Teuerster Sommerzugang des FCB:Thierry Henry lobt - Michael Olise schweigt
von Maik Rosner
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Beim 3:0 von Frankreichs Olympia-Fußballern gibt Bayern-Neuzugang Michael Olise Kostproben seines Talents. Das Reden überlässt er lieber anderen anderen - wie Coach Thierry Henry.
Starkes Olympia-Debüt: Michael Olise
Quelle: AFP
Wie ein schüchterner Teenager wirkte Michael Olise nach Frankreichs 3:0-Auftaktsieg gegen die USA im olympischen Fußballturnier. Versteckt hinter einem Kollegen ging der 22 Jahre alte Offensivspieler im Stade Vélodrome von Marseille an den Journalisten vorbei. Ein Handtuch hielt er sich sogar vor Mund und Nase - als hoffe er, unerkannt zu bleiben.
Auf Ansprache schaute Bayern Münchens mit einer Ablöse von rund 53 Millionen Euro bisher teuerster Sommerzugang nur kurz zum Fragesteller auf, um den Blick schnell wieder abzuwenden und weiterzugehen.
Erst eine Vorlage, dann ein Tor
Es darf nicht erst seit dem späten Mittwochabend wohl die Prognose gewagt werden, dass der in London aufgewachsene Olise in der kommenden Saison beim FC Bayern weniger durch Worte auffallen wird, sondern eher durch Taten.
Olise ist einer, der lieber mit seinen Füßen spricht. Wie im zunächst zähen USA-Spiel, dem er die entscheidenden Impulse gab und damit seine Mannschaft zum Sieg führte. Zunächst bediente er Alexandre Lacazette vorm 1:0. Kurz darauf traf Olise bei seinem Olympia-Debüt mit seinem starken linken Fuß fast aus dem Stand heraus per Schlenzer aus knapp 20 Metern zum 2:0.
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"Er hat die Qualität, ein Spiel zu verändern"
Das Reden übernahmen danach andere, darunter Thierry Henry. "Er hat die Qualität, ein Spiel zu verändern", sagte der Trainer von Frankreichs Olympia-Auswahl und verwies auf Olises Fleiß und Wissensdurst, wodurch er sich abhebe von anderen.
"Er presst, er arbeitet hart, er hilft dem Team. Er kommt und stellt Fragen: 'Können wir so oder so Druck machen?' Er ist kein Typ, der einfach nur den Ball haben will", sagte Henry.
Eberls Lob, Hoeneß kannte ihn nicht
Auch Bayerns Sportvorstand Max Eberl hatte den flinken und technisch versierten Olise nach der Vertragsunterzeichnung bis 2029 als "Unterschiedsspieler" gepriesen. Uli Hoeneß dagegen war der Sohn einer französisch-algerischen Mutter und eines nigerianischen Vaters zuvor kein Begriff.
"Da verlassen wir uns voll auf Max und auf Christoph Freund (Sportdirektor des FC Bayern, d. Red), den Spieler kannte ich überhaupt nicht", sagte der 72 Jahre alte Ehrenpräsident jüngst.
Mit Musiala in Chelseas Jugend
Ob Olise beim FC Bayern sofort einschlägt, lässt sich nach den Eindrücken von Marseille nicht seriös vorhersagen, zumal es für den scheuen jungen Mann die erste Station außerhalb seiner Heimat England sein wird.
Seine Jugendzeit hatte er bei Arsenal, Chelsea - mit Jamal Musiala, Manchester City und Reading verbracht.
Henrys Prognose und Hoffnung
Henry, Frankreichs Weltmeister (1998) und Europameister (2000), weiß, was es für eine große Karriere braucht. Und er weiß auch, dass Olise noch nicht ausgereift ist, weder im Auftreten noch in seinem manchmal auch gegen die USA etwas hektischem Spiel.
Empfehlungen gen München und Vincent Kompany wollte Henry selbstredend nicht aussprechen: "Ich bin nicht sein Trainer bei Bayern, wir werden sehen, was der machen wird." Nur so viel: Er und sein Stab seien überzeugt von Olise.
Mal ein Zehner, mal ähnlich wie Robben
Dazu dürfte auch dessen Flexibilität betragen. Gegen die USA hatte Olise als Zehner gespielt, die meisten seiner Einsätze hat er aber auf dem rechten Flügel gesammelt. Wie einst Arjen Robben zieht er gerne mal nach innen, um mit Links abzuschließen.
Als Olise in Marseille durch die Mixedzone lief, wählte er aber die linke Seite, möglichst weit weg von den Journalisten. Sein um Vermittlung gebetener Kollege Castello Lukeba vom RB Leipzig machte wenig Hoffnung, Olise überzeugen zu können, noch einmal herauszukommen, um Fragen zu beantworten. "Er redet nicht gerne", sagte Lukeba über Olise. Außer eben mit den Füßen.