Vom Handelsstreit zur Schmuggel-Strategie: Mit trickreichen Methoden unterläuft China gezielt die Strafzölle der USA. Der Schattenhandel könnte auch für Deutschland Folgen haben.
China exportiert zwar weniger direkt in die USA. Es gibt aber Hinweise, dass es die Zölle umgeht.
Quelle: picture alliance / CFOTO
Zunächst schien es ein klarer Schlag gegen das Reich der Mitte: Zölle von bis zu 145 Prozent ab April sollten chinesische Exporte unattraktiv machen und die heimische US-Industrie schützen. Doch der Plan von US-Präsident Donald Trump geht offenbar nur teilweise auf.
Denn während offizielle Handelsstatistiken einen Rückgang der Einfuhren aus China in die USA zeigen, steigen gleichzeitig Einfuhren aus Vietnam, Malaysia und Südkorea. Was steckt dahinter? Die Antwort heißt Rerouting - Zollumgehung.
Chinas neue Handelsroute: Über Vietnam in die USA
Ein Forschungspapier der Harvard Business School bringt erstmals Licht in Chinas "Schmuggel-Strategie". Das Ergebnis der Ökonomen: Chinesische Firmen nutzen Vietnam gezielt als Transitland, um ihre Waren in die USA zu bringen - und so den US-Zöllen zu entgehen.
Die hohen Zölle von Trumps aggressiver Zollpolitik erschweren den Handel zwischen den USA und China erheblich. Doch welche Auswirkungen hat das auf die chinesische Wirtschaft?17.04.2025 | 1:40 min
Der Trick ist simpel: Ein chinesisches Unternehmen exportiert seine Waren nach Vietnam. Von dort aus werden sie unter neuem Etikett - etwa "Made in Vietnam" - weiter in die USA verschifft. In vielen Fällen, so die Forscher, findet dabei keine nennenswerte Weiterverarbeitung statt. Es geht lediglich ums Umlabeln. Der Grund: In Vietnam und anderen südostasiatischen Ländern gilt noch ein US-Zoll von zehn Prozent.
Forscherin Wan-Hsin Liu vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel) teilt die Einschätzung aus dem Harvard-Papier. Man müsse nur auf die aktuellen Zahlen schauen, sagt Liu dem ZDF:
Man sieht, dass China im April 2025 im Vergleich zum letzten Jahr viel mehr Waren in die südostasiatischen Länder exportiert hat.
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Wan-Hsin Liu, IfW Kiel
Die Zuwachsrate im April sei auch "viel höher als im März", so Liu.
Das Geschäft mit dem "Herkunftsschwindel" boomt
Der "Herkunftsschwindel" ist ein florierendes Geschäftsmodell. Wie die Financial Times berichtet, werben chinesische Anbieter auf Plattformen wie Xiaohongshu offen dafür - mit Slogans wie: "Transformiere deine Ware in Malaysia zu einem Asean-Produkt!"
Chinas Exporte steigen im April überraschend über acht Prozent. Das Vierfache der Erwartungen – könnte der Zollstreit mit den USA eine Rolle spielen? ZDF-Börsenexpertin Valerie Haller berichtet.09.05.2025 | 1:13 min
Die USA beobachten diese Entwicklung mit wachsender Sorge. Und die Nachbarländer sind sich der heiklen Rolle bewusst, in die sie gedrängt werden.
Widerstand regt sich - aber zaghaft
Südkorea, Vietnam und Thailand verschärfen derzeit ihre Kontrollen auf Herkunftsnachweise. In Südkorea wurden allein im ersten Quartal 2025 Waren im Wert von 21 Millionen Dollar mit falschem Herkunftsland entdeckt - fast alle kamen aus China, fast alle waren für die USA bestimmt, wie die dortigen Behörden berichten.
Experten warnen vor einem globalen Risiko - wie genau betrifft uns der Handelsstreit zwischen den USA und China? ZDF-Börsenexperte Frank Bethmann berichtet.11.04.2025 | 1:34 min
Auch Malaysia kündigte an, gegen Zollumgehung vorzugehen. Doch gleichzeitig berichten Brancheninsider, dass die Behörden häufig beide Augen zudrücken.
Forscherin Liu sieht große Herausforderungen für die südostasiatischen Behörden:
Es ist sehr unwahrscheinlich, dass sie alle Geschäfte dieser Art identifizieren und stoppen können.
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Wan-Hsin Liu, IfW Kiel
US-Zölle mit Nebenwirkungen für Deutschland
Probleme drohen auch für Deutschland. "Wenn Trump durch Zölle für Südostasien die chinesischen Umwege stark erschwert, werden sich chinesische Unternehmer stärker auch auf alternative Märkte wie Deutschland fokussieren", warnt IfW-Forscherin Liu.
Wer profitiert vom US-Handelsstreit mit China? Macht Donald Trumps Zollpolitik – unabsichtlich – China great again? Im auslandsjournal-Podcast diskutieren ZDF-Korrespondenten.16.04.2025 | 50:27 min
Die neuen US-Zölle auf chinesische Produkte könnten laut einer Analyse des Kreditversicherers Allianz Trade Tausende Arbeitsplätze in Deutschland gefährden - vor allem im Süden der Republik.
Die US-Zölle führen fast überall in der Welt zu erheblichen Verschiebungen bei den Handelsströmen.
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Milo Bogaerts, Deutschlandchef bei Allianz Trade
China werde seine vom US-Markt ausgesperrten Waren verstärkt nach Europa - und insbesondere nach Deutschland - umleiten, sagt Milo Bogaerts, Deutschlandchef des Kreditversicherers Allianz Trade.
Bis zu 25.000 Stellen laut Analyse gefährdet
Diese Entwicklung ist brisant: Sie bedeutet mehr Konkurrenz auf dem heimischen Markt, Preisdruck im Exportgeschäft - und ein größeres Risiko für Arbeitsplätze. Die Analyse von Allianz Trade beziffert die potenziell gefährdeten Arbeitsplätze auf zwischen 17.000 und 25.000 Stellen. Betroffen seien vor allem Industriezweige wie der Maschinenbau und Elektronik, Computer und Fahrzeugtechnik.
Eines steht schon jetzt fest: Der Handelsstreit zwischen den USA und China ist ein Konflikt mit Nebenwirkungen für Deutschland.
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