Ironman - Kienle: "Schwimmen ist der gefährlichste Part"

    Interview

    Ironman-WM auf Hawaii:"Schwimmen ist der gefährlichste Part"

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    Die Ironman-WM auf Hawaii ist der wichtigste Wettkampf im Triathlon. Profi-Triathlet Sebastian Kienle erklärt, was das Rennen besonders macht und wie man sich darauf vorbereitet.

    Sebastian Kienle gewinnt den Ironman 2014 auf Hawaii
    Sebastian Kienle nach seinem Sieg beim Ironman auf Hawaii 2014.
    Quelle: dpa | Omori

    Am kommenden Samstag, den 26. Oktober, wird Hawaii erneut zum Schauplatz eines der härtesten Wettkämpfe der Welt: der Ironman-Weltmeisterschaft der Männer.
    Sebastian Kienle, ehemaliger Weltmeister und Triathlon-Legende, weiß, was es braucht, um auf dieser Strecke zu triumphieren. Im Interview erzählt er, warum dieses Rennen so außergewöhnlich ist und wie man sich auf die extreme Herausforderung vorbereitet.

    Sport | sportstudio live
    :Ironman-WM der Männer auf Hawaii

    Marc Windgassen kommentiert den Ironman auf Hawaii, Co-Kommentator ist Sebastian Kienle; Moderation: Lena Kesting.
     Patrick Lange in Aktion am 08.10.22.
    519:40 min
    ZDFheute: Herr Kienle, der Ironman auf Hawaii steht unmittelbar bevor. Was macht diesen so besonders? 
    Sebastian Kienle: Es ist eine Kombination aus verschiedenen Disziplinen. Ursprünglich schien ein Ironman oder eine Langdistanz für viele unerreichbar und weit entfernt zu sein. Ähnlich verhält es sich mit Hawaii, das selbst für Bewohner des Festlands eine beträchtliche Distanz bedeutet, wenn man die Reise berücksichtigt.
    Es kursiert die Vorstellung, dass es sich um eine Insel irgendwo im Pazifik handelt, und die Bedingungen passen hervorragend zu unserem Sport. Es offenbart sowohl Schönheit als auch Tristesse. Die Temperaturen können hoch sein, begleitet von hoher Luftfeuchtigkeit und kräftigem Wind. Dies unterstreicht den Nimbus, dass dieser Sport schlichtweg großartig ist. Man ringt nicht nur mit der Distanz, sondern auch mit den Naturgewalten. 

    Sebastian Kienle jubelt der EM 2017
    Quelle: dpa | dedert

    Sebastian Kienle hat alle bedeutenden Titel bei den Ironman-Wettkämpfen gewonnen. In Frankfurt feierte er 2014, 2016 und 2917 dreimal den Europameistertitel, sicherte sich zweimal den Weltmeistertitel über die Ironman 70.3-Distanz (2015 & 2016) und erreichte mit seinem Sieg bei der Ironman-Weltmeisterschaft 2014 auf Hawaii den höchsten Triumph, den der Triathlon zu bieten hat. Seit seinem Rücktritt im letzten Jahr ist Kienle weiterhin sportlich aktiv und nimmt vor allem an Gravel-Rennen, sowie an Hyrox-Wettkämpfen teil. 

    ZDFheute: Gibt es spezifische Trainingsmethoden aufgrund der klimatischen Bedingungen?
    Kienle: Auf jeden Fall. In Europa ist es mittlerweile gängig, ein Höhentrainingslager zu absolvieren. Die Höhe hat einige Ähnlichkeiten mit der Hitze. Darüber hinaus stellt sie eine zusätzliche Herausforderung dar, da der Körper sich kühlen muss. Zum Beispiel hat man bei der gleichen Geschwindigkeit plötzlich eine Herzfrequenz von 155 Schlägen pro Minute, anstatt 145 wie normal. 
    Alternativ reisen einige Athleten sehr früh an. Ich selbst bin oft schon drei oder vier Wochen vor dem Rennen nach Hawaii gereist. Viele bereiten sich dann zunächst in Maui, der Nachbarinsel von Hawaii, vor, da die klimatischen Bedingungen dort gleich sind. 

    Ironman auf Hawaii
    :Was Sie über die Ironman-WM wissen müssen

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    von Kyra Fehr und Gemima Baku
    Triathlon: Patrick Lange.
    FAQ
    ZDFheute: Die Technologien bei der Ausrüstung und Trainingsmethoden haben sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt. Inwiefern spielen diese technischen Innovationen wie neue Rad- und Laufschuhmodelle eine Rolle in der Vorbereitung?
    Kienle: Extrem. Die Zeiten haben sich im Triathlon sehr weiterentwickelt, weil Technologie eine ganz große Rolle spielt. Wir als Triathleten profitieren noch deutlich stärker zum Beispiel von der Entwicklung im Laufschuhbereich als die reinen Läufer, weil wir schwerer sind und ermüdet laufen. Wir kommen von den 180 Kilometern Rad und laufen dann den Marathon und da hat dieser Schaum, der sehr viel Energie speichern kann im Laufschuhbereich einen ganz großen Einfluss.
    Aber auch im Radfahren ist die technologische Entwicklung extrem. Egal ob Aerodynamik, Rollwiderstand oder Reibungswiderstand, alles wird optimiert.
    Sebastian Kienle auf dem Rad beim Ironman 2019
    Sebastian Kienle auf dem Rad beim Ironman 2019
    Quelle: dpa | belga / pintens

    ZDFheute: Bei der World Triathlon Championship sind teilweise dramatische Szenen passiert. 2023 sind in Irland zwei Athleten während des Wettkampfes gestorben. Wie gefährlich ist Triathlon? 
    Kienle: Schwimmen ist auf jeden Fall der gefährlichste Part beim Triathlon, das ist ganz klar.
    Das Training für die Wettkämpfe ist an sich sehr gesund, wenn man es nicht auf einem absoluten Profiniveau betreibt. Es ist ein sehr vielseitiger Ausdauersport und das ist erstmal etwas, was man nur empfehlen kann. Das große Problem, was es gibt, ist dadurch, dass es immer populärer geworden ist, viele Amateure sich gleich an sehr großen Herausforderungen versuchen. Ich sehe leider immer wieder Athleten, die in so einem "Hauruck-Verfahren" unbedingt einen Ironman machen wollen. Und das ist gefährlich. 
    ZDFheute: Im Hinblick auf den diesjährigen Ironman auf Hawaii, welche Chance sprechen Sie den deutschen Athleten zu und wer sind Ihre Favoriten? 
    Kienle: Die Deutschen haben in diesem Jahr Außenseiterchancen. Patrick Lange hat das Rennen zweimal gewonnen und ist amtierender Vizeweltmeister. Er hat aber eine sehr schwierige Saison gehabt, deswegen würde ich ihn nicht ganz oben auf der Favoritenliste haben.
    Triathlon, Patrick Lange
    Er läuft und läuft. Das ist seine Stärke. Aber Schwimmen und Radfahren muss Triathlet Patrick Lange auch. Da kommen schnell 30 bis 40 Trainingsstunden/Woche zusammen.14.08.2024 | 2:16 min
    Zu meinen Favoriten zählen Sam Laidlow, der Titelverteidiger, aber auch Kristian Blummenfelt. Der hatte ein wahnsinnig starkes Rennen in Frankfurt bei der Europameisterschaft und ist ein heißer Siegkandidat. Und dann noch der Däne Magnus Ditlev, der in Roth mit einer absoluten Fabelzeit gewonnen hat und ein sehr starker Radfahrer ist und inzwischen eigentlich keine Schwächen mehr hat.
     Das Interview führten Kyra Fehr und Gemima Baku

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    Quelle: Reuters

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