Interview
Schlüsselbranche in der Krise:Warum die Autoindustrie so wichtig ist
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Die Autoindustrie ist eine Schlüsselbranche für den Industriestandort Deutschland - und steckt in einer schweren Krise. Zahlen und Fakten zu Werken, Beschäftigten und Umsatz.
Die deutsche Autoindustrie schwächelt, bei Volkswagen stehen Werksschließungen im Raum. Ein Überblick über die Bedeutung der Branche für die Bundesrepublik - und die Herausforderungen, vor denen sie steht.
Werke von Autoherstellern in Deutschland
Die Produktionsstätten der Autohersteller in Deutschland verteilen sich über das ganze Land. VW hat unter anderem Werke in Wolfsburg, Zwickau und Emden. Mercedes baut Autos in Bremen, Rastatt und Sindelfingen. Hinzu kommen Werke von BMW, Ford, Opel, Audi und Porsche beispielsweise in Köln, Stuttgart und Leipzig. Seit 2022 fertigt zudem Tesla im brandenburgischen Grünheide E-Autos.
Allein an 22 Produktionsstätten in Deutschland werden Komplettfahrzeuge hergestellt, dazu kommen Werke für Motoren, Antriebseinheiten und Komponenten sowie Fabriken für Nutzfahrzeuge.
Beschäftigte und Löhne
Im Juli 2024 waren nach Angaben des Statistischen Bundesamts in der gesamten Automobilindustrie direkt rund 773.000 Menschen beschäftigt. Das sind deutlich weniger als zum Zeitpunkt des Beschäftigungsrekords 2018, als fast 834.000 Beschäftigte in der Branche tätig waren.
Die Verdienstchancen in der Branche sind wegen der geltenden Tarifverträge vergleichsweise gut - so verdienen etwa Berufseinsteiger nach dreijähriger Ausbildung laut Statistikamt je nach Bundesland zwischen 3.126 und 3.522 Euro; hinzu kommen verschiedene Zulagen.
Angestellte mit Fach- und Führungsverantwortung bekommen in der höchsten Tarifstufe je nach Tarifgebiet zwischen 5.783 und 6.977 Euro. Die Zahlen beziehen sich auf den Tarifvertrag für die Metall- und Elektroindustrie, nach dem auch viele Auto-Zulieferer und Hersteller bezahlen. Der Vertrag ist noch bis Ende September gültig.
"Bedeutendster Industriezweig" für den Standort Deutschland
Gemessen am Umsatz ist die Automobilindustrie nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums "der mit Abstand bedeutendste Industriezweig" in Deutschland. Der Umsatz des vergangenen Jahres lag demnach bei 564 Milliarden Euro.
Produktion von vier Millionen Autos in Deutschland
Die Hersteller bauten vergangenes Jahr im Inland rund 4,1 Millionen Pkw und damit etwa 18 Prozent mehr als 2022. Nochmal fast zehn Millionen Fahrzeuge liefen bei deutschen Autobauern im Ausland vom Band. Damit liegt die heimische Fertigung laut VDA jedoch immer noch zwölf Prozent oder mehr als eine halbe Million Fahrzeuge unterhalb des Niveaus des Vor-Corona-Jahres 2019.
Gründe für die Krise der deutschen Autobranche
Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) verweist auf stärker werdende Wettbewerber, vor allem aus China. Demnach kommt inzwischen "fast ein Drittel der weltweit gebauten Kraftfahrzeuge" aus chinesischen Fabriken, "die weitaus billiger produzieren als es hierzulande möglich wäre".
Außerdem liegen laut IW die deutschen Hersteller wie VW und BMW beim technologischen Wandel zur E-Mobilität hinter Unternehmen wie Tesla und BYD. Zudem fördere China den Absatz von Elektroautos stark - was dazu führe, dass etwa BYD seit 2023 ausschließlich E-Autos baue und damit seinen Absatz innerhalb eines Jahres auf gut drei Millionen Fahrzeuge fast habe verdoppeln können.
Auch Handelskonflikte und Zölle erschweren die Lage für die exportorientierten deutschen Autobauer zunehmend - und auch der Produktionsstandort Deutschland droht laut IW im internationalen Wettbewerb ins Hintertreffen zu geraten. Grund dafür sind nach Angaben des Instituts hohe Energiekosten und langwierige Genehmigungsverfahren.
Quelle: dpa
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Quelle: AFP
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