Keeper überragt gegen Spanien:Wolff führt Handballer ins Olympia-Finale
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Nächste Zitterpartie - und wieder ein Sieg: Die deutschen Handballer schlagen Spanien dank eines überragenden Andreas Wolff mit 25:24 und spielen bei Olympia um Gold.
Die DHB-Männer stehen vor ihrem größten Coup seit dem EM-Triumph 2016. Dank eines 25:24-Erfolgs gegen Spanien steht die Auswahl im Olympia-Finale.09.08.2024 | 6:21 min
Der Lauf der deutschen Handballer bei Olympia geht weiter. Das Team von Bundestrainer Alfred Gislason hat das Halbfinale gegen Spanien mit 25:24 (12:12) gewonnen und spielt damit um Gold. Das DHB-Team lieferte wie schon im Viertelfinale gegen Frankreich (35:34 nach Verlängerung) eine Zitterpartie. Überragender Mann war diesmal Andreas Wolff.
Vor rund 20.000 Zuschauern bot der Torhüter eine grandiose Vorstellung. Ob mit dem Arm, mit dem Bein auf Kopfhöhe oder mit der Schulter: Mit 22 Paraden und einer Quote, die lange Zeit über 50 Prozent lag, trieb der Keeper die spanischen Schützen zur Verzweiflung - und ebnete den Weg ins Finale.
Zum besten deutschen Werfer avancierte erneut Viertelfinal-Held Renars Uscins, der seine sechs Treffer allesamt in der zweite Hälfte erzielte.
Diesmal mit sechs Toren bester Werfer im DHB-Team: Renars Uscins (rechts).
Quelle: AFP
Im Endspiel am Sonntag (13.30 Uhr/ZDF-Livestream) kann die junge deutsche Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason nun Geschichte schreiben: Gegen Weltmeister Dänemark, das im Halbfinale Slowenien 31:30 schlug, geht es um den ersten Olympiasieg seit dem legendären DDR-Triumph 1980.
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DHB-Team mit klar besserem Start
Die deutsche Mannschaft legte einen nahezu perfekten Beginn aufs Parkett. Schon da überragte Wolff, der mit elf Paraden in der ersten Halbzeit sogar Erinnerungen an seine Gala im EM-Finale 2016 (ebenfalls gegen Spanien) weckte.
Geschlagene sechs Minuten blieb Deutschland zunächst ohne Gegentreffer, beim Stand von 6:3 (10.) hatte Wolff schon sechs Bälle gehalten. Selbst vom kurzen spanischen Zwischenhoch (6:6) ließ sich das deutsche Team nicht beeindrucken und schraubte seine Führung dank vier Treffern binnen drei Minuten auf 10:6.
Spaniens Abwehr bremst deutsche Werfer
Als Wolff beim Stand von 11:7 (23.) einen Siebenmeter hielt und wenig später einen spanischen Wurf sogar fing, hätte die deutsche Mannschaft davon ziehen können. Dass sie es nicht tat, lag an Problemen im Angriff.
Die spanische Defensive war hervorragend eingestellt, agierte äußerst beweglich und ließ auch den bislang besten DHB-Schützen Renars Uscins nicht zur Entfaltung kommen.
Weil Gonzalo Perez de Vargas nun besser ins Spiel kam, kamen die Spanier wieder heran und trafen mit dem Halbzeitpfiff zum Ausgleich.
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Renars Uscins dreht spät auf
Der Beginn des zweiten Durchgangs gehörte wieder Deutschland. Zum einen weil Wolff weiter bärenstark hielt, zum anderen drehte plötzlich Uscins auf. Mit fünf Treffern innerhalb von gut zwölf Minuten hielt der Linkshänder, der gegen Frankreich 14 Tore erzielt hatte, sein Team auf Kurs (20:18.).
Doch Spanien ließ sich nicht abschütteln, ging in der 51. Minute sogar erstmals in Führung. So wurde die Schlussphase für die deutsche Mannschaft zum nächsten Nervenkrimi - wieder mit erfolgreichem Ende.
Gislason und Co. im Freudentaumel
Nach dem Abpfiff schlugen die Gislason-Schützlinge immer wieder ihre Hände ungläubig vors Gesicht. Auch der Bundestrainer war mittendrin in der Jubel-Traube und adelte später sein junges Team. "Dieser Erfolg macht mich sehr stolz. Noch stolzer macht mich aber, wie die Mannschaft spielt", sagte der 64 Jahre alte Isländer und lobte:
Rückraumspieler Kai Häfner erinnerte an den Januar 2016, als Wolff das EM-Finale gegen Spanien fast im Alleingang gewann. Vor dem Spiel nun - so Häfner - habe er Wolff geraten, er möge mal wieder ein gutes Spiel machen: "Dass er das gleich so wörtlich nimmt, macht mich sehr glücklich."