Para-Triathlet Schulz will "in den Mittelpunkt der Stadt"

    Paralympics - Triathlon:Schulz will "in den Mittelpunkt der Stadt"

    von Susanne Rohlfing
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    Triathlet Martin Schulz könnte zum dritten Mal in Folge Paralympics-Gold holen. Er macht sich Gedanken wegen der Strömung in der Seine - freut sich aber auf eine tolle Kulisse.

    Der deutsche Para-Triathlet Martin Schulz während dem World Triathlon Championship Finale.
    Para-Triathlet Martin Schulz will zum dritten Mal in Folge Gold gewinnen.
    Quelle: Imago

    ZDFheute: Herr Schulz, die Schwimmstrecke in der Seine war schon während der Olympischen Spiele das große Problemthema. Nun müssen Sie für den paralympischen Triathlon auch da rein. Was denken Sie?
    Martin Schulz: Ich mache mir aktuell weniger Gedanken um die Wasserqualität, sondern eher um die Strömungsgeschwindigkeit.

    Weniger eingeschränkte Athleten wie ich sind vielleicht gerade noch in der Lage, da überhaupt irgendwie sichtbar voranzukommen. Aber bei vielen Para-Athleten wird das schwer.

    Martin Schulz

    Wir haben halt alle Einschränkungen und sind nicht so schnell wie die olympischen Athleten, deshalb sind wir ja im Para-Sport. Selbst bei den olympischen Frauen in der Mixed-Staffel hat man gesehen, dass es extrem hart war. Die haben uns erzählt, dass es grenzwertig war.
    ZDFheute: Haben Sie auch Tipps bekommen?
    Schulz: Man muss sich in bestimmten Bereichen aufhalten, um überhaupt voranzukommen, stromaufwärts ist das möglichst maximal weit rechts. Aber da wollen natürlich alle hin, entsprechend hart ist der Kampf um diese begehrtesten Plätze. Der Weg ist weiter. Aber wenn man diesen Umweg schwimmt und sich weit aus der Strömung raushält, dann kann es sein, dass man 20 oder 30 Meter mehr schwimmt, aber trotzdem 30 Sekunden schneller ist. Das müssen wir im Rennen berücksichtigen.

    Martin Schulz, 34 Jahre, Triathlet beim SC DHfK Leipzig, nimmt zum vierten Mal an Paralympischen Spielen teil. 2012 startete er noch als Schwimmer, 2016 feierte der Triathlon Paralympics-Premiere und Schulz holte sich die erste Goldmedaille, fünf Jahre später in Tokio wiederholte er den Erfolg.

    Schulz ist viermaliger Weltmeister, bei Europameisterschaften ist er seit 2012 ungeschlagen. Dem Vater eines kleinen Sohnes fehlt seit der Geburt der linke Unterarm. Sein Wettbewerb in Paris über 750 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren und fünf Kilometer Laufen in der Klasse PTS5 startet am Sonntag um 12:20 Uhr, das ZDF zeigt Triathlon ab 11:50 Uhr im Livestream. 

    ZDFheute: Haben die Veranstalter in Paris falsch entschieden? Hätten Sie eine Strecke finden müssen, die mehr im Sinne der Athletinnen und Athleten ist?
    Schulz: Wir hatten in der Vergangenheit ja schon öfter mit solchen Problemen zu tun. In Tokio war die Wasserqualität schlecht und die Wassertemperatur war viel zu hoch. Und in Rio an der Copacabana war es auch nicht so supertoll, da war das Wasser auch sehr verunreinigt. Wir haben immer mehr mit den verschiedensten Umwelteinflüssen zu tun.

    Aber wir Athleten wünschen uns auch Aufmerksamkeit und wollen in den Mittelpunkt der Stadt. 

    Martin Schulz

    ZDFheute: Sie freuen sich also auch darauf, Mitten in Paris in der Seine zu schwimmen?
    Schulz: Man hat es bei Olympia gesehen, da direkt in der Innenstadt gibt es natürlich Unmengen an Zuschauern, das ist megacool. Da müssen nicht wie bei anderen Events manchmal die Leute raus an die Strecke gefahren werden. Es ist Fluch und Segen. Entweder man hat tausende Zuschauer oder man ist irgendwo am Rand der Stadt an einer Regattastrecke oder einem See. In Paris bleiben die Leute spontan stehen und wir haben ein riesiges Publikum.
    Die Eröffnungsfeier beim Luxor Obelisk in PAris für die Paralympischen Spiele 2024.
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    ZDFheute: Die Kulisse beeindruckt sie?
    Schulz: Es war nicht immer zu 100 Prozent alles fair bei Olympia, aber es waren alle beeindruckt von der Strecke. Die Kulisse macht schon was her, das gibt Motivation. Deshalb sehe ich das nicht so kritisch. Natürlich wollen das IOC und das IPC tolle Bilder fürs Fernsehen. Aber auch für uns Sportler und die Zuschauer ist das megacool.
    Die Fahnenträger des deutschen Paralympischen Teams, Edina Müller und Martin Schulz, während der Eröffnungsfeier in Paris.
    Die Fahnenträger des deutschen Paralympischen Teams, Edina Müller und Martin Schulz, während der Eröffnungsfeier in Paris.
    Quelle: Imago/Ralf Kuckuck

    ZDFheute: Sie werden als Titelverteidiger, als bisher einziger Triathlon-Paralympicssieger in ihrer Klasse überhaupt am Start stehen, da Ihre Sportart erst 2016 Paralympics-Premiere feierte.
    Schulz: Der Druck ist auf jeden Fall größer als noch in Tokio. Vor allem, weil ich auch amtierender Weltmeister bin, das war vor Tokio nicht der Fall. Ich denke also schon, dass viele mit mir rechnen.

    Und klar, wenn man schon Gold gewonnen hat, will man jetzt im Idealfall wieder Gold gewinnen, das ist schon am schönsten.

    Martin Schulz

    Aber mein Ziel ist es erstmal, eine Medaille zu holen. Ich möchte mein Bestes abrufen und hoffe, dass der Wettkampf mit all den Voraussetzungen hier in Paris fair sein wird.
    ZDFheute: Warum sind Sie damals vom Schwimmen zum Triathlon gewechselt?
    Schulz: Das war für mich in dem Moment klar, als bekanntgegeben wurde, dass der Triathlon paralympisch wird. Ich wollte schon immer in vielen Sportarten gut sein und ich glaube, dass ich im Laufen und Radfahren genauso talentiert bin wie im Schwimmen. Außerdem bin ich gern in der Natur. Deshalb ist der Triathlon die perfekte Sportart für mich.

    Olympia "Relive"
    Quelle: ZDF

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