Paralympics und Technik: Prothesen, Rollstühle, Handbikes

    Prothesen, Rollstühle, Handbikes:Die Paralympics als Technikmesse

    von Ronny Blaschke
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    Die Athleten der Paralympics setzen auf moderne Prothesen und Handbikes. Doch im globalen Süden können sich Para-Sportlerinnen und -Sportler diese Technik selten leisten.

    Ein Technicker von Ottobock arbeitet an Prothesen für den französichen Para-Athlet Alexis Sanchez.
    Technik im Wert eines Kleinwagens: Arbeit an den Prothesen des französischen Para-Athleten Alexis Sanchez.
    Quelle: afp

    Als eine der Sehenswürdigkeiten in der Werkstatt des paralympischen Dorfes gilt der 3-D-Drucker. Ein Scanner dieses Gerätes kann etwa den Stumpf eines amputierten Oberschenkels erfassen. Mit den Daten kann der Drucker in drei bis vier Stunden einen Schaft herstellen, den Athleten bei der Entwicklung ihrer Sportprothese benötigen.

    23 Tonnen Equipment für Paralympics

    Die Paralympics gehören zu den größten Sportereignissen der Welt. Doch sie sind traditionell auch eine Technologiemesse. Besonders deutlich wird das in der Hauptwerkstatt im paralympischen Dorf, die seit den Spielen 1988 von Ottobock betrieben wird, einem Prothetik-Hersteller mit Sitz in Duderstadt.
    In diesem Jahr wurden für die Paralympics 23 Tonnen Equipment nach Paris gebracht. In den Lagern sind 1.500 unterschiedliche Artikel gelistet. In einem Raum werden Stoffe für Rollstuhllehnen genäht, in einem anderen werden Metallplatten geschweißt. Und in einem dritten stellen sich Sportler auf eine Kraftmessplatte, um ihre Körperbalance zu ermitteln.
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    In der paralympischen Werkstatt sind 160 Mitarbeitende aus vierzig Ländern tätig. Doch es gibt Sportler, die nicht wirklich auf deren Expertenwissen angewiesen sind. Der Sprinter Johannes Floors zum Beispiel ist Orthopädietechnik-Mechaniker und studiert Maschinenbau.

    Sportprothesen haben sich kaum verändert

    Floors ist an beiden Unterschenkeln amputiert. In einem Videointerview sagt er, dass er seit gut einem halben Jahr fast keine Veränderungen mehr an seinen Prothesen vorgenommen habe. Die beste Zeit für solche Änderungen sei vor einer Saison oder danach. Floors hat durch seine Ausbildung den Vorteil, dass er Änderungswünsche an seinen Prothesen niemandem erklären muss, sondern selbst durchführen kann.
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    Paralympische Zweiklassengesellschaft

    Dennoch haben Sportler auch immer wieder Regeln gebrochen. Zum Beispiel mit längeren Prothesen, um beim Laufen einen Vorteil zu haben. Um einen fairen Wettbewerb zu ermöglichen, werden beidseitig amputierte Sprinter wie Johannes Floors genau vermessen. Die Formel, die sich daraus ergibt, bestimmt die maximal erlaubte Größe der Prothesen.
    Es ist aber auch diese technische Debatte, die aus dem paralympischen Sport eine Zweiklassengesellschaft macht. Weltweit leben 1,2 Milliarden Menschen mit einer Behinderung, achtzig Prozent in einkommensschwachen Regionen. Im globalen Süden kommen Menschen mit einer Beeinträchtigung oft nicht mal in die Nähe von Prothesen und Handbikes, die mitunter den Wert eines Kleinwagens haben.

    Sportprothesen werden nicht erstattet

    "Wir müssen noch stärker dafür sorgen, dass technisches Wissen und Material in allen Regionen der Welt verfügbar ist", sagt Andrew Parsons, Präsident des Internationalen Paralympischen Komitees. Auch Ottobock ist dafür seit 2011 mit so genannten "Running Clinics" weltweit unterwegs.

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    von Ronny Blaschke
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    Auch in Deutschland ist es nicht sicher, dass Menschen mit Behinderungen ihre Talente entfalten können. In der Regel werden Sportprothesen nach der Schulzeit nicht mehr von gesetzlichen Krankenkassen erstattet. "Mit Sportprothesen können Menschen mit Behinderungen aktiver sein", sagt Heinrich Popow, der an vier Paralympics teilgenommen hat. "Das stärkt die Gesundheitsvorsorge und ist am Ende wichtiger als jede Goldmedaille."

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    Quelle: Reuters

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