Bundesbank: Rückgang von Bargeldnutzung setzt sich fort

    Bericht:Rückgang von Bargeldnutzung setzt sich fort

    von Mischa Ehrhardt
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    Bargeld ist nach wie vor beliebt in Deutschland. Zunehmend gewinnen Zahlungen per Karte oder Smartphone an Bedeutung. Die Mehrheit wünscht sich, auch in Zukunft wählen zu können.

    Ein Kunde zahlt mit einer EC-Karte an der Kasse
    Immer häufiger werden Einkäufe inzwischen bargeldlos per Karte oder mit dem Smartphone bezahlt.
    Quelle: dpa

    Wer an der Theke oder der Ladenkasse noch Bargeld oder Münzen zückt, gehört zur Mehrheit in diesem Land. Noch. Denn diese Mehrheit existiert nur noch hauchdünn. Das ist das Ergebnis der neuesten Studie zum Bezahlverhalten der Bundesbank.

    Bargeldanteil sinkt vergleichsweise schnell

    Dabei lässt sich beobachten, dass die Alternativen zu Bargeld seit Jahren bereits an Bedeutung gewinnen. Waren es 2021 noch 58 Prozent aller Einkäufe, die mit Münzen und Scheinen aus dem Portemonnaye beglichen wurden, so sind es bei der Befragung bis Herbst 2023 nur noch 51 Prozent. "Dieser Rückgang ist zwar nicht mehr so ausgeprägt wie während der Corona-Pandemie", sagte Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz.

    Dennoch sinkt der Barzahlungsanteil schneller als in den Jahren zuvor, als der Rückgang nur jeweils einen Prozentpunkt pro Jahr betrug.

    Burkhard Balz, Bundesbank-Vorstand

    Umgekehrt steigt der Anteil bargeldloser Bezahlvorgänge, immer häufiger also werden Einkäufe inzwischen bargeldlos mit Bezahlkarten oder auch per Smartphone bezahlt. Am beliebtesten ist dabei das Bezahlen mit einer Bank- oder Debitkarte.
    EC-Karte am Bezahl-Terminal an der Kasse eines Supermarktes
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    Alternativen auf dem Vormarsch

    Dabei verhält es sich bei den Umsätzen aber umgekehrt - hier überwiegen die unbaren Bezahlwege. Der Grund ist einfach: Werden viele kleine Summen im Alltag häufig noch mit Bargeld beglichen, so Zahlen die Menschen größere Summen eher mit Karte, vor allem aber per Banküberweisung. Gemessen am Umsatz lag die Debitkarte mit einem Anteil von 32 Prozent der Gesamtausgaben klar auf Platz eins, Bargeld folgt mit 26 Prozent; danach kommen Überweisungen und Internetbezahlverfahren wie Paypal, Klarna oder giropay. Dabei gibt es einen Trend, dass auch kleinere Beträge nun häufiger mit unbaren Zahlungsmitteln bezahlt werden, erklärte Burkhard Balz.
    Alternativen zum Bargeld gibt es bekanntlich reichlich. Vor allem aber Internetbezahlerfahren haben in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen - etwa Paypal. Während der Pandemie haben der Online-Handel und damit auch Bezahlwege im Internet einen Schub gemacht. Hinzu kommen mobile Verfahren - etwa per Handy oder Smartwatch. Sie haben sich gegenüber der Studie vor zwei Jahren verdreifacht - allerdings von einem sehr niedrigen Niveau aus.
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    Zahlen per Smartphone und Smartwatch

    "Wir sehen deutlich, dass die Kunden wesentlich stärker unbar zahlen, also mit ihrer Karte an der Kasse oder ihrem Smartphone", so der Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbandes HDE, Stefan Genth gegenüber ZDFheute. "Das heißt, auch das Zahlen wird digitaler. Für uns ist das natürlich eine große Herausforderung. Denn wir brauchen natürlich beides - Bargeld und auch digitale Zahlmöglichkeiten".
    Laut Umfragen des Digitalverbandes Bitkom haben sechs von zehn Deutschen im vergangenen Jahr mindestens einmal an der Kasse mit Smartphone oder Smartwatch bezahlt. Laut dieser Umfrage geben rund drei Viertel der Befragten an, dass es sie störe, wenn sie an der Kasse keine Möglichkeit haben, bargeldlos zu bezahlen. Andererseits will die Mehrheit hierzulande laut Bundesbankstudie Bargeld auch in Zukunft nutzen.

    Anonymität beim Bargeld geschätzt

    Dabei geben 63 Prozent der Befragten als Grund für Barzahlungen an, dass sie anonym sind und so die Privatsphäre besser schützen. Knapp die Hälfte sieht im Bargeld den Vorteil, dass die Zahlung sofort erledigt sei und man später nichts mehr nachprüfen müsse.
    Im Europäischen Vergleich zählen mit Deutschland noch Italien und Österreich zur Spitzengruppe mit hohem Anteil an Bargeldbezahlungen. In den skandinavischen Ländern des Nordens dagegen haben sich unbare Zahlungsarten durchgesetzt. In Schweden liegt der Anteil an Bargeldtransaktionen nur noch bei acht bis neun Prozent, Norweger zücken nur noch in rund drei Prozent der Fälle Scheine oder Münzen.

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