Boorman: "Turnerinnen helfen":Ex-Biles-Coach startet heiklen Job in Stuttgart
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Aimee Boorman trainierte über mehrere Jahre US-Superstar Simone Biles. Nun startet sie ihre heikle Aufgabe an dem vom Missbrauchsskandal erschütterten Stuttgarter Bundesstützpunkt.
Aimee Boorman
Quelle: Imago
Die US-Amerikanerin Aimee Boorman führte einst US-Turnstar Simone Biles zu riesigen Erfolgen. Nun startet sie an dem vom Missbrauchsskandal im deutschen Turnsport betroffenen Stuttgarter Bundesstützpunkt (STB) ihre heikle Aufgabe.
Der schwäbische Turnerbund hatte Boormans Anstellung Ende Februar bekannt gegeben und damit einen echten Coup gelandet. Der Hauptfokus Boormans vorerst auf fünf Monate begrenzter Amtszeit in Stuttgart liegt auf der Vorbereitung unter anderem von Toptalent Helen Kevric (16) auf der EM in Leipzig Ende Mai.
Boorman: "Will den Turnerinnen helfen"
Toptrainerin Boorman geht ihr Engagement in Stuttgart unvoreingenommen und mit großer Euphorie an. Bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt am Mittwoch drückte die neue Hoffnungsträgerin des deutschen Turnens beherzt den Reset-Knopf. "Ich weiß nichts darüber, was hier passiert ist. Ich bin hier, um diese jungen Frauen als Coach vorzubereiten", sagte Boorman, angesprochen auf den Missbrauchsskandal, in dessen Zentrum der schwäbische Stützpunkt steht.
Ich will diesen Turnerinnen helfen, in der Wettkampfsaison bereit zu sein.
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Trainerin Aimee Boorman
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Boorman trainierte Biles elf Jahre lang
Boorman trainierte von 2005 bis 2016 die US-Turnerin Biles, die in ihrer Karriere bereits elf Olympia- und 30 WM-Medaillen gewonnen hat. In Stuttgart betreut sie nun vorübergehend eine kleine Gruppe um die deutsche Hoffnungsträgerin Helen Kevric.
Nach Kevrics Platz sechs am Stufenbarren und Rang acht im Mehrkampf bei den Olympischen Sommerspielen in Paris schürt die Verpflichtung von Boorman Medaillenhoffnungen. "Die Athletinnen hatten zuletzt Umstände, die ihnen nicht das beste Training ermöglicht haben. Ich wollte sie erstmal kennenlernen und sehen, wo sie stehen und wie ich sie besser machen kann", führte Boorman bei ihrer Vorstellung in Stuttgart aus.
Kevric und ihr Idol Biles
Ihre neuen Schützlinge seien zu Beginn "etwas schüchtern" gewesen, "weil sie mich nur als diese Trainerin mit dem großen Namen kannten, die Simone Biles gecoacht hat", erklärte Boorman: "Aber ich will, dass sie merken, dass ich nur eine normale Person bin."
Für Hoffnungsträgerin Kevric bedeutet die Verpflichtung der Startrainerin, ihrem großen Idol ein wenig näher zu kommen. "Ich habe großen Respekt vor ihr. Sie ist überall gut und ein Riesenvorbild für den ganzen Turnsport", hatte Kevric während der Olympischen Spiele von Biles geschwärmt. Nun kann die 16-Jährige auf die Trainerexpertise zurückgreifen, die Biles zu Beginn ihrer Weltkarriere in ungeahnte Höhen katapultierte.
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Zwei Trainer in Stuttgart freigestellt
Die US-Amerikanerin tritt in Stuttgart eine heikle Aufgabe an. Kurz vor dem Jahreswechsel hatten mehrere zumeist zurückgetretene Auswahl-Turnerinnen schwerwiegende Vorwürfe gegen die Arbeit am Bundesstützpunkt erhoben, unter anderem beklagten sie "systematischen körperlichen und mentalen Missbrauch". Zwei Übungsleiter wurden in der Folge freigestellt. Gegen einen früheren Trainer ermittelt das Landeskriminalamt Baden-Württemberg. Laut Staatsanwaltschaft läuft ein Verfahren wegen des Verdachts der Nötigung in mehreren Fällen.
Der Schwäbische Turnerbund und der Deutsche Turner-Bund (DTB) sind weiter mit der Aufarbeitung beschäftigt - dazu wurde Mitte Januar eine Kanzlei aus Frankfurt am Main herangezogen. Beim Landessportverband (LSV) wird zudem ein unabhängiges Expertengremium zusammengestellt. Zumindest die vorläufig eingefrorenen Fördermittel des Landes könnten bald wieder freigegeben werden.
Quelle: Reuters
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