Paralympics 2024: Deutsche Erfolgsschmiede Bayer Leverkusen

    Erfolgsschmiede Bayer:Leverkusen: Das paralympische Machtzentrum

    von Ronny Blaschke
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    Über zehn Prozent der deutschen Paralympier kommen aus Leverkusen. Bayer hat ein geeignetes Umfeld für Athleten mit Amputationen geschaffen - es geht nicht nur um Medaillen.

    Markus Rehm am 22.05.2024.
    Markus Rehm bei der Weltmeisterschaft in Japan.
    Quelle: Reuters

    "Optimale Bedingungen." Diese zwei Wörter nutzt Jörg Frischmann gern, um den Erfolg von Bayer Leverkusen zu ergründen. "Unsere Athleten trainieren in einer Umgebung, die ihnen optimale Bedingungen bietet", sagt Frischmann, der seit mehr als 25 Jahren für den paralympischen Sport bei Bayer verantwortlich ist: "Dieses Netzwerk haben wir uns über Jahre aufgebaut."
    Von den 143 deutschen Sportlerinnen und Sportlern, die nun bei den Paralympics vertreten sind, gehören 18 zu Bayer Leverkusen. Kein Verein in Deutschland hat mehr Athleten nach Paris entsandt. Aus Leverkusen kommen vor allem Seriensieger der Leichtathletik, etwa Markus Rehm, Johannes Floors, Léon Schäfer oder Irmgard Bensusan. Aber auch Schwimm-Weltrekordhalter Taliso Engel und sieben Sitzvolleyballer sind darunter.
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    Bayers Parasport: Anfänge in der Nachkriegszeit

    In Leverkusen sind die Wege kurz zwischen Trainingshalle, Physiotherapie und Orthopädie-Werkstatt. Sportler mit und ohne Behinderung profitieren bei Bayer von denselben Strukturen, sagt Jörg Frischmann: "Wir haben uns schon für Inklusion stark gemacht, als noch niemand darüber gesprochen hat." Bayer beschäftigt mehrere hauptamtliche Trainer, das ist selten im paralympischen Sport.
    Die Wurzeln liegen in der Nachkriegszeit. Bereits 1950 machte der Chemiekonzern Bayer seinen versehrten Mitarbeitern ein Sportangebot. Nicht für Medaillen, sondern für Reha und Gesundheitsvorsorge. Der Leistungssport kam in den 80ern hinzu. Und schon früh arbeiteten Leichtathleten, Schwimmer und Volleyballer mit und ohne Behinderung zusammen.

    Goldgewinner Jörg Frischmann entwickelt Parasport weiter

    Jörg Frischmann kann diese Entwicklung gut nachzeichnen. Er kam mit Fehlbildungen an Händen und Füßen auf die Welt. Als Jugendlicher probierte er viele Sportarten aus. Er schloss sich der Leichtathletik an und gewann 1992 bei den Paralympics in Barcelona Gold im Kugelstoßen.
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    Nach seiner aktiven Laufbahn wollte Frischmann den paralympischen Sport weiterentwickeln. Er studierte an der Deutschen Sporthochschule Köln und übernahm bei Bayer die Abteilung für Behindertensport. Frischmann knüpfte ein Netzwerk mit Schulen, Krankenhäusern und Selbsthilfegruppen.

    Es ist stets eine Herausforderung, junge Menschen in den paralympischen Leistungssport zu integrieren.

    Jörg Frischmann, Geschäftsführer der Parasportabteilung bei Bayer Leverkusen

    "Es geht nicht nur um Medaillen"

    Was er damit meint? Nun in Paris werden die Leverkusener Spitzensportler nach Leistungen und Medaillen bemessen. Doch es hätte auch anders kommen können. Ganz am Anfang ihres sportlichen Weges standen Amputationen, Leid und Unsicherheit: Markus Rehm etwa war in eine Schiffsschraube geraten, Léon Schäfer erkrankte an Knochenkrebs, Johannes Floors litt wegen eines Gendefekts jahrelang unter Schmerzen.
    Alle drei mussten erstmal verinnerlichen, dass Leistungssport für sie überhaupt möglich ist. In Leverkusen stießen sie auf ein geeignetes Umfeld: mit barrierefreien Anlagen und Förderungen für Sportprothesen. "Es geht uns aber nicht nur um Medaillen", sagt Jörg Frischmann. "Es geht um viel mehr."
    Wojtek Czyz während seinem Interview im aktuellen Sprtstudio in Paris.
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    Sport als Ablenkung und Therapie

    Jörg Frischmann erhält regelmäßig Nachrichten aus Krankenhäusern. Er erfährt dann von Jugendlichen, die nach einem Unfall oder einer Amputation traumatisiert sind. Häufig schaut er persönlich vorbei und wirbt für Sport. Als Ablenkung, als Therapie - oder eben als paralympische Karrierechance.
    Bayer Leverkusen veranstaltet auch Talenttage und beteiligt sich an Sportfesten im Rheinland. Jörg Frischmann spricht mit besorgten Eltern und skeptischen Lehrkräften. Die Paralympics in Paris könnten ihm für eine Weile als Argumentationshilfe dienen.

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    Quelle: Reuters

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