Autogipfel: Habeck will keine Strohfeuer für die Branche

    Nach dem Gipfel:Habeck will keine Strohfeuer für Autobranche

    Klaus Weber
    von Klaus Weber
    |

    Vor dem Start des Autogipfels gab es eine Unmenge Vorschläge. Heraus kam nur wenig Konkretes. Der Minister verspricht langfristige Planbarkeit.

    "Autogipfel" mit Bundeswirtschaftsminister Habeck
    Die deutsche Autoindustrie steckt in der Krise, vor allem die Nachfrage nach Elektroautos ist eingebrochen. Wirtschaftsminister Habeck hat die Hersteller zum Gespräch eingeladen.23.09.2024 | 2:35 min
    Die Autoindustrie ist Schlüsselindustrie in und für Deutschland. Unschwer daran zu erkennen, dass sich vor dem sogenannten Autogipfel, den Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck beharrlich nur einen Austausch nennen wollte, die Vorschläge für das Treffen in eine Art öffentliches Brainstorming auswuchsen.

    Langfristige Planbarkeit im Vordergrund

    Die SPD forderte das Comeback der Abwrackprämie. Volkswagen hätte gerne eine E-Auto-Prämie gehabt. Die CSU verlangte sogar mehr "Autopatriotismus" von der Bundesregierung.
    Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck auf einer Pressekonferenz nach Autogipfel
    Beim Autogipfel im Wirtschaftsministerium hat sich die Autoindustrie neue Kaufprämien gewünscht. Diese sollten der kriselnden Branche wieder Aufwind geben.23.09.2024 | 1:38 min
    Doch offenbar wollte der Bundeswirtschaftsminister in dieser aufgeregten Krisensituation besondere Sachlichkeit erzeugen und sprach nach der Veranstaltung mit keinem Wort über solche Einzelmaßnahmen. Im Gegenteil. Er gab zu Protokoll, dass es einhellige Meinung in der Runde gewesen sei, dass es keine Schnellschüsse geben solle:

    Wir brauchen klare und verlässliche Signale für den Markt. Über Jahre. Was wir nicht brauchen, sind Kurzschlüsse und Strohfeuer.

    Robert Habeck, Wirtschaftsminister

    Womit sich natürlich auch kurzfristige Kurswechsel, wie beim ausgelaufenen Umweltbonus zum Kauf von E-Autos, tunlichst nicht wiederholen sollten. Die Maßnahmen, die vielleicht kämen, sollten immer rückwirkend gelten. Die Bundesregierung werde nun beraten.
    florian-neuhann
    Bei dem Treffen gehe es "um ein Abtasten, um zu hören, was potenziell möglich sei", so ZDF-Wirtschaftsexperte Florian Neuhann.23.09.2024 | 3:00 min

    Habeck "kein Fan von Zöllen"

    Außerdem habe die Branche den Wunsch geäußert, den Ausbau der Ladeinfrastruktur schneller voranzutreiben, ergänzte Habeck. In Europa stehe Deutschland aber bisher ganz gut da.
    Zudem stellte sich der Minister gegen Einfuhrabgaben, denn laut Habeck wurde bei dem virtuellen Treffen mit Herstellern und Zulieferern aus der Branche auch über die geplanten Sonderzölle der EU auf E-Autos aus China gesprochen. Die Volksrepublik schaffe mit riesigen Subventionen zwar Überkapazitäten im Markt, die europäischen Firmen schadeten. "Gleichwohl bin ich kein Fan von Zöllen." Dies werde nur zu Gegenmaßnahmen führen. Hier müsse eine politische Lösung beider Seiten gefunden werden. Sonst drohe ein Zollkrieg.
    Etwas konkreter wurde er dann beim Thema Flottengrenzwerte. Das sind europäische Vorgaben zum CO2-Ausstoß. Diese sollen schrittweise verschärft werden, um bei den Autozulassungen bis 2035 klimaneutral zu sein. Das bringt die deutschen Hersteller weiter unter Druck. Ihnen drohen Strafzahlungen in Milliardenhöhe. Habeck sagte, die Grenzwerte sollten eigentlich im Jahr 2026 einer Revision unterzogen werden. Die Runde forderte, dass das schon im kommenden Jahr passieren solle. Dafür wolle er sich nun auf EU-Ebene einsetzen.
    Roboter montieren Bauteile eines E-Autos, aufgenommen am 20.05.2022 in Emden
    Sparkurs bei VW, wenig Interesse an E-Autos: Die deutsche Autobranche steckt in einer Krise. Das Ifo-Institut stellt fest: Die Stimmung der Unternehmen ist "im Sturzflug".04.09.2024 | 0:45 min

    Fortsetzung folgt

    Gemessen an der Situation in der Autoindustrie und an den hohen Erwartungen der Öffentlichkeit ein relativ überschaubares Ergebnis dieses Treffens. Autobranchen-Experten Ferdinand Dudenhöffer geht deshalb mit dem Bundeswirtschaftsminister hart ins Gericht:

    Ergebnis: Nichts. Die bisherigen Strohfeuer hatte Habeck angezündet, keine Strategie, nur Aktionismus. Und so war es auch bei diesem sogenannten Gipfel, den er einfach mal so über Nacht ausgerufen hat.

    Ferdinand Dudenhöffer, Autobranchen-Experte

    Auch für Helena Wisbert, Automobilexpertin von der Ostfalia Hochschule in Wolfsburg, müssen nun noch weitere Taten folgen: "Der Austausch ist die Basis für eine realitätsnahe Wirtschaftspolitik, aber insbesondere hinsichtlich der Umweltprämie müssen auch Maßnahmen folgen. In europäischen Nachbarländern mit längerfristigen Förderprogrammen ist der Anteil an Elektroautos an den Neuzulassungen höher als in Deutschland."
    Klar ist deshalb, vor allem eines: Eine Fortsetzung dieses Gipfels wird folgen. Wahrscheinlich eher früher als später.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

    Sie wollen stets auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie bei unserem ZDFheute-WhatsApp-Channel genau richtig. Egal ob morgens zum Kaffee, mittags zum Lunch oder zum Feierabend - erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Mini-Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Melden Sie sich hier ganz einfach für unseren WhatsApp-Channel an: ZDFheute-WhatsApp-Channel.

    Quelle: mit Material von dpa und Reuters

    Mehr aus der Autobranche