Turnskandal: Athletinnen kritisieren Untersuchung des DTB

    Offener Brief der Athletinnen:Heftige Kritik an Untersuchungen des DTB

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    Nach schweren Vorwürfen gegen verschiedene Trainer und Stützpunkte des Deutschen Turner-Bundes, zweifeln Athletinnen nun die Unabhängigkeit der Untersuchungen an.

    Zoe Meißner
    Auch gegen den Turn-Stützpunkt Mannheim gibt es schwere Vorwürfe. Zoé Meißner habe mit 13 Jahren aufgehört, "weil man nicht auf die Ärzte gehört und mich kaputt trainiert hat".11.02.2025 | 1:33 min
    Der Deutsche Turner-Bund (DTB) sieht sich bei der Aufklärung der öffentlich gewordenen Missstände an einigen Bundesstützpunkten neuen Vorwürfen ausgesetzt. In einem offenen Brief fordern mehrere ehemalige Spitzenturnerinnen den Verband auf, den bereits erteilten Auftrag an die Frankfurter Kanzlei Rettenmaier zur Untersuchung der Vorwürfe zurückzunehmen.
    Laut einem Bericht des SWR zweifeln die Unterzeichnerinnen an der Unabhängigkeit der geplanten Untersuchung. Der DTB teilte auf Anfrage mit, sich am Freitag zu dem Brief äußern zu wollen.
    Unterschrieben haben den Brief insgesamt 28 Personen, neben Trainern, Stützpunktleitern und Eltern sind darunter auch ehemalige Spitzenturnerinnen wie Janine Berger, Lara Hinsberger, Nadine Jarosch oder Sophie Scheder.
    Tabea Alt
    Die ehemalige Nationalturnerin Tabea Alt prangert mentalen und körperlichen Missbrauch im Kunst-Turn-Forum Stuttgart an. Immer mehr Leistungssportlerinnen bestätigen die Vorwürfe.08.01.2025 | 2:37 min

    Kanzlei wurde schonmal beauftragt

    Gerichtet ist das Schreiben an den Vorstand und das Präsidium des DTB, zudem an das für Sport zuständige Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI), an das Sportministerium Baden-Württemberg sowie an den Landessportverband Baden-Württemberg.
    Die Kanzlei Rettenmaier war bereits vor vier Jahren zur Untersuchung der Missstände am Stützpunkt in Chemnitz beauftragt worden. Laut den Unterzeichnern und Unterzeichnerinnen habe sich bereits damals gezeigt, dass eine durch den DTB in Auftrag gegebene Überprüfung nicht unabhängig sein könne, da die Ergebnisse von den Eigeninteressen des DTB beeinflusst sein könnten.
    Drei Turnerinen auf dem Olympischen Podium
    Körperlicher und mentaler Missbrauch, das soll den Alltag der Leistungsturnerinnen im Kunst-Turn-Forum Stuttgart geprägt haben. Für die Betroffenen ist es ein systemisches Problem.08.01.2025 | 2:33 min

    Athletinnen zweifeln Objektivität an

    So hatte etwa Sophie Scheder, Olympia-Dritte von 2016, die Objektivität der Kanzlei angezweifelt: In einem Interview im Jahr 2021 hatte sie über das Gespräch mit Anwälten gesagt, dass sie nicht das Gefühl gehabt habe, "dass sie meine Meinung wirklich hören wollten." Die Kanzlei soll mit dem deutschen Sportsystem eng verbunden sein, so besetzt der Jurist Felix Rettenmaier etwa die externe Ombudsstelle des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) als unabhängiger Vertrauensanwalt.
    In dem offenen Brief fordern die Verfasser nun das BMI, das Sportministerium Baden-Württemberg und den Landessportverband Baden-Württemberg dazu auf, sich für "eine neutrale und von den Turnverbänden unabhängige Aufklärung" einzusetzen.

    Missbrauchsvorwürfe
    :Turn-Präsident: "Weiß nicht, was noch kommt"

    Der Deutsche Turner-Bund (DTB) schließt nach Missbrauchsenthüllungen in den Zentren Stuttgart und Mannheim weitere Fälle nicht aus. DTB-Boss Alfons Hölzl äußerte sich in Medien.
    Turnerin auf dem Schwebebalken
    mit Video

    Auch Spitzenturnerin Seitz erhebt Vorwürfe

    In den vergangenen Wochen hatten vorwiegend ehemalige, zuletzt in Person von Elisabeth Seitz aber auch aktive Spitzenturnerinnen öffentlich schwere Vorwürfe zunächst über die Arbeit am Stützpunkt in Stuttgart, später auch am Stützpunkt in Mannheim erhoben. Es wurde unter anderem "systematischer körperlicher und mentaler Missbrauch" beklagt.
    Der DTB kündigte nach Bekanntwerden der ersten Vorwürfe eine externe und unabhängige Klärung an und beauftragte die Kanzlei Rettenmaier, der Schwäbische Turnerbund (STB) beendete die Zusammenarbeit mit einer Trainerin und einem Trainer.

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    Quelle: Reuters

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    Quelle: sid

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