Schwimm-WM in Doha: Wellbrock will Fukuoka-Scharte auswetzen

    Schwimm-WM in Doha:Wellbrock will Fukuoka-Scharte auswetzen

    von Andreas Morbach
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    Im Vorjahr gewann Florian Wellbrock zwei WM-Titel im Freiwasser, erlebte im Becken aber ein Desaster. Das will er nun besser machen - für zwei weitere Olympiatickets nach Paris.

    Florian Wellbrock
    Florian Wellbrock will nach seinem Leistungseinbruch im Vorjahr bei der WM in Katar überzeugen.
    Quelle: imago

    Florian Wellbrock wirkt ein wenig nachdenklich, wenn er an sein bevorstehendes Arbeitspensum am Persischen Golf denkt. Normalerweise zieht der 26-Jährige in den ersten beiden Wintermonaten fleißig seine Trainingsbahnen im Pool. "Aber jetzt", staunt er, "steht da plötzlich eine Weltmeisterschaft auf dem Programm."

    USA schicken 18-köpfige Rumpfmannschaft

    Zum ersten Mal überhaupt in einem olympischen Jahr kommt die globale Schwimmelite nun auch bei einer WM zusammen. Knapp sechs Monate vor den Spielen in Paris wird Doha zur Bühne für die globalen Titelkämpfe - denen viele Spitzenkräfte wegen des ungewöhnlichen Termins allerdings den Rücken kehren.
    So schickt mit den USA eine der beiden führenden Schwimm-Nationen neben Australien nur eine 18-köpfige Rumpfmannschaft nach Katar. Bei der WM im vergangenen Jahr in Fukuoka waren noch 48 US-amerikanische Schwimmerinnen und Schwimmer am Start.

    Wellbrock mit Ballast aus Fukuoka

    Mit von der Partie bei den Titelkämpfen in Japan war auch Florian Wellbrock, der dort ein extremes Wechselbad der Gefühle erlebte. Zunächst erkraulte sich der gebürtige Bremer im Freiwasser über fünf und zehn Kilometer in bestechender Dominanz jeweils Gold. Um dann nach dem Umzug ins Becken über 800 und 1500 Meter Freistil sang- und klanglos im Vorlauf zu stranden.

    Er trägt da schon ein bisschen Ballast mit sich herum.

    Bundestrainer Bernd Berkhahn

    Albtraum abhaken - mit Hilfe von Schubladen

    Berkhans Vorzeigeschüler zeigt einen sehr pragmatischen Umgang mit den Malaisen des Vorjahres. Der sportliche Albtraum im Pool von Fukuoka spiele überhaupt keine Rolle mehr, betont Wellbrock - und entwirft dazu ein sehr anschauliches Bild. "Rein emotional und psychisch gesehen", erklärt er, "bin ich sehr gut darin, Dinge in Schubladen zu stecken und diese Schubladen dann auch zuzulassen."
    Sein wieder einmal strammes Programm eröffnet der resolute Dauerkrauler, der hinter dem Leistungseinbruch im Vorjahr eher etwas Körperliches als etwas Mentales vermutet, am frühen Sonntagvormittag im alten Hafen von Doha über die olympischen zehn Kilometer. Bereits einen Tag zuvor macht sich an gleicher Stelle die Würzburgerin Leonie Beck über dieselbe Distanz an die Titelverteidigung.

    Olympiasieg nimmt Last von Wellbrocks Schultern

    Auch Florian Wellbrock will seine beiden Freiwasser-Triumphe von Fukuoka gerne wiederholen. Als eine "Mammutaufgabe" bezeichnet der Olympiasieger von Tokio im Freiwasser dieses Vorhaben - und dachte früher auch schon mal laut über die enorme Bedeutung seiner goldenen Plakette im Zeichen der fünf Ringe nach.

    Der Olympiasieg hat mich ein bisschen stolzer gemacht, aber auch leichter. Das ist so, als wäre eine Last von meinen Schultern abgefallen

    Florian Wellbrock

    Und auf die Frage, ob der noch offene Olympiasieg im Becken nach dieser Erfahrung eine vergleichsweise kleine Herausforderung für ihn sei, antwortete er entspannt: "Das kann man schon ungefähr so in Worte fassen."

    Starke Konkurrenz aus dem eigenen Team

    Das wäre, fügte er noch hinzu, "dann eben ein anderer olympischer Titel". Doch um überhaupt in die Lage zu kommen, auch im Pool olympisches Gold zu ergattern, muss er erst das Desaster von Fukuoka überwinden.
    In der zweiten WM-Woche steigen in die Doha die Beckenwettbewerbe, und für Florian Wellbrock beginnt nach der Mammutaufgabe im freien Gewässer damit die Sondermission über 800 und 1500 Meter Freistil. Im Hannoveraner Sven Schwarz bekommt er dabei starke Konkurrenz aus dem eigenen Team, wobei Wellbrocks Ziel klar ist:

    Platz vier und dabei bester Deutscher sein - damit ich dann mit zwei zusätzlichen Olympiatickets nach Hause komme.

    Florian Wellbrock

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