Paralympics 2024: Deutsche Gold-Garanten in Bedrängnis

    Paralympics - Leichtathletik:Deutsche Gold-Garanten in Bedrängnis

    von Susanne Rohlfing
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    Markus Rehm, Johannes Floors und Leon Schäfer sind Weltklasse-Leichtathleten mit Beinprothesen. Sie dominieren ihre Disziplinen. Doch in Paris könnte es eng werden für sie.

    Para-WM 2024 in Kobe: Weitspringer Markus Rehm in Aktion
    Hält den Weltrekord in seiner Startklasse: Weitspringer Markus Rehm.
    Quelle: REUTERS/Issei Kato

    Gold, Gold und nochmal Gold. Markus Rehm und Johannes Floors werden sich kaum noch daran erinnern, dass Medaillen auch eine andere Farbe haben können.
    Und Leon Schäfer will nach drei Mal WM-Gold endlich auch eine paralympische Medaille von allererster Güte gewinnen. Bis Anfang Juli schien sein Sieg bei den Paralympischen Spielen in Paris ebenso reine Formsache zu sein wie bei Rehm und Floors.

    Leon Schäfer Zweitbester im Jahr 2024

    Das Traum-Trio vom TSV Bayer 04 Leverkusen, der Hochburg der Prothesen-Springer und -Sprinter, war der Konkurrenz mehr als deutlich enteilt. Doch dann pulverisierte der Niederländer Joel de Jong ausgerechnet im Wohnzimmer der Leverkusener, beim dortigen Meeting "Heimspiel", Schäfers Weltrekord und liegt nun in der Weltjahresbestenliste mit 7,67 Metern deutlich vor dem 27-Jährigen (7,23 Meter).
    Schäfer fehlt der rechte Unterschenkel samt Knie, deshalb startet er in einer anderen Klasse als Markus Rehm, dem nur der rechte Unterschenkel abgenommen werden musste, der also noch beide Knie hat. Rehm hält seit Jahren den Weltrekord, aktuell steht er bei 8,72 Metern.

    Konkurrenz aus USA für Markus Rehm

    In Paris könnte Rehm zum vierten Mal in Folge Paralympics-Sieger werden. Aber zum ersten Mal hat auch er ernsthafte Konkurrenz. In der Weltjahresbestenliste findet sich ein Konkurrent, der auch schon die Acht-Meter-Marke geknackt hat, und ein weiterer, der nah dran ist: Derek Loccident (8,13 Meter) und Jarryd Wallace (7,95 Meter) aus den USA haben aufgeholt.
    Er wolle seine Siegesserie schon noch weiterführen, sagte Rehm. Trotzdem freuten ihn die neuen Konkurrenz-Verhältnisse:

    Das tut unserem Sport und der Leistungsentwicklung gut.

    Markus Rehm über seine Konkurrenz

    Johannes Floors strebt nach dem Double

    Johannes Floors fehlen beide Unterschenkel, aber auf seinen Karbon-Prothesen rennt er schneller als die allermeisten Menschen mit zwei gesunden Beinen. Über 400 Meter ist er ähnlich dominant wie Rehm im Weitsprung.
    Im Mai feierte der 29-Jährige seinen vierten WM-Sieg in Folge. In Paris soll es den zweiten Paralympics-Sieg geben, möglichst sogar das Double über 400 und 100 Meter.
    Johannes Floors jubelt bei der Para-WM der Leichtathleten 2023
    Johannes Floors ragt in seinem Sport seit sechs Jahren heraus. Der Para-Leichtathlet ist einsame Spitze auf der 400-Meter-Distanz. Sein Ziel sind die Paralympics 2024 in Paris.24.09.2023 | 18:54 min
    Allerdings: In der Weltjahresbestenliste haben sich die US-Amerikaner Hunter Woodhall (46,09 Sekunden) und Blake Leeper (47,45) vor Floors (47,49) geschoben. Der Weltrekord des Leverkuseners steht bei 45,78 Sekunden - und Rehm ist überzeugt, dass sein Kollege Floors "im direkten Vergleich noch die Nase vorn" haben wird.

    Rehm: Leistungsdichte wird größer

    Aber Fehler dürfen sich die deutschen Prothesen-Überflieger nicht mehr erlauben, wenn am Freitag im Stade de France die paralympischen Wettbewerbe in der Leichtathletik starten (ab 11:40 und 19:25 Uhr im ZDF-Livestream).
    Die Sichtbarkeit des Para-Sports werde immer größer, damit gelange mehr Geld ins System und die Leistungsdichte an der Spitze werde so immer größer, so Rehm. Ihm gefällt das, die aktuelle Situation war immer sein Traum:

    Jetzt sind wir da, wo wir all die Jahre hinwollten, die Blade-Jumper sind on Fire.

    Weitspringer Markus Rehm

    Der Modellathlet arbeitet ja seit Jahren nicht nur an einem Neun-Meter-Sprung, sondern auch am Image seines Sports. In der vergangenen Woche, an seinem 36. Geburtstag, feierte er einen wichtigen Etappensieg: Beim Diamond-League-Meeting in Lausanne gab es erstmals einen Wettbewerb für Prothesen-Weitspringer. Rehm gewann mit 8,20 Metern vor Loccident (8,05 Meter) und feierte zwei Tage später in Polen einen weiteren Diamond-League-Sieg.

    Diamond League als Bühne für Para-Sport

    Die Termine waren nicht ganz günstig so kurz vor dem Beginn der Paralympics. "Aber diese Gelegenheit wollte ich mir nicht entgehen lassen", sagte Rehm:

    Die Diamond League ist die Königsklasse der Leichtathletik und ich finde, dass wir da auch hingehören.

    Weitspringer Markus Rehm

    Allerdings, so Rehm: "Ich möchte nicht eingeladen werden, weil die Veranstalter ein bisschen Inklusion zelebrieren wollen, sondern weil meine Kollegen und ich eine coole Show in die Grube zaubern und das Publikum begeistern." Genau das ist auch für Paris das Ziel.

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