Slowene ist Titelfavorit:Rad-WM: Wer soll Tadej Pogacar schlagen?
von Stephan Klemm
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Tadej Pogacar ist der Favorit auf den WM-Titel am Sonntag in Zürich. Der Slowene verfügt über außergewöhnliche Fähigkeiten in allen Bereichen seines Sports und hat starke Helfer.
Tadej Pogacar bei seinem Sieg beim Montreal Grand Prix.
Quelle: dpa
Nach der Tour de France im Juli war wenig zu sehen und zu hören von Tadej Pogacar, dem ungefährdeten Sieger des größten Radrennens der Welt. Auf die Olympischen Spiele von Paris verzichtete er, weil es Verbandsquerelen um seine Verlobte Urska Zigart gab, die slowenische Meisterin im Zeitfahren und auf der Straße.
Doch für Paris wurde sie nicht nominiert. Pogacar erklärte daraufhin, er sei zu erschöpft für die Spiele. Das jedoch war eine Ausrede, Pogacar war sehr verärgert über die Behandlung seiner Partnerin. Mitte September jedoch tauchte er wieder im Peloton auf. Und wie.
Bei der Straßenrad-WM in Zürich hat das deutsche Mixed-Team im Zeitfahren nur um 85 Hundertstelsekunden Gold verpasst. Doch die Freude über Silber überwog bei dem Sextett.25.09.2024 | 0:43 min
Pogacar glänzte bei zwei World-Tour-Rennen in Kanada. Den Grand Prix von Quebec beendete er zeitgleich mit dem Sieger Michael Matthews auf Rang sieben. Zwei Tage später jedoch gewann er den Grand Prix von Montreal, und zwar im Pogacar-Stil: Attacke weit vor dem Ziel, niemand kann folgen, Sieg als Solist. Den letzten Formtest vor dem WM-Straßenrennen an diesem Sonntag in Zürich hat Pogacar damit überzeugend bestanden.
Ein Phänomen des Radsports
Der slowenische Radprofi ist seit ein paar Tagen 26, aber schon seit ein paar Jahren ein großes Phänomen in der Welt des Radsports. Er verfügt über einen Talentpool, der einzigartig ist. Im Zeitfahren, auf schwerem Klassikerterrain, in den Bergen und sogar im Sprint ist er unwiderstehlich.
Pogacar hat bisher 85 Karriere-Erfolge eingefahren, allein in diesem Jahr gelangen ihm 22 Siege. Das ist ein sensationeller Wert, den ein Großteil der aktuellen Profis in ihrer gesamten Karriere nicht erreichen dürfte. Dem Slowenen gelang 2024 unter anderem erstmals seit 1998 das seltene Double aus Giro und Tour-Triumph, vor 26 Jahren schaffte dies in der Epo-Hochdopingphase der umstrittene Marco Pantani. Pogacar gewann in beiden Rennen jeweils sechs Etappen.
Roglic als prominenter Helfer
Außerdem siegte er in diesem Jahr beim schweren Schotterklassiker Strade Bianchi nach einem 80-Kilometer-Solo und beim Monument Lüttich-Bastogne-Lüttich. Die Tour gewann er bereits dreimal, Grenzen scheint es für diesen Fahrer nicht zu geben. Erst recht nicht auf dem schweren Kurs von Zürich, gefordert sind dort 273 Kilometer und heftige 4470 Höhenmeter. Das Rennen beginnt in Winterthur, nach etwa 70 Kilometern geht es auf einen Rundkurs um Zürich. Der Parcours ist vergleichbar mit dem Ardennenklassiker von Lüttich.
Hinzu kommt, dass Pogacar sich über prominente Unterstützung in einem diesmal extrem starken slowenischen Team freuen kann. Denn Primoz Roglic, der aktuelle Sieger der Spanien-Rundfahrt und der robuste Jan Tratnik fahren für Pogacar. Roglic büßte nach seinem Sieg in Spanien am 8. September viel von seiner Form ein.
Zurückhaltung fällt Pogacar schwer
Bisweilen wirkt der bei Zuschauern und Kollegen sehr beliebte Pogacar hyperaktiv auf dem Sattel, ausgestattet mit einer Art Wettkampf-ADHS. Denn Zurückhaltung fällt ihm schwer. Nils Politt, sein deutscher Teamkollege beim UAE-Team-Emirates erzählt, dass Pogacar bei der Tour "manchmal sogar in den Sprints der Flachetappen reinhalten wollte. Es war gar nicht so leicht, ihn davon zu überzeugen, dass das kontraproduktiv ist." Pogacar sei ein "unglaublicher Fahrer.
Für den ZDF-Experten Marcel Kittel ist Pogacar "eine Ausnahmeerscheinung auf dem Rad. Ein Freigeist. Zudem kommt er locker rüber, verspielt und ist im Finale dennoch sehr ernsthaft. Außergewöhnlich." Der WM-Titel fehlt Pogacar noch in seiner Sammlung. Es ist davon auszugehen, dass er auch in Zürich versuchen wird, im Pogacar-Stil zu fahren, als eine Art Pac-Man des Pelotons: jeden Gegner schnappend, um am Ende allein übrig zu bleiben.
Quelle: Reuters
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