Oliver Kahns Zukunftsplan mit Bordeaux

Ziemlich ruhig war es um Oliver Kahn nach dem Ende seiner nur zwei Jahre als Vorstandschef des FC Bayern im Mai 2023 geworden. Ein wenig hat sich das zwar inzwischen geändert, weil der 55-Jährige seit einigen Monaten wieder vermehrt in den Medien in Erscheinung tritt.

Doch eine Rückkehr in den deutschen Fußball wird es wohl nicht mehr geben. "Ich kann mir das jetzt im Moment nicht vorstellen", sagte der langjährige Torwart des FC Bayern und der deutschen Nationalmannschaft im aktuellen sportstudio des ZDF am Samstagabend.

Stattdessen sieht Kahn seine Zukunft im Ausland als Investor und Gestalter eines Vereins. Über seine Gespräche mit dem in die vierte Liga abgestürzten französischen Traditionsklub Girondins Bordeaux könne er derzeit zwar nicht viel sagen, aber grundsätzlich reize ihn eine solche Aufgabe.

"Das stimmt schon, das ist einfach spannend", sagte Kahn und verwies auf ehemalige Sportler als Investoren. Ein Beispiel ist David Beckham bei Inter Miami im US-Fußball.

"Da gibt’s spannende Möglichkeiten", sagte Kahn, "es macht mir einfach Spaß, Fußballklubs zu entwickeln, Dinge zu entwickeln." Und Girondins Bordeaux sei "sicherlich eine sehr, sehr interessante Geschichte, die wir uns da im Moment angucken."

Kahn stellte klar, dass er solch ein Projekt als Gemeinschaftswerk verstehe.

Entsprechend sei das "ein großes und spannendes Projekt, das man nicht irgendwie alleine stemmen kann".

In der Branche hatten Kahns Kontakte zu Bordeaux auch deshalb für Aufsehen gesorgt, weil er dort eine titanische Aufgabe zu bewältigen hätte. Girondins hatte wegen Schulden in Höhe von mehr als 100 Millionen Euro im vergangenen Sommer Insolvenz angemeldet.

Für diesen Dienstag wurde ein Termin vor dem Handelsgericht in Bordeaux anberaumt, bei dem um die Zukunft des Vereins geht. Sollte Girondins keinen tauglichen Finanzierungsplan zum Schuldenabbau vorlegen, drohe im schlimmsten Fall eine gerichtliche Liquidation, hieß es zuletzt.

Gespannt blickt Kahn auch auf Jürgen Klopps neue Aufgabe als Head of Global Soccer bei Red Bull. Dabei äußerte Kahn Zweifel. "Ich weiß auch nicht, ob er das wirklich so lange machen wird, weil so, wie ich ihn einschätze vom Typ her, ist er ja schon der Trainer am Platz, Adrenalin pur", sagte Kahn, "schauen wir mal, ob er da seine Erfüllung findet."

Ebenso gespannt beobachtet Kahn den Titelkampf in der Bundesliga zwischen dem FC Bayern und dem amtierenden Meister Leverkusen. Wie die Werkself auftrete, sei "schon beeindruckend", befand Kahn und meinte zu einer möglichen Titelverteidigung: "Sie haben alle Möglichkeiten."

Zugleich erinnerte er an die vier Punkte Vorsprung des FCB und an die "Mentalität, mit der Bayern München im Moment spielt. Bei ihnen wirkt alles relativ klar, sicher und leicht." Aber der FC Bayern sei ein "sensibles Gebilde", sagte Kahn und prognostizierte: "Da wird noch eine Menge passieren."

Zur Kritik an seiner Person nach seiner unfreiwillig beendeten Zeit als CEO des FC Bayern wollte sich Kahn auch mit dem Abstand fast 20 Monaten nicht äußern. "Ich bin nicht der Typ, der so etwas in der Öffentlichkeit ausmachen muss."

Er habe die Zeit reflektiert, was gut gewesen sei und was schlecht. "Irgendwann muss man sich schütteln und dann geht es auch wieder weiter."

Manchmal laufe es eben anders, als man sich das vorgestellt habe, "und dann muss man irgendwann konsequent sein und seinen Weg weitergehen." Das versucht Kahn, und ob ihn dieser Weg tatsächlich zu Girondins Bordeaux führen wird, soll nun geklärt werden.