Automobilindustrie will wieder mehr China-Risiko wagen
Kurs deutscher Hersteller:Doch wieder mehr China-Risiko der Autobranche?
von Anne Sophie Feil
|
Noch vor Kurzem wollten Europa und vor allem Deutschland unabhängiger von China werden. In Shanghai zeigen sich deutsche Autobauer nun betont offen für eine engere Zusammenarbeit.
Auf der Automesse in Shanghai stehen die Zeichen auf Elektro. Die deutschen Autobauer versuchen, ihren Rückstand auf die chinesische Konkurrenz beim Thema E-Auto aufzuholen.23.04.2025 | 2:33 min
Noch vor einem halben Jahr dominierte das Schlagwort "De-Risking" die Debatte über die Wirtschaftsbeziehungen zu China. Europa wollte seine Abhängigkeiten reduzieren, eigene Lieferketten stärken und Preisvorteile chinesischer Autobauer ausgleichen.
Doch die Automesse in Shanghai vermittelt inzwischen ein anderes Bild. Deutsche Hersteller suchen den Schulterschluss mit China - nicht nur als Absatzmarkt, sondern auch, um in einer sich rasant verändernden Industrie den Anschluss wiederzufinden.
Autobranche: Neubewertung durch Trumps Handelspolitik
Die protektionistische Handelspolitik des US-Präsidenten Donald Trump scheint zu einer Neubewertung der wirtschaftlichen Beziehungen mit China zu führen. Der Autoexperte Christoph Stürmer erklärt: "Der Unterschied sind die erratischen Maßnahmen von Donald Trump. Inzwischen wird China beziehungsweise Europa als das 'kleinere Übel' gesehen."
In Shanghai präsentiert sich China als Verfechter des Freihandels. Diese geopolitischen Verschiebungen treffen auf eine Branche im Umbruch. Die einst tonangebenden deutschen Autobauer geraten in China zunehmend unter Druck. Einheimische Marken wie BYD und Geely wachsen rasant und überholen die deutschen Platzhirsche beim Absatz.
Zwölf US-Bundesstaaten haben Klage gegen die Zollpolitik von Präsident Donald Trump eingereicht. Der Präsident habe nicht die Befugnis, Steuern und Zölle zu erheben, hieß es zur Begründung.24.04.2025 | 0:23 min
Deutsche Autobauer unter Zugzwang in China
Der Rückstand ist besonders im boomenden Segment der Elektrofahrzeuge eklatant. Für BMW, Mercedes und VW ist das Reich der Mitte nicht nur der größte Absatzmarkt, sondern auch essenziell, um in Sachen Effizienz, Innovation und Produktionsverfahren wieder aufzuholen.
Die Rolle Chinas hat sich während der Corona-Zeit massiv gewandelt; während in Europa Stagnation herrschte, wurde in China mit Hochdruck an technischen und vor allen Dingen unternehmerischen Durchbrüchen gearbeitet.
„
Christoph Stürmer, Autoexperte
Was das konkret bedeutet, zeigt sich im harten Wettbewerb vor Ort, der "mit exzessiven Innovationen und ruinösen Preisen getrieben wird", wie Stürmer es beschreibt. Dies zwingt auch die deutschen Hersteller zu einem China-Tempo, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Abhängigkeit von China ein zweischneidiges Schwert?
Eine verstärkte Hinwendung zu China könnte jedoch neue Abhängigkeiten mit sich bringen. Stürmer warnt: Gerade mit Blick auf ihre Gewinne seien die deutschen Autohersteller weiterhin stark von China abhängig. Eine Strategie, bei der Produktion und Verkauf stärker auf den lokalen Markt in China ausgerichtet seien, stecke noch in den Anfängen.
Mit eigens für den chinesischen Markt gebauten E-Autos wollen deutsche Hersteller ihren Absatz in China ankurbeln. ZDF-Korrespondentin Miriam Steimer ordnet diese Strategie ein.23.04.2025 | 1:12 min
Es ist also im Interesse vieler deutscher Autobauer, ihr Chinageschäft zu intensivieren, etwa durch Partnerschaften und Investitionen. Als einer der ersten deutschen Hersteller reagiert Volkswagen mit einer klaren Gegenstrategie.
Unter dem Titel "In China für China" will der einstige Marktführer in China wieder auf Spur kommen. Dafür tun sich die Wolfsburger unter anderem mit dem chinesischen Elektroautobauer Xpeng zusammen. Bis 2027 will der Konzern mehr als 20 neue Modelle speziell für den chinesischen Markt launchen.
Volkswagen startet Produktoffensive
VW-Chef Oliver Blume sagte auf der Messe in Shanghai:
Der Wettbewerb ist nach wie vor extrem hoch. Wir sehen aber mittlerweile eine Sättigungskurve an Innovation.
„
Oliver Blume, VW-Chef
"Für den Konzern heißt das: Wir sind deutlich zuversichtlicher mit dem, was wir aufgesetzt haben." Besonders im Vergleich zu kleineren Konkurrenten spiele VW seine Stärken - etwa das dichte Händlernetz - gezielt aus.
Oliver Blume zweifelt am festen Datum für das Verbot von neuen Benziner und Diesel-Autos in der EU. Die Verkehrswende müsse sich an der Realität orientieren, fordert der VW-Chef.
Auch BMW und Mercedes wollen die Produktion vor Ort ausbauen. Autoexperte Christoph Stürmer sieht Europa im technologischen Wettlauf keineswegs abgeschlagen. Was jedoch fehle, sei "der unternehmerische Risikoappetit" sowie "eine langfristige, staatlich unterstützte Finanzierung nachhaltiger Innovationen".
Auf dem größten Automarkt der Welt drohen deutsche Marken abgehängt zu werden. Wie Volkswagen dort jetzt schneller und günstiger werden will.10.04.2025 | 3:29 min
Was braucht es für den chinesischen Automarkt?
Die Messe in Shanghai zeigt: Statt Abschottung scheint aktive Mitgestaltung angesagt. De-Risking ist zwar nicht vom Tisch - doch im harten Wettbewerb um Marktanteile und technologische Führerschaft dominieren Pragmatismus und Tempo.
Wer in China bestehen will, muss nicht nur schnell, sondern auch risikobewusst agieren - mit technologischer Weitsicht, strategischer Anpassungsfähigkeit und unternehmerische Flexibilität.
Es war ein schweres Jahr bei VW, Absatzprobleme, verzögerte Modelloffensive, Tarifauseinandersetzung inklusive Streik. Doch Europas größter Autobauer schaut nach vorn - positiv.
Um dir eine optimale Website der ZDFmediathek, ZDFheute und ZDFtivi präsentieren zu können, setzen wir Cookies und vergleichbare Techniken ein. Einige der eingesetzten Techniken sind unbedingt erforderlich für unser Angebot. Mit deiner Zustimmung dürfen wir und unsere Dienstleister darüber hinaus Informationen auf deinem Gerät speichern und/oder abrufen. Dabei geben wir deine Daten ohne deine Einwilligung nicht an Dritte weiter, die nicht unsere direkten Dienstleister sind. Wir verwenden deine Daten auch nicht zu kommerziellen Zwecken.
Zustimmungspflichtige Datenverarbeitung • Personalisierung: Die Speicherung von bestimmten Interaktionen ermöglicht uns, dein Erlebnis im Angebot des ZDF an dich anzupassen und Personalisierungsfunktionen anzubieten. Dabei personalisieren wir ausschließlich auf Basis deiner Nutzung der ZDFmediathek, der ZDFheute und ZDFtivi. Daten von Dritten werden von uns nicht verwendet. • Social Media und externe Drittsysteme: Wir nutzen Social-Media-Tools und Dienste von anderen Anbietern. Unter anderem um das Teilen von Inhalten zu ermöglichen.
Du kannst entscheiden, für welche Zwecke wir deine Daten speichern und verarbeiten dürfen. Dies betrifft nur dein aktuell genutztes Gerät. Mit "Zustimmen" erklärst du deine Zustimmung zu unserer Datenverarbeitung, für die wir deine Einwilligung benötigen. Oder du legst unter "Einstellungen/Ablehnen" fest, welchen Zwecken du deine Zustimmung gibst und welchen nicht. Deine Datenschutzeinstellungen kannst du jederzeit mit Wirkung für die Zukunft in deinen Einstellungen widerrufen oder ändern.