Sparkurs bei VW, wenig Interesse an E-Autos: Die deutsche Autobranche steckt in einer Krise. Das Ifo-Institut stellt fest: Die Stimmung der Unternehmen ist "im Sturzflug".
780.000 Menschen beschäftigt die deutsche Autoindustrie - 120.000 allein bei VW, viele bei Zulieferern wie Bosch, Continental und ZF. Auch hier sind Stellenkürzungen geplant. 04.09.2024 | 0:45 min
Die Stimmung in der deutschen Autoindustrie ist wegen fehlender Neuaufträge so schlecht wie seit fast zweieinhalb Jahren nicht mehr. Das vom Münchner Ifo-Institut erhobene Geschäftsklima für die Branche sackte im August um 6,2 auf minus 24,7 Punkte ab.
Das Forschungsinstitut maß im August den niedrigsten Wert seit März 2022. Nach einer vorübergehend leichten Erholung ging der Indikator das vierte Mal in Folge zurück.
Autobauer blicken pessimistisch in die Zukunft
Grund für den Rückgang sind die äußerst pessimistischen Erwartungen für die kommenden sechs Monate. Das Barometer für die Geschäftserwartungen sackte auf minus 40,5 Punkte ab, im Juli hatte der Wert noch bei minus 29,5 Punkten gelegen. Der Indikator für die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage ging ebenfalls zurück, allerdings nur um 0,3 Punkte auf minus 7,2 Zähler.
"Die Unternehmen der deutschen Autoindustrie leiden unter einem Mangel an neuen Aufträgen - insbesondere aus dem Ausland", erklärte Ifo-Branchenexpertin Anita Wölfl. "Dies schlägt sich mittlerweile auch in der Personalplanung nieder."
VW schockt die Branche mit hartem Sparkurs
Aktuell machen die geplanten Einschnitte bei Volkswagen Schlagzeilen. Der Konzern kündigte am Montag an, seinen Sparkurs zu verschärfen. Erstmals werden auch Werksschließungen in Deutschland nicht mehr ausgeschlossen.
Volkswagen verschärft den Sparkurs seiner Kernmarke. Der Konzern will die Jobsicherung bis 2029 aufheben, sodass betriebsbedingte Kündigungen möglich wären.02.09.2024 | 1:45 min
Umstieg auf E-Autos verläuft schleppend
Die Autobranche steckt derzeit mitten im Umbruch und die Nachfrage nach E-Autos schwächelt derzeit. "Auf dem Weg zur Elektromobilität werden weniger Werke benötigt, weil die Autos weniger komplex sind", sagte der Leiter des Ifo-Zentrums für Industrieökonomik und neue Technologien, Oliver Falck, der Nachrichtenagentur Reuters. "Bisher wurden Doppelstrukturen gefahren nach dem Motto: Wir melken den Verbrenner noch, aber bauen gleichzeitig mehr E-Autos."
Es steige jetzt der Druck, weil insbesondere die Nachfrage nach Elektroautos schwächele, sagte Falck. Weder die Binnen- noch die Exportnachfrage liefen derzeit gut.
Die Nachfrage nach Elektroautos geht zurück. Im Juli wurden 36,8 Prozent weniger E-Autos zugelassen als noch im Vorjahr, so das Kraftfahrt-Bundesamt.05.08.2024 | 0:23 min
Schwacher Automarkt im August
Der Automarkt in Deutschland brach im August im Vergleich zu einem starken Vorjahresmonat ein. Im vergangenen Monat zählte das Kraftfahrt-Bundesamt mit gut 197.000 Neuwagen fast 28 Prozent weniger Neuzulassungen als ein Jahr zuvor. Besonders stark war der Rückgang bei reinen Elektroautos, die mit nur 27.000 Neuwagen 69 Prozent unter Vorjahresniveau lagen.
Hintergrund ist, dass im vergangenen Jahr aufgrund des Wegfalls der staatlichen Förderung von Firmenwagen ab September besonders viele E-Autos angeschafft wurden. Der Run kurbelte die Neuzulassungen insgesamt vor Jahresfrist stark an, sie legten um mehr als ein Drittel zu.
Quelle: ZDF
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