Kölner Sporthelfer hoffen auf Anna-Maria-Wagner-Effekt
Kölner Sporthelfer:Hoffen auf Anna-Maria-Wagner-Effekt
von Susanne Rohlfing
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In Köln kämpft eine Gruppe von Sportlern mit geballter Kraft für eine bessere finanzielle Unterstützung. Olympia-Fahnenträgerin Anna-Maria Wagner kann zusätzlichen Schub geben.
Aushängeschild im "Verbund Kölner Athleten": Judo-Weltmeisterin Anna-Maria Wagner.
Die waren bei ihr geprägt von einer extrem harten Qualifikation, in der es hieß: Anna-Maria Wagner oder Alina Böhm. Nur eine der zwei deutschen Top-Judoka aus Köln konnte in der Klasse bis 78 Kilogramm ein Paris-Ticket bekommen. Es war ein nervenaufreibendes Kopf-an-Kopf-Rennen, erst im Mai hat sich Wagner mit ihrem zweiten WM-Sieg nach 2021 entscheidend abgesetzt.
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Und nun wird sie bei der Eröffnungsfeier das deutsche Team anführen, es ist ein persönlicher Triumph noch vor dem Beginn der olympischen Judo-Wettbewerbe, für die sie nur ein Ziel hat: die Goldmedaille.
"Verbund Kölner Athleten" - wie ein Förderverein
Gleichzeitig ist Fahnenträgerin Wagner ein großes Glück für den "Verbund Kölner Athleten", einem Zusammenschluss von 21 olympischen und paralympischen Spitzensportlerinnen und Spitzensportlern.
Mit einer in Eigenregie generierten Förderung für seine Mitglieder hat der Verbund etwas Einmaliges geschafft, steht aber aktuell am Scheideweg.
Auch Sarah Voss wird geholfen
Als "richtig coole Nachricht" bezeichnet Timur Oruz Wagners Nominierung. Der 29-Jährige ist ehemaliger Hockey-Nationalspieler und Initiator des Kölner Verbunds, aus dem 16 Athletinnen und Athleten in Paris an den Start gehen werden.
Neben Wagner zum Beispiel Turnerin Sarah Voss, Boxer Nelvie Tiafack oder die Hockeyspieler und -spielerinnen von Rot-Weiß Köln.
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Oruz gewann 2016 Olympia-Bronze und wurde im vergangenen Jahr Weltmeister. Doch Anfang des Jahres beendete er auf dem Zenit seines Könnens die Nationalmannschafts-Karriere.
Er hatte lange darüber nachgedacht, war dann aber zu dem Schluss gekommen, dass ihn selbst ein Olympiasieg im Beruf und im Leben nicht mehr entscheidend voranbringen würde.
Lebensunterhalt versus sportlicher Erfolg
Gold allein macht eben nicht satt. Also ergriff er die Chance, sich mit zwei Freunden in den Aufbau eines Start-Ups in der Kreislaufwirtschaft zu stürzen. Dass er, und er ist ja nicht allein damit, eine solche Entscheidung treffen müsse, sei ein "alarmierendes Signal für den deutschen Sport", sagt Oruz.
Als Weltklassefußballer wäre er dem Sport nicht so früh verloren gegangen, davon ist der Bruder von Hockey-Nationalspielerin Selin Oruz überzeugt. Aber Wertschätzung und Bezahlung olympischer Spitzensportler seien in Deutschland nicht ausreichend, um talentierte junge Menschen nachhaltig im Sport zu halten.
Oruz: Standort Köln benachteiligt
Und in Köln, so seine Erfahrung, steht es besonders schlecht um die Förderung. Anders als etwa in Düsseldorf, wo seine Schwester Hockey spielt und von der Stadt finanziell und mit einem Auto unterstützt wird und wo Athletinnen und Athleten Identifikationsfiguren sind, mit denen geworben wird.
Anders auch als in Berlin, Hamburg oder der Rhein-Main-Region, wo es ebenfalls lokale Förderprogramme gebe.
Bei einer Sportlerehrung sprach Oruz Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker darauf an, erhielt aber keine zufriedenstellende Antwort. Daraufhin verweigerte er ein Foto mit ihr.
Er hatte mit seinen Anfragen an die Kölner Politik aber keinen Erfolg. "Wenn wir warten, dass da etwas passiert, leben wir alle nicht mehr", sei sein Fazit gewesen. Also gründete er den "Verbund Kölner Athleten", 21 sind sie aktuell.
Wichtige 200 Euro pro Monat
Seit März bekommen die Mitglieder 200 Euro Unterstützung pro Monat, so viel ist geschafft. "Viele denken, Olympiasportlern geht es gut, wir werden nicht zwingend als Bedürftige wahrgenommen", sagt Oruz:
Die Zahlungen sind bis September gesichert. Bis dahin müssen neue Sponsoren her. Oruz hofft, dass die Paris-Spiele dem Projekt einen Schub verleihen. Eine Kölner Fahnenträgerin ist dabei auf jeden Fall hilfreich.
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