Bochum: Erfolgreicher Strukturwandel nach Opel-Aus

    Strukturwandel im Ruhrgebiet:Bochum, wie habt ihr das gemacht?

    von Peter Böhmer
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    Man könnte sich verwundert die Augen reiben: vor zehn Jahren Tristesse in Bochum, das riesige Opel-Werk dicht. Heute steht dort ein Wirtschaftszentrum mit 6.300 Arbeitsplätzen.

    Strukturwandel in Bochum
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    6.300 Menschen arbeiten heute auf dem riesigen Areal in Bochum - in 38 Unternehmen, und es sollen mal bis zu 13.000 werden. Alle Flächen sind verkauft, aber bisher nur zu 60 Prozent bebaut. Es gibt den Logistikriesen DHL, IT-Security, Gesundheitsdienstleister, Forschungslabore, auch Bosch oder VW sind hier mit Unternehmen aktiv.

    Bochum: Viele kleine Firmen statt ein Großkonzern

    Bochum hat sich neu erfunden nach dem Nokia-Aus 2008 mit 2.000 verlorenen Jobs und dann dem Opel-Ende mit 2.700 Beschäftigten. Ralf Meyer von der Bochumer Wirtschaftsentwicklung "Bochum Perspektive" ist von Anfang an einer der Vordenker des Projekts. Zentraler Pfeiler der Strategie: kein einzelner Groß-Konzern mehr, sondern viele mittlere und kleinere:

    "In der heutigen Zeit ist es natürlich interessanter, Größenordnungen von 150 bis 1.000 Mitarbeiter-Unternehmen zu haben. Wenn da sich mal eins nicht mehr am Markt behaupten kann, tut es nicht so weh."

    Ralf Meyer

    Als Opel Geschichte war, rückten gleich am nächsten Tag die Bagger an. Insgesamt flossen bisher 165 Millionen Euro in die Infrastruktur, Fördergelder und Verkaufserlöse. Schnelligkeit war Trumpf, sagt Meyer: "Wenn Flächen leer stehen, ein Zaun drum gemacht wird und der Schäferhund als Bewachung rumläuft, wird es immer schwieriger, solche Flächen aus der negativen Diskussion zu kriegen."
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    Autoindustrie bleibt wichtiger Faktor

    Viele Player zogen an einem Strang für die "Bochum Perspektive": Die Stadt Bochum, das Land, aber auch die Ruhr-Uni, die IG Metall, Gesamtmetall und auch der ehemalige Opel-Mutterkonzern General Motors: "Wir wussten, wir haben keinen Stahl mehr, wir haben keine Kohle mehr und auch keine große Produktion mehr. Darum haben wir geschaut: was sind unsere Stärken, wo müssen wir uns hin entwickeln", erinnert sich Meyer.
    Es gibt auch wieder Autoindustrie, aber die Ansprüche haben sich verändert: keine Riesenproduktion mehr, sondern Zulieferung. So hat sich etwa ein Technologiezentrum des US-Unternehmens Keysight angesiedelt. 200 Mitarbeiter entwickeln und bauen hier Testsysteme, etwa für Batterien oder Ladegeräte. "Wir bleiben Autostadt, nur anders", sagt der Geschäftsführer Michael Schugt:

    Wir machen jetzt eben keine Produktion mehr, sondern helfen der Autoindustrie weltweit, wo immer sie etwas baut.

    Michael Schugt

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    Ruhr-Universität als Standortvorteil

    Seine Firma ist eine Ausgründung aus der Ruhr-Universität Bochum RUB, und die ist ein weiterer Pfeiler des Bochumer Wirtschaftswunders. Denn die Unternehmen schätzen die Nähe zur Uni und damit zu den Fachkräften von morgen. Die RUB betreibt selbst verschiedene Startup-Unternehmungen auf dem Standort, und zwar direkt in der alten Opel-Hauptverwaltung, die steht unter Denkmalschutz.
    Eins der Projekte dort heißt "Makerspace", eine riesige Werkstatt, wo an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft Innovationsprojekte entstehen. "Wir haben hier 100 Ausgründungen in den letzten 5 Jahren gehabt", sagt Robert Grosche, der stellvertretende Kanzler der RUB. Die Firmen seien nicht nur aus dem Technik-Bereich. "Bei den Geisteswissenschaften gibt es etwa ein Start-Up, dass sich mit der Frage beschäftigt, wie man sehbehinderte Menschen in den Arbeitsmarkt integrieren kann, wie man also Arbeitgeber vom Wert dieser Arbeitskräfte überzeugen kann."
    Blick auf die Kokerei Schwelgern vom Alsumer Berg aus.
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    Gewerbesteuer seit Opel-Aus verdreifacht

    Eine ganze Armada an 3D-Druckern gibt es auch. Für Friederike Kogelheide war es der ideale Ort, um ihre Idee zu entwickeln: ihr Gerät erinnert an eine Elektrozahnbürste, wirkt aber gegen Hautunreinheiten, indem es bei der Berührung mit der Haut Botenstoffe erzeugt, mit der dann Entzündungen bekämpft werden. Bisher haben sie 250 Geräte verkauft. Mit den 3D-Druckern haben sie Prototypen gebaut.
    Bochum hat neun Prozent Arbeitslose, deutlich weniger als die anderen großen Ruhrgebietsstädte. Die Gewerbesteuererträge haben sich auch wegen der Neuansiedlungen seit dem Opel-Aus fast verdreifacht. Bei Ralf Meyer klingelt öfter das Telefon aus anderen Krisenstädten. Die fragen dann: "Wie habt ihr das gemacht?"
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    Peter Böhmer arbeitet im Landesstudio Düsseldorf.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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