Olympia 2024: Elena Lilik doppelter Tanz auf dem Wasser

    Nächste Kanu-Entscheidung:Elena Lilik mit ungewöhnlichem Doppel-Einsatz

    von Susanne Rohlfing
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    Nach zwei von sechs Entscheidungen im Kanu-Slalom hat das deutsche Team noch keine Medaille gewonnen. Elena Lilik will das ändern, egal ob im Canadier oder im Kajak.

    Elena Lilik in Aktion.
    Elena Lilik will bei den Olympischen Spielen in Paris in die Medaillenentscheidung eingreifen.
    Quelle: dpa

    Elena Lilik kann sehr anschaulich beschreiben, was los ist in den olympischen Fluten von Vaires-sur-Marne, einer künstlich angelegten Wildwasserstrecke im Osten von Paris:

    Es geht Vollgas rein, nach dem Start kommt direkt ein Mörderdrop, da hat es uns schon das eine oder andere Mal zerlegt.

    Elena Lilik über die Strecke in Paris

    Deutsche Kanuten kennen Strecke bestens

    Die deutschen Slalomkanuten haben ihre Boote hier aber inzwischen oft genug zu Wasser gelassen, schon in der Vorbereitung auf die Tokio-Spiele 2021 trainierten sie in Paris. "Wir haben einen Plan entwickelt, wie man das Ding angeht", sagte Lilik im Vorfeld der Sommerspiele in Frankreich.
    Sie meinte den Abfall zu Beginn der Strecke. Aber wohl auch ein bisschen die Mission Olympia insgesamt. Schließlich geht es für die Deutschen auch darum, ihren Ruf als Medaillengaranten nicht zu verlieren. Bei der WM im vergangenen Jahr waren sie ohne Medaille geblieben.

    Lilik peilt Finale am Mittwoch an

    Und auch in den ersten beiden Entscheidungen von Paris schrammten Kajakfahrerin Ricarda Funk und Canadierfahrer Sideris Tasiadis knapp an Podestplatzierungen vorbei.
    Ricarda Funk
    Vier Jahre auf den Moment hingearbeitet, und dann macht ein Patzer alles zunichte. Ricarda Funk über das Finale vom Sonntag, in dem ihr eine Zeitstrafe alle Chancen nahm.30.07.2024 | 16:44 min
    Lilik qualifizierte sich nun als Fünfte für das Halbfinale der Top 18 im Canadier der Frauen (Mittwoch, 15:30 Uhr). Von dort soll es weiter gehen ins Finale der besten Zwölf (Mittwoch, 17:25 Uhr). Damit hat Lilik die Chance, die Erfolgsgeschichte vorangegangener Generationen fortzuschreiben.

    Erfolgreiche deutsche Kanu-Historie

    Bei den Olympischen Spielen 1972 sowie bei den Ausgaben zwischen 1992 und 2021 haben deutsche Slalomkanutinnen und -kanuten 20 Medaillen gewonnen. Fünf sammelten bis zur Wende DDR-Sportler, 15 gehen auf das Konto von BRD-Mannschaften. Für die Slowakei stehen 15 Medaillen zu Buche, für Frankreich 18.
    Lilik könnte diese schillernde deutsche Vergangenheit auch als Last empfinden, aber da winkt Frauen-Bundestrainer Thomas Apel ab. Er ist auch Liliks Heimtrainer und Vater. Die Zeiten hätten sich geändert, sagt er: "Die Weltspitze ist viel breiter geworden." Im Kanuslalom genauso wie in vielen Sportarten.

    Lilik auch im Kajak-Cross am Start

    Aber Elena Lilik gehört seit Jahren zu den Besten. Bei der WM 2021 gewann die 25-Jährige Gold im Canadier Einer sowie Silber im Kajak und im damals noch recht neuen Kajak-Cross-Format, das ab Freitag in Paris seine Olympia-Premiere feiert - auch da will Lilik ebenso wie Funk mitmischen.
    Bei der WM 2022 auf ihrer Heimstrecke in Augsburg holte Lilik Silber im Canadier und beim Sieg von Funk Bronze im klassischen Kajak-Rennen. Lilik kann also beides auf Weltklasseniveau: Canadier fahren, auf Knien und mit Stechpaddel. Und Kajak fahren, im Sitzen mit Doppelpaddel. Das ist ungewöhnlich.

    Neu im Programm bei diesen Olympischen Spielen ist die Disziplin Kajak Cross. Anders als beim klassische Kanu-Slalom, bei dem die Starterinnen oder Starter nacheinander auf die Strecke gehen, geht es hier für jeweils vier Athleten gleichzeitig los. Sie rutschen von einer etwa zwei Meter hohen Rampe ins Wasser und müssen Kopf-an-Kopf durch den Kanal, dabei gilt es ebenfalls, Tore zu durchqueren. Zudem muss an einer bestimmten Stelle eine Kenterrolle gezeigt werden - die Sportlerinnen und Sportler müssen also einmal mit dem Boot umkippen und sich aus eigener Kraft mit dem Paddel wieder aufrichten. Sieger ist, wer als erstes das Ziel erreicht.

    Doppelter Tanz auf dem Wasser

    Auf diesem Niveau ist eine Spezialisierung eher üblich. Und die Fachleute sind sich nicht einig, ob der doppelte Tanz auf dem Wasser zielführend ist. Frauen-Bundestrainer Thomas Apel glaubt ja, "auch wenn ich weiß, dass unserer Chef-Bundestrainer da anderer Meinung ist".
    Klaus Pohlen also, der sich auch weniger gut als Apel mit dem Kajak-Cross als Teil des Olympia-Programms anfreunden kann. Der Zufall spiele ihm beim Kopf-an-Kopf-Rennen von jeweils vier Fahrerinnen oder Fahrern eine zu große Rolle, sagte er am Rande der Wettbewerbe in Paris.

    Australierin Jessica Fox als Vorbild

    Thomas Apel jedenfalls glaubt, dass seine Tochter im Canadier so erfolgreich ist, weil sie auch im Kajak glänzt. "Elena gehört zur zweiten Generation der C1-Damen, seit den Schülerklassen bilden wir bei ihr beides parallel aus", sagt er. Olympisch ist die Disziplin mit Stechpaddel für die Frauen erst seit 2021 in Tokio, bis dahin war der Canadier eine Männerdomäne.
    Bestes Beispiel, dass beides geht, ist die Australierin Jessica Fox. Sie gewann in Tokio Silber im Kajak und Gold im Canadier. In Paris holte sie sich schon den Sieg im Kajak und ist auch im Canadier-Rennen dabei, sie könnte am Mittwoch ihre zweite Goldmedaille gewinnen. Allerdings nicht, wenn es nach Elena Lilik geht.

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    Quelle: Reuters

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