Neue Studie zu Erfolgsfaktoren:Aktienrente: Vom schwedischen Modell lernen
von Klaus Weber
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In Schweden haben Aktien einen guten Ruf. Und das aus gutem Grund: Ein großer Teil der Rente wird damit finanziert. Warum das Modell funktioniert - und was hierzulande fehlt.
Braucht Deutschland eine Aktienrente wie in Schweden?
Quelle: Imago
Bei der künftigen Rente ist nur noch eines ziemlich sicher: nämlich, dass sie mit Sicherheit nicht reichen wird. Zumindest für große Teile der Bevölkerung. Die Probleme der Alterspyramide sind hinreichend besprochen. Auf viele Rentner kommen in naher Zukunft wenige Beitragszahler. Eine fatale Situation für ein System, das jetzt schon kaum noch finanzierbar ist.
Umso verwunderlicher ist, dass eine zusätzliche Finanzierung über den Kapitalmarkt im neuen Koalitionsvertrag fast völlig fehlt. Die Ampel hatte immerhin noch versucht, das sogenannte "Generationenkapital" auf den Weg zu bringen - konnte es aber nach ihrem vorzeitigen Scheitern doch nicht mehr durchsetzen.
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Zunächst einmal ist es wichtig zu wissen, dass die Schweden ein Volk von Aktionären sind. Dieser Umstand fiel allerdings nicht vom Himmel, sondern wurde über viele Jahre staatlich gefördert. Erst dadurch wurde die Akzeptanz gegenüber der Aktie im Land größer. In Deutschland herrscht deutlich mehr Skepsis. Auch das ist sicher ein Grund, warum in Deutschland immer noch die meisten Menschen ihr Geld auf völlig unattraktiven Sparbüchern parken. Matthias Voelkel, Chef der Börse Stuttgart, sagt deshalb:
Schweden ist nicht über Nacht zu einem Land der Aktionäre geworden.
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Matthias Voelkel, Chef der Boerse Stuttgart
"Die Politik hat Aktieninvestments in der Altersvorsorge und für den Vermögensaufbau konsequent gefördert", so Voelkel. Und das schon seit den 1970er-Jahren - unabhängig davon, welche Couleur die Regierung hatte. Jeder Schwede, der arbeitet und Steuern zahlt, muss ergänzend zu den direkten Beiträgen in die Rentenkasse durch Umlageverfahren in Fonds für das Alter vorsorgen.
Der Rentenbeitrag von 18,5 Prozent ist ähnlich hoch wie in Deutschland. Rente gibt es frühestens ab 63, aber jeder kann beliebig lange arbeiten und so Rentenansprüche erhöhen. Das System beruht im Wesentlichen auf drei Säulen:
Staatliche Rente: 16 Prozent des Einkommens landet in einem Umlageverfahren, weitere 2,5 Prozent fließen in die sogenannte "Prämienrente" - das Geld wird in Aktienfonds angelegt. Wie auch in Deutschland gilt: Wer zu wenig einzahlen konnte, hat Anspruch auf eine steuerfinanzierte "Garantierente".
Betriebliche Altersvorsorge: Arbeitgeber bieten in der Regel eine Betriebsrente an, meist fondsgebunden. Diese ist viel weiter verbreitet als in Deutschland, rund 90 Prozent der schwedischen Beschäftigten haben eine betriebliche Altersvorsorge.
Der Beitragssatz beträgt 2,5 Prozent des Bruttoeinkommens. Die Versicherten haben je nach ihrer eigenen Risikobereitschaft die Auswahl aus rund 450 Fonds, um für ihr Alter vorzusorgen. Wird keine Wahl getroffen, fließt das Altersvorsorgegeld automatisch in den staatlich verwalteten Fonds AP7 Safa. So kommt inzwischen ein Vermögen in der Prämienrente der ersten Säule der schwedischen Altersvorsorge von über 222 Milliarden Euro zusammen.
Damit ist fast jeder Schwede Aktionär. Doch was ist mit dem Argument, dass Aktiensparen sehr risikoreich sei und man dazu nur auf die aktuellen Kapriolen an den Börsen schauen müsse? Dem hält das Deutsche Aktieninstitut entgegen, dass der AP7 jedes Jahr rein rechnerisch 6,7 Prozent reale Rendite abwirft.
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Zusätzliche Sparformen setzen auf Aktien
Auch in der betrieblichen Altersvorsorge spielt das Sparen mit Wertpapieren eine enorme Rolle. Die Aktienquote beträgt dort etwa 40 Prozent. Zudem investieren die schwedischen Lebensversicherungen die Hälfte ihres Anlagevermögens in Aktien oder Aktienfonds, während es in Deutschland gerade einmal fünf Prozent sind.
Im Jahr 2012 führten die Skandinavier zudem das sogenannte Investeringssparkonto ein. Dabei handelt es sich um ein steuerlich gefördertes Wertpapierkonto, das freiwillig eröffnet werden kann. Unabhängig von den Erträgen wird dieses Konto pauschal mit dem sehr günstigen Satz von einem Prozent besteuert. Auch diese Anlagemöglichkeit wird von den Schweden gut genutzt: Insgesamt kamen so über 140 Milliarden Euro zusammen. All das führt dazu, dass laut den Studienverfassern in Schweden pro Kopf 173.000 Euro Barvermögen zur Verfügung stehen, während es in Deutschland nur etwa die Hälfte ist.
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Deutsches Aktieninstitut sieht Aufholbedarf
Dagegen fällt die von der neuen Koalition ins Spiel gebrachte "Frühstart-Rente", bei der Kinder mit 10 Euro pro Monat staatlich gefördert in ein Altersvorsorgedepot einzahlen können, äußerst bescheiden aus.
"Die Frühstart-Rente ist zwar ein origineller Schritt zur Nutzung der Ertragsstärke von Aktien in der privaten Altersvorsorge. So können junge Menschen früh positive Erfahrungen mit dem Kapitalmarkt sammeln, von den Erträgen profitieren und langfristig Vermögen aufbauen. Allerdings darf die Bundesregierung nicht hier stehen bleiben", kommentiert deshalb Henriette Peucker, Vorständin des Deutschen Aktieninstituts.
Trotz dieser Maßnahmen blieben wir in Deutschland "deutlich hinter dem internationalen Standard zurück", sagt sie. Deshalb gehöre das Thema "auf die Agenda dieser Legislaturperiode." Das Beispiel aus Schweden macht deutlich, warum.
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