Kulturgut schützen?:Fester Preis fürs Buch: Was das bringt
von Michael Kniess
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Die Buchpreisbindung soll einen vielfältigen Buchmarkt und das Kulturgut Buch schützen. Ist das noch wirkungsvoll und zeitgemäß? Ein Thema auch für die Leipziger Buchmesse.
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Wer neue Schuhe braucht und ein Schnäppchen ergattern will, muss Preise vergleichen. Wer ein Buch kaufen möchte, kann sich diesen Schritt sparen. Denn egal, ob in der kleinen Buchhandlung ums Eck, in der Filiale einer großen Buchhandelskette oder online: Ein Buch kostet in Deutschland überall dasselbe. Seit Ende des 19. Jahrhunderts sind Verlage in Deutschland verpflichtet, für jedes Buch einen festen Preis zu bestimmen.
Bücher gelten als wichtiges Kulturgut
Auf diese Weise will der Staat das Kulturgut "Buch" in zweierlei Hinsicht schützen: Erhalten werden soll ein vielfältiges Buchangebot genauso wie ein breites Netz an Buchhandlungen, auch in kleineren Städten. Für den Börsenverein des Deutschen Buchhandels ist die Buchpreisbindung deshalb auch 2024 nicht wegzudenken.
Bücher seien kein Konsumgut wie jedes andere, argumentiert die Interessenvertretung von Verlagen und Buchhandel, sondern vielmehr in ihrer Vielfalt unverzichtbar für die (Meinungs-)bildung, Debattenkultur sowie Demokratieförderung im Land und damit heute wichtiger denn je. Durch den ausbleibenden Preiskampf - gerade bei Bestsellern - und dadurch erzielten Gewinn sollen Verlage wirtschaftlich in der Lage sein, auch Bücher mit weniger Umsatzpotenzial herausbringen zu können.
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Preisbindung soll kleinen Buchläden helfen
Insbesondere kleinen Buchhandlungen soll das Ausbleiben dieses Preiskampfs ebenfalls die Existenz sichern. Sie gelten als wichtige Orte der Literaturvermittlung, wo Lesungen stattfinden und beispielsweise in Zusammenarbeit mit Schulen Bildungsarbeit geleistet wird. Gleichzeitig sind sie unverzichtbarer Vertriebskanal gerade für kleine und mittelgroße Verlage, die hier ihre Titel präsentieren können, auf die man nicht mal eben im Internet stößt.
Martin Vögele führt gemeinsam mit seiner Frau Martina Riegert eine solche inhabergeführte Buchhandlung im oberfränkischen Coburg. Gäbe es die Buchpreisbindung nicht mehr, wäre wohl auch ihre bis dato funktionierende Riemann’sche Buchhandlung in ihrer Existenz bedroht. Der gelernte Betriebswirt ist überzeugt:
Wir leben von unseren Stammkundinnen und Stammkunden. Deren Loyalität würde sicherlich hart auf die Probe gestellt werden, wenn bei der großen Buchhandelskette keine 100 Meter weiter der neue Bestseller plötzlich günstiger wäre.
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Martin Vögele, Buchhändler
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Buchpreisbindung ist effektiv und wirkt
Hinzu kommt für Martin Vögele eine weitere Herausforderung:
Wir kämpfen schon heute dagegen an, dass viele glauben, Bücher seien online oder in der Filiale einer Kette zwangsläufig günstiger, weil sie es von anderen Konsumgütern so gewohnt sind.
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Martin Vögele, Buchhändler
Die möglichen Folgen zeigen sich in Ländern, in denen die Buchpreisbindung abgeschafft wurde. Im Auftrag des Börsenvereins hat eine Gruppe von Forscherinnen und Forschern um den Gießener Volkswirtschaftler Georg Götz 2019 erstmals Auswirkungen der deutschen Buchpreisbindung im internationalen Vergleich unabhängig und umfassend untersucht.
"Die Ergebnisse der Kolleginnen und Kollegen zeigen, dass sich beispielsweise die Buchpreise in Großbritannien seit Abschaffung der Preisbindung Ende der 90er fast verdoppelt haben und die Zahl der Buchhandlungen dort drastisch zurückgegangen ist", sagt Svenja Hagenhoff. Für die Buchwissenschaftlerin an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg steht fest:
Die Buchpreisbindung ist effektiv und tut, was sie soll. Alle anderen denkbaren Maßnahmen, wie direkte Subventionen, wären sehr viel schwerwiegendere Eingriffe.
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Svenja Hagenhoff, Buchwissenschaftlerin
"Wenn das leichtere Instrument zudem offenbar funktioniert, gibt es keinen plausiblen Handlungsbedarf", sagt Hagenhoff.
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Einstieg in den Ausstieg?
Anders sieht man das bei Thalia. Der marktführende Buchhändler im deutschsprachigen Raum hat sich öffentlich dafür eingesetzt, die Buchpreisbindung in Richtung Mindestpreise zu verändern. Aus der Branche kommt dafür Kritik: Von einem sukzessiven Aufweichen und einem Einstieg in den Ausstieg aus der Preisbindung ist die Rede.
Auch die Gremien im Börsenverein haben sich klar dagegen positioniert. An der Buchpreisbindung, die auch in der Politik breite Unterstützung findet, scheint derzeit in Deutschland kein Weg vorbeizuführen. Zumindest solange niemand ernsthaft den Artenschutz für das Kulturgut Buch infrage stellt.
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