Rollstuhlbasketball: Mit Teamgeist zum Paralympics-Ticket
Rollstuhlbasketball:Mit Teamgeist zum Paralympics-Ticket
von Susanne Rohlfing
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Die deutsche Mannschaft hat ihre letzte Chance auf ein Paralympics-Ticket genutzt und sich im französischen Antibes mit einem Sieg über den Iran für die Sommerspiele qualifiziert
Sind bei den Paralympics dabei: Die Rollstuhlbasketballer um Jens Albrecht und Jan Haller (links, sich umarmend).
Quelle: Imago
Überkreuz-Vergleiche werden im Sport ja gern als Indiz für die Leistungsfähigkeit einzelner Teams oder Athleten herangezogen. Wenn A gegen B gewonnen und gegen C verloren hat, dann müsste C doch beste Chancen haben, auch gegen B zu gewinnen.
Solche Gedankenspiele taugen manchmal als Balsam für nervöse Sportlerseelen, nicht aber als sichere Ergebnis-Prognose. Denn dann würde das Teilnehmerfeld für das paralympische Turnier im Rollstuhlbasketball der Männer etwas anders aussehen, als es jetzt aussieht. Die deutsche Mannschaft wäre möglicherweise nicht dabei - ist sie aber.
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Top-Leistung im entscheidenden Spiel
Sie kehrte am Dienstag ein bisschen müde, aber überglücklich vom so genannten "Repecharge-Turnier" im französischen Antibes zurück. Das Team von Michael Engel, der erst seit Ende des vergangenen Jahres Bundestrainer ist, holte sich im alles entscheidenden Spiel am Montag gegen den Iran mit einem 70:39-Erfolg eine der letzten vier Paris-Fahrkarten.
In den drei Spielen davor, in denen es um die Platzierung in der Gruppe und damit die Gegner für das Entscheidungsspiel (der Erste in Gruppe A gegen den Zweiten in Gruppe B und der Zweite in Gruppe A gegen den Dritten in Gruppe B usw.) gegangen war, hatten die Deutschen gegen Kolumbien (70:56) und Marokko (77:42) gewonnen und gegen Italien (63:72) verloren.
Trainer Michael Engel and Aliaksandr Halouski am 15.04.2024 in Antibes.
Quelle: Imago
Die Iraner hatten sich am Sonntag noch mit 75:74 gegen Kanada durchgesetzt. Am Montag eroberte dann aber Kanada mit einem 70:62-Sieg über Deutschland-Bezwinger Italien die Paris-Fahrkarte.
"Daran kann man die große Herausforderung dieses Turniers erkennen", sagt Engel, "am Ende hat nur das letzte Spiel gezählt". Und das habe sein Team mit Bravour gemeistert. "Das war eine überragende Teamleistung, vor allem defensiv", befand der Coach. "Eine Mannschaft wie Iran bei 39 Punkten zu halten, das ist außergewöhnlich." Auch wenn der Gegner von Verletzungspech leicht geschwächt war.
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Iran war der Angstgegner
Er habe nicht mehr so breit rotiert wie noch zuvor im Spiel gegen Marokko, erzählt Engel. Die Leistungsträger um den erfahrenen Thomas Böhme vom RSV Lahn-Dill mussten es richten.
Alle anderen haben aber angefeuert, gemacht und getan. Das war der Schlüssel, um über die vollen 40 Minuten alle Energie zu bringen.
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Trainer Michael Engel
Von einer möglichen Brisanz, in der aktuellen politischen Weltlage gegen eine Mannschaft aus dem Iran anzutreten, habe er nichts gespürt. Er sei im Turniertunnel gewesen und habe die Nachrichten deshalb nicht verfolgt, berichtet Engel.
Beachtenswerter war für die deutschen Rollstuhlbasketballer im Vorfeld die Tatsache, dass sie die letzten drei Begegnungen gegen den Iran, zweimal bei einer WM und bei den Paralympischen Spielen in Rio, verloren hatten. "Die sind also schon so eine Art Angstgegner", sagt Engel.
Als es dann um alles oder nichts ging, waren die deutschen Spieler jedoch voll fokussiert. Und nun werden sie Teil des hochkarätigsten Teilnehmerfeldes bei einem olympischen Rollstuhl-Basketballturnier sein, das es jemals gab. Da nur noch acht, und nicht mehr wie noch in Tokio zwölf Teams antreten dürfen, werden nur die Besten der Besten der Welt dabei sein.
Paralympics-Ziel: Beste Verteidigung, beste Fitness
Seit 1992 (Silber) haben die deutschen Männer keine paralympische Medaille mehr gewonnen. Die deutschen Rollstuhlbasketballerinnen waren zuletzt erfolgreicher, sie holten 2012 in London Gold und vier Jahre zuvor in Peking sowie vier Jahre danach in Rio jeweils Silber. Vor drei Jahren in Tokio scheiterten sie im Spiel um Platz drei an den USA. Für sie geht es von Mittwoch bis Samstag in Osaka noch um die Qualifikation für Paris.
Michael Engel kann derweil schon beginnen, die Vorbereitung für die Paralympics mit seinem Team zu planen. Eine bestimmte Platzierung setzte er nicht als Ziel, sagt der Coach: "Aber ich möchte, dass wir beim stärksten paralympischen Turnier aller Zeiten die beste Verteidigung spielen und die fitteste Mannschaft sind." Was dabei herauskommt, werde sich zeigen. Diese Orakelei führt ja ohnehin meist zu wenig.
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