Vierschanzentournee: Stefan Kraft, der Flug-Ästhet

    Vierschanzentournee:Stefan Kraft - Flug-Ästhet im weißen Anzug

    von Stephan Klemm
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    Stefan Kraft ist eines der Phänomene der Skisprung-Gegenwart. Nach seinem Sieg in Oberstdorf gilt der Österreicher als Favorit bei der Vierschanzentournee.

    Skispringen: Stefan Kraft bei der Vierschanzentournee in Oberstdorf.
    Nach dem Sieg in Oberstdorf nun Favorit bei der Vierschanzentournee: Stefan Kraft aus Österreich.
    Quelle: AFP

    Stefan Kraft ist eines der Phänomene in der Gegenwart des Skispringens. Wobei der 31-jährige Österreicher aus dem Bundesland Salzburg auch schon in der Vergangenheit auf sich aufmerksam machen konnte - Kraft ist Olympiasieger und dreimaliger Weltmeister. In der vergangenen Saison gewann er gleich 14 Weltcupspringen und die Gesamtwertung dieser Serie.

    Kraft seit 2014 in der Weltspitze

    Kraft gehört seit einem Jahrzehnt zur Weltspitze. Seinen ersten Erfolg in der A-Kategorie der Skispringer feierte er am 29. Dezember 2014 in Oberstdorf. Am vergangenen Sonntagabend, exakt zehn Jahre später, schloss sich an der Schattenbergschanze ein Kreis. Denn der Sieger des Auftaktspringens der 73. Vierschanzentournee war er, Stefan Kraft, der Flugästhet mit dem weißen Anzug.
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    In Oberstdorf gelang Kraft zwar kein Sieg auf Ansage, aber ein Erfolg, der niemanden überraschte. Er zählt seit Jahren zu den Tournee-Favoriten, auch wenn die Vorleistungen in diesem Winter eher vermuten ließen, dass der Weltcup-Führende Pius Paschke vorne landen könnte - oder Krafts Teamkollegen Jan Hörl und Daniel Tschofenig, die in der Weltcup-Gesamtwertung vor ihm platziert sind.

    Rechtzeitig in Topform

    Doch es spricht für die Klasse und Gelassenheit des Tüftlers Kraft, dass er sich pünktlich zum ersten Saisonhöhepunkt in Topform präsentieren und zum ersten Mal in dieser Saison gewinnen konnte.

    Ich habe genau zum richtigen Zeitpunkt die besten Sprünge ausgepackt. Dass es bei der Tournee aufging, ist natürlich sehr cool.

    Stefan Kraft

    Kraft siegte am Sonntag vor Hörl und Tschofenig sowie dem Viertplatzierten Paschke, dem ersten Nicht-Österreicher des Tournee-Klassements. Zuvor fehlte ihm in dieser Saison noch eine kleine Feinjustierung für den Erfolg.
    Der Zeitplan der Vierschanzentournee




    Kraft bastelte deshalb zuletzt sehr an seinem Setup, verfeinerte Details an seinen Skiern und Schuhen, vor allem aber auch an seiner Anfahrtsposition. "Jetzt hat es tatsächlich flupp gemacht und es läuft", sagt er.

    Abgehoben in den lange gesuchten Flow

    Der Vorsprung des Gewinners von Oberstdorf auf Hörl, Tschofenig und Paschke beträgt 3,5, 11,5 und 13,8 Punkte. Das sind Abstände, die auf der Strecke von drei noch ausstehenden Wettkämpfen durchaus schmelzen können. Doch Kraft gilt als einer der Springer, die funktionieren, wenn erst einmal der Flow erreicht ist. Und in diesem Zustand scheint sich Kraft nach seinen beiden Traumflügen von Oberstdorf zu befinden.
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    Als sein Erfolgsgeheimnis nennt Kraft, "dass ich mit dem Druck richtig umgehen kann". Tatsächlich sei er "sehr nervös" vor seinem Einsatz in Oberstdorf gewesen. "Aber das ist eine Situation, die ich gut nutzen kann, weil ich genau dann starke Flüge zeigen kann." In Oberstdorf gelang Kraft sein 44. Weltcup-Erfolg, vor ihm rangieren in dieser Liste nur noch der Finne Matti Nykänen (44) und sein Landsmann Gregor Schlierenzauer (53).

    Lob für Kraft: "Enormer Teamplayer"

    Andreas Widhölzl, der Trainer der erfolgreichen Österreicher, bezeichnet Kraft als "enormen Teamplayer. Und er ist sehr ehrgeizig." Doch wie Kraft zehn Jahre konstant gut zu springen, ist schwer in einer Sportart wie dem Skispringen, bei der die Veränderungen des vorgegebenen Materials oder der Anzüge dazugehören wie eine Telemark-Landung.

    Ich habe mich auch gefragt, was ich nach der erfolgreichen vergangenen Saison noch verändern kann.

    Stefan Kraft

    "Das zu durchdenken und zu testen, ist sehr anspruchsvoll", sagt Kraft. Nun aber sei er sicher, dass bei ihm alles passt, für alle Bedingungen, kurz: "Jetzt wird Ski gesprungen. Ich bin bereit." Österreich wartet nun bereits seit zehn Jahren auf einen neuen Tourneesieger. Der letzte in dieser Reihe, im Jahr 2015: Stefan Kraft aus dem Salzburger Land.

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    Quelle: Reuters

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