köpfe der Branche und für die Entwicklung weiterer qualitativ hochwertiger Spiele 'Made in Germany'", so die offizielle DCP-Webseite.





    Für Petra Fröhlich ist die Preisverleihung ein Pflichttermin. Sie ist Chefredakteurin des Branchendienstes GamesWirtschaft und lobt:

    Der DCP hat eine wichtige Scharnier-Funktion für Politik und Industrie, weil er Sichtbarkeit herstellt.

    Petra Fröhlich, GamesWirtschaft

    "Förder-Stopp", Massenentlassungen und Studioschließungen

    "Dies lässt sich auch daran ablesen, dass sich unterschiedlichste Regierungskoalitionen zur Weiterentwicklung des Formats bekannt haben." Der Preis habe "die politische Rampe für die spätere Einführung der Games-Förderung gebaut", so Fröhlich weiter.
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    Doch die stockt aktuell, weil die bereitgestellten Fördergelder des Bundes seit Mai 2023 aufgebraucht sind, vermutlich bis ins kommende Jahr hinein. Fröhlich nennt das einen "Förder-Stopp" und eine "Vollbremsung".
    Doch auch wenn die Bundesregierung die Geldtöpfe jetzt wieder auffüllen würde, es würde der Branche kaum helfen. Denn die steckt in einer tiefen Krise: Allein in den vergangenen Monaten wurde tausenden Leuten weltweit gekündigt, bei internationalen Giganten wie Activision Blizzard, Sony und Electronic Arts. Und auch in Deutschland sind viele Arbeitsplätze weggefallen.





    Entwicklungsstopp in deutscher Gaming-Branche

    Das Essener Kultstudio Piranha Bytes - verantwortlich für so bekannte Rollenspielserien wie Gothic oder Elex - existiert seit einigen Monaten wohl nur noch auf dem Papier. Und Ende Juni wurde bekannt, dass mit Daedalic in Hamburg ein weiteres Traditionsunternehmen - bekannt für hochgelobte Eigenentwicklungen wie Edna bricht aus und Silence - keine eigenen Spiele mehr entwickeln, sondern nur noch als Verlag für die Titel anderer Studios agieren wird.
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    Kein anderes Studio hat so oft den Deutschen Computerspielpreis gewonnen wie Daedalic. Geholfen hat es nichts. Nach zwei intern entwickelten Flops - A Year of Rain und Gollum - zog der französische Konzern, dem das deutsche Studio inzwischen gehört, den Stecker.

    Ausland mischt in deutscher Games-Branche mit

    Auch Keen Games lebt von Investitionen aus dem Ausland. 2021 steckte der chinesische Games-Gigant Tencent - der umsatzstärkste Konzern im Bereich Videospiele weltweit - zusammen mit einem europäischen Fonds zehn Millionen US-Dollar in das Unternehmen.
    Und auch das Personal kommt oft aus dem Ausland. In den größeren deutschen Studios wird deshalb meist konsequent Englisch gesprochen. Noch in den Neunziger Jahren reichte es, wenn sich Games wie das Aufbauspiel Die Siedler oder die Fußballmanager-Simulation Anstoss hauptsächlich in Deutschland verkauften. Das reicht inzwischen nicht mehr, sagt Pete Walentin:

    Die Branche ist international. Es gibt keine Produktion, die ausschließlich für den deutschen Markt entwickelt wird, weil das wirtschaftlich keinen Sinn macht.

    Pete Walentin, Keen Games

    Petra Fröhlich ergänzt: "Games müssen sich am Weltmarkt beweisen. Ich würde davor warnen, sich zu sehr auf den hiesigen Markt zu kaprizieren. Der deutsche Maschinenbau hat eine Exportquote von über 80 Prozent - da spielt das Inland zwar eine wichtige, aber eben auch eine untergeordnete Rolle."
    Der Autor ist beim diesjährigen DCP Mitglied einer der Fachjurys, die Empfehlungen für die Hauptjury erarbeitet haben.
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