Ausbildung: Mehr Studis, weniger Azubis - ein Problem?

    Interview

    Ausbildungsanfang:Mehr Studis, weniger Azubis - ein Problem?

    von Kathrin Wolff
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    Heute beginnen viele Jugendliche ihre Ausbildung. Während die Zahl der Azubis im dualen System langfristig sinkt, nimmt die der Studierenden zu. Das hat mehrere Gründe.

    Mann meldet sich in Hörsaal
    Wohin nach der Schule? Mittlerweile haben Jugendliche einen Anspruch auf Ausbildung - mehr im Video.31.07.2024 | 1:57 min
    Ausbildung oder Studium? Schulabgänger haben - je nach Abschluss - mehrere Möglichkeiten. Auch innerhalb der Ausbildung gibt es verschiedene Wege: In der dualen Ausbildung lernt man parallel in Betrieb und Berufsschule. Hierzu gehören zum Beispiel die Kaufleute und Handwerker. Schulische Ausbildungen gibt es vor allem im Gesundheits- und Sozialwesen - beispielsweise für Pflegefachleute und Erzieher.
    Ausbildung vs. Studium: So viele fangen neu an
    ZDFheute Infografik
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    Während die Zahl der Auszubildenden an Schulen konstant bleibt, ist sie im dualen System langfristig zurückgegangen. Zugleich fangen mehr Schulabgänger ein Studium an. Bildungsforscher Kai Maaz erklärt, woran das liegt und was sich ändern müsste.
    ZDFheute: Mittlerweile fangen mehr Menschen in Deutschland ein Studium an als eine duale Ausbildung. Ist das eine gute oder eine schlechte Entwicklung?
    Kai Maaz: Das ist eine Entwicklung, auf die die bildungspolitischen Maßnahmen der letzten Jahre ausgerichtet waren. Die Wege zur Hochschulreife wurden erweitert mit dem Ziel, mehr Leute ins Studium zu bringen. Insofern ist das Ergebnis nicht überraschend.

    Kai Maaz ist Geschäftsführender Direktor des DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation
    Quelle: fotorismus für DIPF

    ... ist Geschäftsführender Direktor des DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation. Er ist Sprecher der Autorengruppe, die den nationalen Bildungsbericht verantwortet.

    ZDFheute: Aber es ist heute schon schwierig, einen Handwerker zu bekommen. Laut dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung gab es 2023 so viele unbesetzte Ausbildungsstellen wie nie zuvor. Der Trend zur Akademisierung verschärft dieses Problem doch ...
    Maaz: Man sollte die Bereiche nicht gegeneinander ausspielen. Der Fachkräftemangel trifft fast alle Branchen.
    Es ist zwar nicht auszuschließen, dass sich die Konkurrenzsituation fürs Handwerk durch die Akademisierung verschärft hat. Aber das Studium wurde durch Fachhochschulen und Schulen in privater Trägerschaft auch entakademisiert und zielt mehr auf die praktischen Bedürfnisse in Betrieben ab. Zugleich sind die Anforderungen in vielen Handwerksberufen vielfältiger geworden, so dass Elemente aus der akademischen Ausbildung auch in klassischen Ausbildungsberufen Einzug halten.
    Studienabbrecher-Kai
    30 Prozent der Studierenden brechen ihr Studium im Bachelor ab. Einige davon wechseln ins Handwerk. So auch Steinmetz-Lehrling Kai, der auf Umwegen seinen Traumjob gefunden hat.13.04.2024 | 4:37 min
    ZDFheute: Wenn die Jobchancen fast überall gut sind: Warum entscheiden sich Schulabgänger zunehmend für ein Studium?
    Maaz: Mit Hochschulabschluss hat man ein geringeres Risiko, arbeitslos zu werden, und verdient im Durchschnitt mehr.
    Gehalt steigt mit höherem Abschluss
    ZDFheute Infografik
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    Aber auch in nicht akademischen Berufen - zum Beispiel in der Technik und einigen Branchen des Handwerks - gibt es attraktive Gehälter und sehr gute Karriereoptionen. In größeren Unternehmen kann man durch betriebliche Weiterbildung mehr verdienen als manche Akademiker.
    In anderen Ausbildungsberufen ist es hingegen schwierig, ein solides Auskommen ohne Transferleistungen zu erreichen. Hier müssen die Löhne steigen und sich die Arbeitsbedingungen verbessern, damit die Jobs wieder attraktiv werden.
    Zudem brauchen wir eine gute Berufsorientierung an Schulen, die mehr auf individuelle Potenziale als auf die Frage berufliche Ausbildung oder Hochschule schaut. Wir sollten über mehr Kooperationen zwischen den Sektoren nachdenken, zum Beispiel berufliche Ausbildung mit Hochschule kombinieren.
    ZDFheute: Bei den dualen Ausbildungsberufen ist die Mehrheit männlich. Bei den schulischen Ausbildungen und beim Studium weiblich. Woran liegt das?
    Ausbildung vs. Studium: So entscheiden sich Männer und Frauen
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    Maaz: Das liegt immer noch an Stereotypen, dem Vorurteil, dass es Männer- und Frauenberufe gibt. Hier müssen wir in der Berufsorientierung frei von Geschlechterzuschreibungen informieren, unterrepräsentierte Gruppen stärker ansprechen und die Berufe für sie attraktiver machen.
    Das Interview führte Kathrin Wolff.
    24.08.2016, baden-wuerttemberg, stuttgart: eine junge frau blickt in der agentur fuer arbeit auf eine aushaengewand mit zetteln fuer freie ausbildungsstellen.
    Für Alleinerziehende oder Menschen, die ihre Angehörigen pflegen, ist es oft schwierig, eine Berufsausbildung zu machen. Abhilfe soll die Ausbildung in Teilzeit schaffen.30.11.2023 | 1:23 min

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