Leere Hallen in Doha:Tischtennis-WM: Viel Show, wenig Publikum
von Susanne Heuing
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Die Tischtennis-WM in Katar findet bislang vor leeren Rängen statt. Das wurde nicht anders erwartet. Für Ärger sorgt eher die große Entfernung zwischen den beiden WM-Hallen.
Tischtennis-WM in Doha: Toll in Szene gesetzt, aber in der Halle sehen das wenige Zuschauer.
Quelle: Imago
Als Annett Kaufmann am Dienstag bei der Tischtennis-WM ihr Zweitrunden-Einzel gegen die Chinesin Chen Xingtong bestreitet, ist in der Lusail Multipurpose Arena vor allem eins zu hören: das Surren der Klimaanlage. Applaus gibt es nur vereinzelt, von den 15.000 Plätzen in der Halle sind keine hundert besetzt.
Auch an den Vortagen haben kaum mehr Besucher den Weg in die Arena gefunden. Die heimischen Starter sind früh ausgeschieden, bewegen sich in der Weltrangliste jenseits der Top 300.
Weltelite häufig in Doha zu Gast
"Natürlich spielen wir lieber vor Zuschauern", sagt der deutsche Nationalspieler Patrick Franziska. "Aber wir wussten, was auf uns zu kommt. Das ist hier immer so." Regelmäßig finden internationale Turniere in Katar statt, noch im Januar hat Franziska beim "Star Contender", einem Event der internationalen Turnierserie World Table Tennis, in Doha aufgeschlagen.
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Bei Weltranglistenturnieren wie diesen stehen bis zu sechs Tische in der Lusail Multipurpose Arena. Bei der WM beherbergt die Halle nur die beiden Center Courts. Die sind nicht nur größer als gewöhnliche Courts, sondern werden auch aufwendig in Szene gesetzt, sollen perfekte Fernseh- und Streamingbilder liefern.
Die Präsentation an den Show Courts ist toll, das muss man sagen.
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Richard Prause, Sportdirektor des Deutschen Tischtennis-Bundes
Zwischen den Hallen pendeln Busse
Doch es braucht mehr als zwei Tische, um die 443 Spiele dieser WM in neun Tagen über die Bühne zu bekommen. Das Gros der Partien findet an den ersten Turniertagen in der zweiten Spielhalle statt. Das ist für eine WM nicht ungewöhnlich - allerdings liegen zwischen der Haupthalle und der zweiten Spielstätte, in der weitere sieben Tische stehen, 15 Kilometer.
Zwischen den Hallen verkehren Busse im 45-Minuten-Takt. "Das ist teilweise eine Challenge für Spieler und Trainer, rechtzeitig von A nach B zu kommen", sagt Bundestrainer Jörg Roßkopf. Der 55-Jährige hat es zwischenzeitlich vorgezogen, sich eine private Fahrgelegenheit zu bestellen. Andernfalls hätte er es nicht rechtzeitig zu allen Spielen geschafft.
Bedürfnisse der Profis stehen im Hintergrund
Er wünsche sich manchmal, dass der Weltverband ITTF wieder die Bedürfnisse der Spieler in den Mittelpunkt stelle, sagt Roßkopf. "Natürlich ist es wichtig, den Sport gut zu vermarkten. Aber es geht immer mehr ums Business - und immer weniger um die Spieler."
Der Herren-Bundestrainer würde es begrüßen, wenn die Show Courts erst später im Turnier zum Einsatz kämen. So könnten mehr Tische in der Haupthalle gestellt werden - und mehr Spiele unter gleichen Bedingungen stattfinden.
Für die Spieler ist der große Unterschied zwischen den beiden Hallen ein Problem.
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Tischtennis-Bundestrainer Jörg Roßkopf
Denn Tischtennisprofis reagieren sensibel auf variierende äußere Umstände. Oft ist zu hören, dass der Ball in den großen Arenen langsamer fliege. "Das Spielgefühl in den beiden Hallen hier ist sehr unterschiedlich", sagt Dang Qiu, Europameister von 2022.
Rote Tische, goldene Netze
Einstellen mussten sich die Spielerinnen und Spieler bei dieser WM auch auf eine neue Tischfarbe. In Doha setzten die Veranstalter erstmals auf rote Tische mit goldenen Linien und Netzen. Viele Spieler vor Ort monierten, dass man die Mittellinien schlecht sehe.
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Bei aller Kritik findet DTTB-Sportdirektor Prause aber auch lobende Worte. Generell seien die Spielbedingungen gut "und die Hotels herausragend"- so wie man es aus Doha auch gewohnt sei.
Einen WM-Ausrichter zu finden, der gute Bedingungen schafft und dann auch noch die Halle vollkriegt, das ist im Tischtennis schwierig.
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Richard Prause, DTTB-Sportdirektor
Das schafften weltweit nur eine Handvoll Länder.
Und: Am Final-Wochenende sollen sich in Doha tatsächlich die Ränge füllen, die Tickets für Samstag und Sonntag sind nahezu ausverkauft. "Wahrscheinlich", mutmaßt Jörg Roßkopf, "kommen dann wieder ein paar Flieger mit Fans aus China. So ist es am Ende meistens."
Quelle: Reuters
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