Ärger über Tennisbälle: Zverev: "Viel schlechter geworden"

    Ärger bei ATP-Finals :Zverev: "Bälle sind schlechter geworden"

    von Jannik Schneider, Turin
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    Die Qualität der Tennisbälle sorgt auch bei den ATP-Finals für Unmut bei den Profis. Laut Alexander Zverev sind die Bälle Grund für Verletzungen. ATP und WTA wollen Anpassungen.

    Alexander Zverev
    Alexander Zverev kritisiert die Qualität der Spielbälle auf der Tour.
    Quelle: dpa

    Alexander Zverev schien auf die Frage nach der Ballqualität bei den ATP-Finals gewartet zu haben. Nicht etwa, weil die Nummer zwei der Welt schlecht gespielt hatte. Im Gegenteil: Der 27-Jährige steht in Turin - beim Event der besten acht Spieler des Jahres - nach zwei gewonnenen Gruppenspielen kurz vor dem Einzug ins Halbfinale.
    Als Mitglied des Spielerats der Tennistour ATP wollte Zverev aber bereits nach seinem ersten Gruppensieg Grundsätzliches loswerden. Der Tenor seines fast dreiminütigen öffentlichen Monologs: Alle Tennisball-Firmen hätten seit der Corona-Pandemie das Material verändert, um Kosten zu sparen. Der Ball sei deutlich langsamer und schlechter zu beschleunigen, sorge für Verletzungen.

    Profis kritisieren Qualität und Nutzung der Bälle

    Mit den Aussagen folgte er Turnierkollege Daniil Medwedew, der wegen der Ballqualität das Ende der Saison herbeisehnt und sogar während des Turniers in Turin zwischen dem ersten und zweiten Match komplett die Besaitung tauschte.
    Auch Superstars wie Novak Djokovic und der kürzlich zurückgetretene Rafael Nadal hatten in der Vergangenheit die nachlassende Qualität und einen weiteren Kritikpunkt angesprochen: Zu viele unterschiedliche Ballmarken werden von Woche zu Woche auf der Profitour verwendet.

    Zverev: Ball bis zu 60 Prozent langsamer

    Alexander Zverev sagt: "Dunlop war immer der beste Ball." Doch auch dieser Spielball sei wie alle anderen schlechter geworden.

    Seit der Pandemie sind Bälle aller Firmen schlechter geworden.

    Alexander Zverev

    Er habe selbst Firmen zur Produktion befragt, so Zverev. Um Kosten zu sparen, benutzten die Firmen ein anderes Klebematerial. "Das macht die Bälle zwischen 30 und 60 Prozent langsamer im Vergleich zu vor der Pandemie", erklärte Zverev: "Nun verlassen Luft und Druck den Tennisball schneller."

    Zverev: Verletzungen als Folge der Ballqualität

    Das Material kann diese Komponenten nicht zusammenhalten. Der Ball "geht auf", wird also größer und Luft und Druck sinken drastisch. Die spielerische Konsequenz erklärte Medwedew:

    Der Ball stirbt in der Luft nach zwei drei Metern und bremst beim Aufsprung ab.

    Daniil Medwedew

    Medwedew habe seit geraumer Zeit Probleme, Winner zu schlagen. Die Konsequenz: Profis schlagen härter. Die Folge laut Zverev: Mehr Schulter- und Handgelenksprobleme. Studien gibt es keine. Verletzungen gab es früher auch. Dennoch haben die Verantwortlichen der Herren- und Damentour ATP und WTA eine gewisse Problematik erkannt.
    Auf Anfrage von ZDFheute verwies die ATP auf Aussagen des "Chief Sporting Officer" der ATP, Ross Hutchins, in der New York Times. Der Zeitung sagte Hutchins, man habe realisiert, bei der Ballthematik Dinge besser machen zu können. Die neue Strategie: "Wir wollen in Zukunft eine Ballmarke für gewisse Saisonabschnitte und Untergründe benutzen."

    ATP und WTA: Einen Ball pro Saisonabschnitt

    Alleine bei den vier Grand Slams kommen momentan drei unterschiedliche Marken zum Einsatz. Der von Zverev kritisierte Dunlopball ist der offizielle Ball der ATP-Finals. Diese und weitere Ballfirmen ließen eine ZDF-Anfrage bis Donnerstagmittag unbeantwortet.
    ATP und WTA wollen einen einheitlichen Ball je für die europäische Sandplatzsaison, die Hardcourt und Rasenabschnitte bereitstellen. Hutchins sagt:

    Die ATP wird die Verhandlungen führen und die Entwicklung der Ballfabriken überwachen, um die besten Bälle für jeden Saisonabschnitt zu bekommen.

    Ross Hutchins,, Chief Sporting Officer" der ATP

    Eine Problematik bleibt. Turniere haben zum Teil langjährige Verträge mit Ballausrüstern. Die Verbände können die einzelnen Turniere erst nach Auslaufen der Verträge nach und nach in den Vereinheitlichungsprozess integrieren. 2029 soll dieser abgeschlossen sein. Die Grand Slams, die nicht der ATP- und WTA-Tour angehören, müssen sich diesem Prozedere aber nicht anpassen. Da sind die Verantwortlichen auf ein Entgegenkommen angewiesen.

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    Quelle: Reuters

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