Olympia 2024: Boxerin Khelif klagt gegen Hasskommentare

    "Sexistische Kampagne" im Netz:Boxerin Khelif klagt gegen Hasskommentare

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    Über die algerische Olympionikin Imane Khelif wurde wegen ihres Geschlechts hitzig debattiert. Nun wehrt sich die Boxerin juristisch gegen Internet-Hetze.

    Die Goldmedaillengewinnerin Imane Khelif aus Algerien nimmt an der Siegerehrung teil.
    Boxerin Imane Khelif mit ihrer Goldmedaille.
    Quelle: IMAGO

    Die algerische Box-Olympiasiegerin Imane Khelif kämpft jetzt vor Gericht gegen Hasskommentare im Internet. Wie ihr Anwalt Nabil Boudi an diesem Samstag schriftlich mitteilte, habe er bereits am Freitag wegen schwerer Belästigung im Netz "eine Strafanzeige eingeleitet". Khelif sah sich bei den Olympischen Spielen in Paris tagelang einer Debatte um ihr Geschlecht ausgesetzt. 
    Die algerische Kämpferin Imane Khelif schlägt die Ungarin Anna Hamori im Viertelfinale.
    In ihrer Heimat ist die Algerierin Imane Khelif ein Idol, bei Olympia steht sie wegen ihrer Testosteronwerte im Fokus. IOC-Präsident Thomas Bach stellt sich klar auf ihre Seite.03.08.2024 | 3:54 min

    Anwalt fordert Aufklärung

    Nach dem Gewinn der Goldmedaille in der Klasse bis 62 kg am Freitag habe sich Khelif nun dazu entschieden, "einen neuen Kampf zu führen: den für Gerechtigkeit, Würde und Ehre", sagte der Anwalt.
    Die Ermittlungen müssten klären, "wer diese frauenfeindliche, rassistische und sexistische Kampagne initiiert hat", sie müsse sich aber auch auf "diejenigen konzentrieren, die diese digitale Lynchjustiz angeheizt haben".

    Unterstützung von Menschenrechts-Organisationen 

    Die Kämpfe von Khelif und Lin Yi-ting aus Taiwan wurden während Olympia von einer emotional geführten Geschlechter-Debatte begleitet. Diese ging weit über die Frage des sportlich fairen Wettkampfs hinaus und erfasste auch höchste politische Kreise. In der gesellschaftspolitisch aufgeheizten Stimmung erfuhren beide Athletinnen im Internet viele Anfeindungen. 
    Stephen Cockburn von Amnesty International fand dafür in der Mitteilung der Sports & Rights Alliance deutliche Worte:

    Das entsetzliche Ausmaß an Online-Missbrauch gegen Imane Khelif und Lin Yu-ting ist ein weiteres tief verstörendes Beispiel des toxischen, sexistischen und rassistischen Diskurses, der Frauen Schaden im Sport und in der Gesellschaft zugefügt hat.

    Stephen Cockburn von Amnesty International

    Yu Ting Lin (Chinese Taipei) während ihres Halbfinales der Frauen bis 57 kg.
    Lin Yi-ting aus Taiwan holt sich Olympia-Gold im Boxen.
    Quelle: IMAGO

    Auch Vertreter anderer Menschenrechts-Organisationen wie Human Rights Watch und ILGA World unterstützten die zwei Athletinnen. Beide Boxerinnen waren nach bislang nicht näher erklärten Geschlechter-Tests vom Verband IBA, der vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) nicht anerkannt wird, von der WM 2023 ausgeschlossen worden.
    Beide hätten laut IBA die erforderlichen Teilnahmekriterien nicht erfüllt und "im Vergleich zu anderen weiblichen Teilnehmern Wettbewerbsvorteile" gehabt. Das IOC nannte es eine "willkürliche Entscheidung ohne ordnungsgemäßes Verfahren" und ließ Khelif und Lin in Paris teilnehmen. Das im Pass angegebene Geschlecht sei für viele Sportarten maßgeblich für die Zulassung zu den Wettbewerben, lautete eine Begründung. 

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    Quelle: Reuters

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    Quelle: dpa/sid

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