Bahn-Ausfälle: Eingesparte Räumdienste und Personalmangel

    FAQ

    Chaos in Bayern:Warum die Bahn so lange mit dem Schnee kämpft

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    Wintereinbruch in Bayern - und die Bahn kommt nicht. Eis und Schnee ziehen tagelanges Chaos und gesperrte Strecken nach sich. Ein Strukturproblem?

    Zahlreiche Bahnpassagiere warten in Dachau auf einen der wenigen Züge, die bei den aktuellen Wetterbedingungen in Richtung München fahren, aufgenommen am 05.12.2023
    Bahnpassagiere in Bayern mussten wegen des Schneeeinbruchs viel Geduld aufbringen - wie hier in Dachau.
    Quelle: dpa

    Schnee, so viel wie lange nicht - und tagelang Chaos. An den Bahnsteigen ratlose und genervte Menschen. Während auf den Straßen der Verkehr verhältnismäßig schnell wieder rollt, geht es auf der Schiene nach den Schneefällen eher schleppend los. Das Geschehen mit zeitweise gänzlich eingestelltem Zugverkehr am Bahnhof München und auf vielen Strecken wirft Fragen auf.

    Warum ist die Bahn teils komplett ausgefallen?

    Die Deutsche Bahn verweist auf die extreme Wetterlage: zuerst viel Schnee in kürzester Zeit, dann große Kälte. Ähnlich äußert sich Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU). "Was wir am Wochenende in München erlebt haben, war kein normaler Wintereinbruch, sondern die größte Schneemenge in München seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Das war eine extreme Sondersituation in kürzester Zeit." Bernreiter sagt aber auch: "Allerdings dauert die Situation auf der Schiene jetzt schon deutlich zu lange an." Der Minister verlangt, die Bahn müsse sich für die Zukunft besser aufstellen.

    Welche Rolle spielen Einsparungen?

    Der Eindruck nach Spar-Auswirkungen bei der Bahn trügt offenbar leider nicht:

    Da ist deutlich gespart worden, zum Beispiel beim schweren Räumgerät.

    Christian Bernreiter, Verkehrsminister Bayern

    Auch Experten verweisen auf fehlendes wintertaugliches Material und Personal. "Winterbetrieb ist mit viel Handarbeit und Maschineneinsatz verbunden", sagt Heino Seeger, ehemaliger Geschäftsführer der Bayerischen Oberlandbahn und Eisenbahnbetriebsleiter. "Es ist billiger, bei solchen Lagen nicht zu fahren, als gegen den Schnee und die Witterungsverhältnisse anzukämpfen. Reserven kosten Geld. Deshalb wurden Reserven gestrichen: beim Personal, bei den Zügen und beim Räumgerät".
    "Es musste so kommen", meint der Leiter des Fachgebiets Schienenfahrzeuge an der Technischen Universität Berlin, Markus Hecht. Ein Problem sei auch das Fehlen von Schneefangzäunen, die Schneeverwehungen auf den Gleisen eindämmen könnten.

    Auf was muss die Bahn sich künftig vorbereiten?

    Gerade mit dem Klimawandel müsse eben nicht unbedingt mit weniger Schnee, sondern mit extremeren Wetterlagen gerechnet werden, darunter auch starke Schneefälle, sagt der Bundesvorsitzende vom Fahrgastverband Pro Bahn, Detlev Neuß.

    Diese Wetterlagen sind keine Einzelfälle. Darauf muss sich die Bahn einstellen, das kostet Geld - und das Geld muss zur Verfügung gestellt werden.

    Detlev Neuß, Bundesvorsitzende vom Fahrgastverband Pro Bahn

    Schneechaos in Bayern
    Nach dem Schneechaos: ProBahn fordert Investitionen, um die Wintertauglichkeit der Bahn zu gewährleisten.04.12.2023 | 1:55 min
    Es gehe auch um Erdrutsche nach schweren Regenfällen, Hagel und Sturm. Bahn-Experten nennen auch die 1993 beschlossene Bahnreform; mit der - so sagen die Fachleute - die Bahn nicht nur Geld kosten, sondern auch Geld einfahren sollte. Nun beginne ein Umdenken, sagt Neuß. "Das geht zwar für unseren Geschmack zu langsam, aber die Richtung stimmt: hin zu einem mehr gemeinwohlorientierten Unternehmen."

    Mit welcher Ausstattung startete die Bahn in Bayern in den Winter?

    Die Bahn besitzt laut Mitteilung von Ende November in Bayern 13 bahneigene Räumfahrzeuge, bei 9.800 Streckenkilometern in der Region Süd. Dazu kämen sieben Fahrzeuge der leichten Schneeräumtechnik: vier Multifunktionale Instandhaltungsfahrzeuge für die Schieneninfrastruktur und drei Gleisarbeitsfahrzeuge, heißt es. Am Dienstag teilte die Bahn mit, die Zahl der Räumfahrzeuge sei nun aufgestockt worden.

    Warum läuft es in der Schweiz und in Österreich besser?

    Beide Länder haben den Bahn-Experten zufolge eine bessere Winterausrüstung für ihre Züge und bessere Räumfahrzeuge. "Das sind Alpenländer, die darauf eingestellt sind. Sie haben Personal und Räumfahrzeuge", sagt Neuß. Man könne nach solchen Schneefällen nicht erwarten, dass nach einer halben Stunde alles wieder laufe, aber es dürfe nicht tagelang dauern. Bahnexperte Hecht erklärt:

    Das Problem bei uns ist, dass die Schneeräumung der DB Netz zugeordnet ist - und die DB Netz hat keine zusätzlichen Ressourcen, auch keine Lokomotiven dafür.

    Markus Hecht, Experte für Schienenfahrzeuge an der TU Berlin

    Offen sei, so Hecht, "wie die Schneeräumung in den Anforderungen der Bayerischen Eisenbahngesellschaft definiert ist, da das auf Regionalverkehrsstrecken Länderangelegenheit ist".
    Quelle: dpa