Autoland China: Von der Werkbank zum Technologieführer
PwC-Analyse:China: Von der Werkbank zum Technologieführer
von Lothar Becker
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China könnte schon dieses Jahr mehr Autos nach Europa exportieren als umgekehrt, so eine PwC-Analyse. Dabei sind chinesische Autos nicht billig, sondern sehr wettbewerbsfähig.
Die chinesische E-Auto-Produktion hat mittlerweile die Nase vorn.
Quelle: dpa/XinHua
Die Aussage von Felix Kuhnert, Partner und Automotive Leader bei PwC Deutschland könnte nicht klarer sein: "Während die Elektromobilität weltweit Auftrieb hat, führen wir in Europa Scheindebatten über Reichweitenangst und Technologieoffenheit."
Bessere und günstigere Elektromobilität kommt aber nicht aus Europa, sondern fast ausschließlich aus Asien und dort vornehmlich aus China. Technologisch mithalten können derzeit noch Batteriehersteller aus Korea und Japan und E-Autopionier Tesla.
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Die Neusortierung der automobilen Ordnung ist in vollem Gange
Vor allem in diesem Jahrtausend wuchs der chinesische Automarkt wie kein zweiter, Autohersteller aus Deutschland konnten Umsatzrückgänge im Heimatmarkt leicht verkraften. Das Geld wurde in China verdient. Doch jetzt, so eine nun veröffentlichte Studie von PwC Strategy&, droht das Verhältnis zu kippen.
2023 standen der Einfuhr von 280.000 Autos chinesischer Marken nach Europa 350.000 nach China exportierte Fahrzeuge europäischer Hersteller gegenüber.
2024 könnten laut Studie bereits 440.000 Autos chinesischer Produzenten nach Europa drängen, während die europäischen Autobauer nur noch 325.000 in Europa produzierte Fahrzeuge nach China verkaufen.
"Anfangs waren chinesische Autos von mieser Qualität" erinnert sich Professor Ferdinand Dudenhöffer. "Doch ab 2010 konnte man erkennen, mit welchem Elan die chinesische Politik die Elektromobilität angeht."
Auch weil die deutsche Politik das Thema nicht erkannt habe und eben keine langfristige Förderung bei Batterie- und Halbleiterforschung initiiert habe.
Die Europäische Union und Serbien haben ein Abkommen über den Abbau eines Lithium-Vorkommens im Wert von mehreren Milliarden Euro abgeschlossen.19.07.2024 | 2:31 min
Experte: Deutsche Politik hat Förderung verschlafen
Die deutsche und auch die Förderpolitik der EU bezeichnet Dudenhöffer als eher kurzsichtig und aktionistisch als langfristig strategisch. "Damit hat man das Feld den Chinesen überlassen."
Dabei kam 2009 das laut Herstellerangaben erste Großserienfahrzeug mit einer Lithium-Ionen-Batterie aus Deutschland. Der S400 Hybrid von Mercedes. Doch es war ein halbherziges Unterfangen. Viele Patente rund um Antriebsbatterien folgten, doch den Umbruch weg vom Verbrennungsmotor hin zum batterieelektrischen Antrieb wollten die etablierten Hersteller nicht vollziehen.
Schließlich ließ und lässt sich mit Verbrennern viel Geld verdienen und deutsche Ingenieure taten alles, um den Verbrennungsmotor immer sauberer werden zu lassen - oder zumindest in Tests sauberer aussehen zu lassen. Die E-Mobilität dagegen war neu, kompliziert und nicht profitabel.
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Erste Batteriezellen-Produktion nicht wirtschaftlich
Das Werk der 2009 als JointVenture von Evonik und der Daimler AG gegründeten Accumotive im sächsischen Kamenz hätte zur Geburtsstätte der Neuerfindung des Automobils werden können.
Doch in den ersten Jahren der Zellproduktion war der produzierte Ausschuss, also die Menge fehlerhafter Batteriezellen so groß, dass sie nicht wirtschaftlich auf den Markt zu bringen waren.
Evonik zog sich aufgrund der wachsenden Defizite zurück. Die Zellproduktion wurde eingestellt, stattdessen in Asien eingekauft. Von dortigen Herstellern stammen seitdem die Batteriezellen für Elektrofahrzeuge "Made in Germany".
Für "Made in China" wiederum wurde Forschung und Entwicklung weiter gefördert. Mit dem Ziel großserienreife Produktionsmethoden für Batteriezellen von Elektroautos zu entwickeln. Mit Erfolg: Inzwischen existiert bei mehreren Firmen in China ein Fertigungs-Knowhow, dass es so bei etablierten Automobilherstellern nicht gibt.
Emissionen von Bussen und Lkw sollen in den nächsten zwanzig Jahren deutlich sinken. Experte Maximilian Zähringer über den Entwicklungsstand bei Fahrzeugen mit Elektroantrieb.29.10.2023 | 5:14 min
China: Von der verlängerten Werkbank zum Technologieführer entwickelt
Inzwischen ist die chinesische Zellproduktion so gut, dass die Elektroautos preislich konkurrenzfähig sind mit Verbrennerfahrzeugen. 40 Prozent der chinesischen Neuwagen haben mittlerweile einen Elektroantrieb und damit Batterien.
Entweder einen rein batterieelektrischen (BEV) oder einen Hybridantrieb, bei dem der Akku an der Steckdose geladen werden kann (PHEV).
65 Prozent der chinesischen Neuwagen kommen inzwischen von inländischen Marken, während europäische Hersteller immer weiter Anteile am wichtigsten Automobilmarkt verlieren. Sie verkaufen nur noch etwas mehr als halb so viele Neuwagen wie im Spitzenjahr 2014 - Tendenz weiter sinkend.
Der chinesische Batteriehersteller CATL hat angekündigt eine schnellladefähige Autobatterie anbieten zu wollen, die eine Gesamtfahrleistung von rund zwei Millionen Kilometern schaffen soll. Diese Haltbarkeit kannte man bisher nur von alten Taxi-Diesel-Motoren aus Stuttgart. Die Zeiten ändern sich.
Quelle: ZDF
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