Hahnenkammrennen: Auf der Streif geht es ums "Überleben"
Hahnenkammrennen am Wochenende:Auf der Streif geht es ums "Überleben"
von Elisabeth Schlammerl
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Einen Sieg bei der Weltcup-Abfahrt auf der berühmt-berüchtigten Streif in Kitzbühel kann höchstens noch Olympia-Gold toppen. Was macht die Hahnenkammrennen so besonders?
Hausbergkante in Kitzbühel (Archiv).
Quelle: Imago
Die Jagd nach der goldenen Gams beim Ski-Weltcup in Kitzbühel beginnt Freitag mit dem Super-G und endet Sonntag mit dem Slalom. Dazwischen findet als Höhepunkt die Hahnenkamm-Abfahrt statt. Wie lässt sich der Mythos Streif erklären?
Es ist nicht die schwierigste Abfahrt im Ski-Weltcup, aber die spektakulärste. "Da hinunter", sagte mal der Ex-Abfahrer und aktuelle ZDF-Ski-Experte Marco Büchel, "denkst du nur ans pure Überleben. Da geht's um die Eier". Zum Spektakel gehören auch schwere Stürze, sie befeuern den Mythos.
Früher flogen die Athleten in einen Bretterzaun, jetzt sind es Netze, die aber nicht vor schweren Verletzungen schützen. 2009 krachte der Schweizer Daniel Albrecht beim Zielsprung auf den Rücken und lag drei Wochen im Koma.
Maximales Gefälle: 85 Prozent (Mausefalle)
Weitester Sprung: 80 Meter
Streckenlänge: 3315 Meter
Höchste gemessene Geschwindigkeit: 153 km/h (Michael Walchhofer 2006)
Johann Grugger aus Österreich rang zwei Jahre später nach einem Sturz in der Mausefalle eine Nacht lang mit dem Tod. Dieses Jahr erwischte es beim Training den Deutschen Jakob Schramm. Er kam mit einer Gehirnerschütterung und einer komplexen Knieverletzung davon.
Hahnenkammrennen zieht Prominenz nach Kitzbühel
Die Abfahrer sind die Protagonisten, stehen aber nicht alleine im Mittelpunkt. Das Hahnenkammrennen hat sich zu einem Event entwickelt, das in die ganze Welt übertragen wird.
Kitzbühel im Kurzportrait
Der Tiroler Wintersport gleicht drei Tage einem Volksfest, die Prominenten feiern dagegen lieber unter sich. Es sind vor allem Sport-Größen, die sich in Kitzbühel treffen, aber ein bisschen Hollywood ist auch dabei - seit Jahren ist Arnold Schwarzenegger Stammgast.
Ein Streif-Sieg ist für die Ewigkeit
Es mag das österreichische Ski-Herz schmerzen, aber der Rekordsieger der Hahnenkamm-Abfahrt kommt aus dem Land des größten Rivalen Schweiz. Didier Cuche gewann fünf Mal.
Wer hier gewinnt, ist unsterblich.
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Mathias Berthold, Cheftrainer
Es gibt aber eine Wertung, in der ein Lokalmatador die Nummer eins ist. Die neun Siege von Anderl Molterer in Abfahrt, Slalom und Kombination in seiner Heimatstadt Kitzbühel zwischen 1953 und 1959 sind unerreicht. "Wer hier gewinnt", sagte der frühere deutsche Cheftrainer Mathias Berthold 2018, "ist unsterblich." Damals hatte Thomas Dreßen sensationell für den ersten deutschen Sieg auf der Streif seit 39 Jahren gesorgt.
Faszination "Streif"
3.312 Meter Schussfahrt, Sprünge von bis zu 80 Metern und Geschwindigkeiten von bis zu 140 km/h: Eckdaten der "Streif", die selbst dem risikofreudigsten Ski-Rennfahrer unter die Haut gehen.
Quelle: Imago
Strobls Bestmarke wahrscheinlich nicht zu knacken
Rekorde sind dazu da, gebrochen zu werden. Der Österreicher Fritz Strobl muss allerdings keine großen Sorgen haben, dass seine Bestmarke von 1997 - er bewältigte die Abfahrt in 1:51,58 Minuten - geknackt wird. Aufgrund veränderter Streckenführung kann die Zeit kaum unterboten werden.
Den Beinamen "Mozart der Mausefalle" hat er ein paar Jahre und einen Olympiasieg (2002) später bekommen. Er war der Sänger des als Werbegag eines Sponsors gedachten Liedes "Genie auf die Ski". Im Refrain darf sich Strobl als "Mozart der Mausefalle" und "Paganini mit der Skischuhschnalle" bezeichnen. Der Song schaffte es auf den zweiten Platz der österreichischen Charts und eroberte die Aprés-Skihütten der Alpen.
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Erfahrung auf der Streif von Vorteil
Erfahrung spielt in der schnellsten alpinen Disziplin in den letzten 30 Jahren eine wichtige Rolle. In Kitzbühel ist sie noch ein bisschen wertvoller, weil es ein paar Läufe auf der Streif braucht, um das Risiko richtig zu dosieren.
Ein Abfahrer ist wie guter Wein. Er wird im Alter immer besser.
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Didier Cuche, Skirennfahrer
Viele Sieger sind 30 Jahre und älter. Didier Cuche war bei seinem letzten Sieg auf der Streif 37. Der Franzose Johan Clarey raste 2023 mit 42 auf den zweiten Platz. Aber es gibt ein paar junge Hüpfer, die den Alten die Grenzen aufgezeigt haben. Dreßen war bei seinen Sieg 24.
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Sieger werden auf einer Gondel verewigt
Wer die Abfahrt in Kitzbühel gewinnt, bekommt am Fuße des Hahnenkamms vor Tausenden von zum Teil nicht mehr ganz nüchternen Zuschauern eine aus Kunstmarmor und Blattgold veredelte Gams überreicht - neben einer olympischen Goldmedaille die vielleicht begehrteste Trophäe im alpinen Ski-Sport. Außerdem wird jeder Sieger auf einer Gondel der Hahnenkammbahn verewigt.
Österreichs Fritz Strobl (links) mit "seiner" Gondel und Anton Bodner (Vorstandsvorsitzender der Bergbahn) in Kitzbühel.
Quelle: imago
Weil die Anzahl der Gondeln immer die gleiche bleibt (92) und die Siegerliste immer länger wird, mussten die Kitzbüheler kreativ werden. Familien-Gondeln wie die von Sepp Ferstl (Sieger 1978 und 1979) und Sohn Josef (Super-Gewinner 2019) oder von Slalomsieger Christian Neureuther (1979) und Sohn Felix (2010 und 2014) gibt es mittlerweile ebenso wie "Jahrzehnte-Gondeln", auf denen Sieger von 1960 bis 1980 zusammengefasst werden.
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