Tierwohl beim FEI-Weltcupfinale: Mehr Schutz für die Pferde

Tierwohl beim Weltcupfinale:Beobachter sollen Pferde besser schützen

von Katharina Weisgerber
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Null Toleranz bei Fehlverhalten gegenüber Pferden. Beim FEI-Weltcupfinale in Basel soll hart durchgegriffen werden. Dafür sind erstmals zusätzliche Experten vor Ort.

Charlotte Dujardin auf Valegro
Das Tierwohl soll beim FEI-Weltcupfinale in Basel im Vordergrund stehen: Zusätzliche Experten vor Ort sollen dafür sorgen, dass bei Verstößen hart durchgegriffen wird.
Quelle: dpa

Der Reitsport steht unter Beobachtung, sagt Thomas Straumann, Organisator der FEI World Cup Finals 2025 in Basel. Vor allem in den sozialen Medien kursieren immer mehr Fotos und Videos von Pferden mit aufgesperrten Mäulern, teilweise dunkel verfärbten Zungen und eng zusammen gezogenen Pferdehälsen, die nicht nur von Gegnern des Reitsports kritisiert werden.
Deshalb soll besonders das Wohlbefinden der Pferde im Fokus des Basler Turniers in dieser Woche (noch bis 6. April) stehen.
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Turnierchef setzt auf zusätzliche Beobachter

"Wir als Veranstalter stehen auch in der Verantwortung, wir können ja nicht immer nur auf die "bösen" Reiter zeigen. Sondern wir müssen als Veranstalter auch was tun für den Sport, dass wir besseren Sport, guten Sport haben können", sagt Turnierorganisator Straumann und hat sich mit der Initiative "R-haltenswert" kompetente Unterstützung nach Basel geholt.
Diese 2024 gegründete Initiative für Pferdewohl soll, als Ergänzung zu den offiziellen FEI-Stuards, auf den Vorbereitungsplätzen das Warm-up der Tiere überwachen und dokumentieren. Jeder Beobachter ist entweder Pferdewirtschaftsmeister oder selber im Spitzensport aktiv. "Damit wollen wir dafür Sorge tragen, dass die Tierschutzstandards eingehalten werden", erklärt André Hascher von "R-haltenswert".

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Und weiter: "Leider werden die Standards, die eine ordentliche Pferdeausbildung erfordern würden, nicht mehr flächendeckend eingehalten. Es gibt im Spitzensport auch eine kleine Blase von Leuten, die der Maxime "höher, schneller, weiter" folgen - und die dabei leider das Tierwohl aus den Augen verloren haben".

Wie reagieren die Aktiven?

Die erfolgreiche Dressurreiterin Isabell Werth, Präsidentin des International Dressage Rider Clubs, erachtet diese Maßnahmen zwar als sinnvoll, aber sie seien nicht neu: "R-haltenswert ist nicht widersprüchlich zu dem, was wir grundsätzlich alle wollen und tagtäglich betreiben." Und weiter:

Wir wollen natürlich Leistung bringen und fragen entsprechende Leistung natürlich auch bei unserem Pferd und bei uns ab - das ist ja auch Sinn und Zweck einer Sportveranstaltung. Wir reiten Sportprüfungen und unsere Pferde sind auch dafür entsprechend ausgebildet - und nicht überfordert.

Isabell Werth

Zahlreiche Studien, wie beispielsweise die des schweizerischen Nationalen Gestüts, in der das Verhalten von Dressurpferden untersucht wurde, zeigen, dass viele Pferde im Spitzensport deutliches Konfliktverhalten, also Unwohlsein äußern. Da Pferde keine Lautäußerungen von sich geben, fiel der Blick der Wissenschaftler zum Beispiel auf Öffnen des Mauls und unruhiges Schlagen des Schweifs als Indizien.

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Ein großes Thema auch: Farbveränderungen der Zungen auf Fotos, mutmaßlich hervorgerufen durch Quetschungen der Zunge durch zu harte Zügeleinwirkung. "Das Pferd zeigt es auch in seinem Gesichtsausdruck", erklärt Ausbilderin Ulrike Thiel, die seit Jahren die Entwicklung des Dressurreitens hin zu immer spektakuläreren Auftritten kritisiert.

Über die Hebel der Kandare kann man enorme Schmerzen zufügen. Häufig wird ihnen auch noch der Mundwinkel extrem hochgezogen und das tut natürlich auch weh.

Ausbilderin Ulrike Thiel

Auf all diese Anzeichen wollen die Beobachter achten und auch mögliches Stressverhalten der Pferde dokumentieren. Gleichzeitig streamen Kameras live Bilder aus den Warm-up-Bereichen in die große Turnierhalle. So will Organisator Straumann volle Transparenz erreichen, da jeder Besucher die Vorbereitungen auf den Start verfolgen kann. Turnier-Organisator Thomas Straumann hofft, dass andere Veranstalter seinem Beispiel folgen. "Denn alles, was wir wollen, ist fairer Sport."
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Quelle: Reuters

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