Ski Alpin: Gewinnt Lara Gut-Behrami den Gesamt-Weltcup?

    Ski-Weltcup-Finale in Saalbach:Gelingt Lara Gut-Behrami die Rekordjagd?

    von Elisabeth Schlammerl
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    Lara Gut-Behrami dominiert die Ski-Alpin-Saison. Mit fast 33 Jahren winkt ihr der Gesamtweltcupsieg - das schaffte in ihrem Alter noch keine Ski-Rennfahrerin.

    Skirennfahrerin Lara Gut-Behrami bei dem Ski-Aplin Weltcup in Are.
    Von der "Zicken-Weltmeisterin" ist nichts mehr übrig: Die Schweizer Skirennfahrerin Lara Gut-Behrami kann sich am Wochenende bis zu vier Kristallkugeln sichern, inklusive des Gesamtweltcups.
    Quelle: AFP

    Neben dem Sieg im Gesamtweltcup kann Lara Gut-Behrami auch noch drei Disziplinen-Wertungen gewinnen, nämlich im Riesenlslalom, dem Super G und in der Abfahrt gewinnen. Ihr winken damit vier Kristallkugeln. Sie wäre die dritte Frau, die das in einer Saison schafft.

    Größtes Lob von Shiffrin

    Das größte Kompliment kam zuletzt von der größten Konkurrentin. Die Karriere von Lara Gut-Behrami sei "unglaublich", sagte Mikaelas Shiffrin, die erfolgreichste Skirennläuferin der alpinen Weltcup-Geschichte.
    Sie liebe es, der Schweizerin beim Skifahren zuzusehen. Ganz selbstverständlich ist das nicht, denn vermutlich wird Gut-Behrami jene Trophäe gewinnen, die für Shiffrin auch in dieser Saison reserviert zu sein schien.

    Slalom-Comeback in Are
    :Shiffrin feiert Sieg und kleine Kristallkugel

    Vor drei Monaten zwang ein schwerer Sturz Mikaela Shiffrin zur Pause. Beim Comeback feierte sie nun einen Sieg, den 96. in ihrer Karriere. Lena Dürr verpasste das Podest hauchdünn.
    Mikaela Shiffrin nach ihrem Sieg beim Ski Slalom.
    mit Video

    Gut-Behrami vor Gesamtweltcup-Sieg

    Gut-Behrami kann sich schon beim ersten Teil des Finales in Saalbach-Hinterglemm an diesem Wochenende den Gesamtweltcup sichern. 282 Punkte hat sie Vorsprung vor der Italienerin Federica Brignone.
    Die Dritte, Shiffrin, ist bereits abgeschlagen, kann Gut-Behrami nicht mehr einholen, weil sie nur noch den Slalom und Riesenslalom bestreitet, auf Abfahrt und Super-G ein Woche später aber verzichtet.

    In einer Reihe mit Vonn nun Shiffrin

    Mit 32 Jahren wäre Lara Gut-Behrami die älteste Skirennläuferin, die jemals den Gesamtweltcup gewann - ein Rekord. Außerdem hat sie beste Chancen, als erst dritte Frau nach den beiden Amerikanerinnen Lindsey Vonn und Mikaela Shiffrin mit insgesamt vier Kristallkugeln in einer Saison nach Hause zu fahren. Sie führt vor den letzten Rennen die Disziplinwertung im Riesenslalom fast einholbar an, die in der Abfahrt und im Super-G mit deutlichem Vorsprung.
    Acht Siege in drei Disziplinen gelangen der Schweizerin in dieser Saison, genauso viele wie Shiffrin, die bis Ende Januar deutlich führte in der Gesamtwertung. Aber dann stürzte sie in Cortina d’Ampezzo, verletzte sich am Knie und verpasste deshalb neun Rennen.
    Dass sie mit ihrer Pause Gut-Behrami den roten Teppich ausrollte, will sie nicht gelten lassen. "Lara verdient es zu 1000 Prozent, dass sie dort steht, wo sie jetzt steht", sagte Shiffrin.
    Federica Brignone in Aktion am 03.03.24.
    Federica Brignone gewinnt einen Nebel-Chaos-Super-G in Kvitfjell. Als Zweite festigt Lara Gut-Behrami ihre Führung im Gesamtweltcup. Kira Weidle wird Elfte.03.03.2024 | 8:12 min

    Ein Triumph als Hommage

    In dieser Saison sowieso, weil Gut-Behrami dank ihrer Erfahrung sowohl die Risikodosierung auf der Piste als auch die Regeneration zwischen den Rennen am besten hinbekommen hat. Diese Weltcup-Saison hatte es in sich, wegen der Ausfälle und des dichtgedrängten Kalenders.
    Shiffrin war nicht der einzige prominente Ausfall. Es erwischte unter anderem Petra Vlhova aus der Slowakei, lange Zweite im Gesamtweltcup, und die beste Abfahrerin der vergangenen Jahre, die Italienerin Sofia Goggia.
    Lara Gut-Behramis Triumph mit fast 33 Jahren ist auch so etwas wie Hommage an ihre gesamte, außergewöhnlich lange Karriere. Mit 16 stand sie zum ersten Mal auf dem Siegerpodest im Weltcup, mit 17 gewann sie ihr erstes Weltcup-Rennen, ein paar Wochen später holte sie ihre ersten zwei WM-Medaillen.

    Von der Strahlefrau zur Zicken-Weltmeisterin

    Die Ski-Rennfahrerin galt als Supertalent. Doch wurde es ihr zu viel - nicht das Skifahren, aber die Erwartungen jenseits der Piste. Sie stritt mit dem Verband und manchmal auch mit den Medien, bekam von einer Schweizer Boulevardzeitung den Titel der "Zicken-Weltmeisterin" verliehen und war dabei, sich aufzureiben.
    Sie musste einen Weg finden, mit allen Begehrlichkeiten umzugehen, ohne sich selbst zu verlieren und brauchte dafür ein paar Jahre. Der Gesamtweltcupsieg 2016 war ein erster kleiner Schritt, die Hochzeit mit dem Schweizer Fußball-Nationalspieler Valon Behrami 2018 nach einem Kreuzbandriss ein zweiter, etwas größerer.

    Neue Perspektive dank Fokussierung

    Sie wurde auf der einen Seite lockerer, reflektierter. Früher, habe sie einiges falsch gemacht", sagte eine gereifte Gut-Behrami, "weil ich es einfach nicht anders wusste." Auf der anderen Seite erkannte sie auch, dass sie die Aufmerksamkeit, die Bewunderung gar nicht brauchte. Lara Gut-Behrami zog mit ihrem Mann nach Italien, gibt seit ein paar Jahren kaum mehr Einzelinterviews, erst recht keine Einblicke in ihr Privatleben.
    Diese Fokussierung hat ihr gut getan. Sie hat sich gefunden, als Mensch, und sportlich noch einmal eine neue Perspektive bekommen. 2021 holte Gut-Behrami zwei WM-Titel, ein Jahr später Olympia-Gold. Und nun wohl zum zweiten Mal den Gesamtweltcup.
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