Olympia 2024: Boxer Nelvie Tiafack wechselt zum Profiboxen
Erst Halbfinale, dann Abschied:Tiafack wechselt nach Olympia zum Profiboxen
von Susanne Rohlfing
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Nelvie Tiafack will nach Olympia Profi-Boxer werden, sein Coach Lukas Wilaschek Lehrer. Noch gilt aber alle Konzentration dem Halbfinale gegen den amtierenden Olympiasieger.
Box-Schwergewicht Tiafack will Olympia-Gold. Im Anschluss strebt er eine Profikarriere an.
Quelle: dpa
Nelvie Tiafack isst noch immer gern. Und viel. Bei diesen Olympischen Spielen sieht man ihn regelmäßig als Gast im Deutschen Haus, wo sich Abend für Abend Athletinnen und Athleten, Funktionäre und Gäste des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) an einem gut gefüllten Buffet treffen. Aber die Sache mit den Süßigkeiten hat der Boxer inzwischen im Griff. Zum Nachtisch gibt’s Wassermelone.
Tiafack ist einer von drei deutschen Boxern in Paris. Halbfliegengewichtlerin Maxi Klötzer und Mittelgewichtler Magomed Shachidov sind bereits ausgeschieden. Tiafack hingegen steht im Halbfinale. Er hat Bronze sicher, der dritte Platz wird nicht extra ausgekämpft.
Nelvie Tiafack, 25 Jahre alt, ist der einzige deutsche Boxer, der sich für die diesjährigen olympischen Sommerspiele qualifiziert hat. Sein klares Ziel: Eine Olympiamedaille.24.07.2024 | 2:13 min
Olympiasieg wäre das I-Tüpfelchen
"Damit ist Druck von uns abgefallen", sagt sein Coach. Und schiebt schnell hinterher: "Aber nicht falsch verstehen. Wir wollen unbedingt Gold." Der Olympiasieg wäre das I-Tüpfelchen für das Duo, das seit zehn Jahren zusammenarbeitet. Die Veredelung ihres Abschieds vom olympischen Boxen. Nach den Olympischen Spielen will Tiafack Profiboxer werden. Wilaschek wird Lehrer an einer Gesamtschule.
"Wir kommen nirgendwo voran", sagt der Diplom-Trainer über das olympische Boxen in Deutschland:
Sein Frust sitzt tief. "Wir könnten zu den Top-Nationen gehören, aber an den Stützpunkten wird nicht einheitlich gearbeitet."
Wilaschek würde sich eine Zentralisierung wünschen, um die Kräfte zu bündeln und Talente besser zu fördern. Dazu kommt, dass ihn die geringe Anerkennung von Trainern im deutschen Sport insgesamt zermürbt hat. "Ein Athlet kann ohne einen guten Trainer nichts erreichen", sagt Wilaschek, "aber unser Beruf wird kaum wertgeschätzt".
Sechs Monate sind es noch bis Olympia in Paris. Der Kölner Boxer Nelvie Tiafack will nach einer Verletzungspause unbedingt noch ein Ticket ergattern.
von Susanne Rohlfing
Olympische Boxen weltweit in der Krise
Und dann steckt das olympische Boxen ja auch nicht nur in Deutschland in der Krise, sondern weltweit. Aktuell ist es für die kommenden Olympischen Spiele in Los Angeles aus dem Programm gestrichen.
Das Internationale Olympische Komitee hat die Nase voll vom Weltverband International Boxing Association (IBA), der trotz mehrfacher Verwarnungen nicht herausgekommen ist aus einem Sumpf an undurchsichtigen Finanzen und unverkennbaren Fehlurteilen.
Mit "World Boxing" steht ein neuer, auch vom Deutschen Boxsport-Verband (DBV) unterstützter Weltverband in den Startlöchern. Ob sich ihm genug nationale Verbände anschließen werden und er vom IOC anerkannt wird, bleibt abzuwarten.
Gesucht wird: Ein Welt-Boxverband, der das Olympia-Turnier managen kann. In Paris macht es das IOC selbst, da der IBA wegen Korruption die Anerkennung entzogen wurde.30.07.2024 | 3:31 min
Tiafack und Wilaschek wollen Abschluss finden
Für Tiafack und Wilaschek, der selbst als Amateurboxer zweimal EM-Silber gewonnen hat, geht es jetzt erstmal darum, einen schönen Abschluss zu finden. Der 25 Jahre alte Kölner trifft im Halbfinale auf Bakhodir Jalolov aus Usbekistan, den amtierenden Olympiasieger. "Das wird eine schwere Aufgabe", sagt Wilaschek: "Aber wir haben einen Plan, ich bin da voller Zuversicht und Freude." Gekämpft wird am Mittwochabend (22.02 Uhr).
Tiafack mit acht Jahren in Deutschland eingewandert
Wilaschek erkannte das Potenzial von Tiafack sehr schnell, als dieser mit 15 Jahren zum ersten Mal beim SC Colonia in die Trainingshalle kam. Der gebürtige Kameruner wollte abnehmen. "Deutschland hat mir am Anfang nicht so gutgetan", erzählte Tiafack mal, der als Achtjähriger mit seiner Mutter aus Kamerun einwanderte:
Heute ist er ein durchtrainierter Koloss, der von seiner Schnelligkeit lebt. "Den Gegner treffen und dann schnell wieder raus", so lautet die immerwährende Ansage von Wilaschek. Bislang hat das oft gut geklappt. Olympisches Bronze ist ihm sicher. Der Weg in die Profikarriere ist also geebnet. Gold wäre eine schöne Zugabe.
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