Olympia Basketball: Mit mentalen Wunderkräften zu Gold
3x3-Basketball:Mit mentalen Wunderkräften zu Gold
von Susanne Rohlfing
|
Das deutsche Quartett zeigt in Paris kaum Nerven und holt sich den Olympiasieg. Die Freude ist groß, genauso wie die Hoffnung, dem Basketball im Land damit einen Schub zu geben.
Die deutschen 3x3-Basketballerinnen haben Gold gewonnen. Sie besiegten Spanien im Finale und bescherte dem deutschen Basketball die erste olympische Medaille seiner Geschichte. 05.08.2024 | 13:18 min
Auf den Sieg, auf diese nervenaufreibenden letzten Sekunden, folgt erstmal kein ausgelassener Jubel, kein Hopsen und Tanzen. Das muss warten. Die vier Frauen stehen in inniger Umarmung ganz still in der Pariser 3x3-Arena, in der sie in den letzten Tagen so überraschend aufgetrumpft haben. Um sie herum tobt das Publikum auf den voll besetzten Rängen, in der ersten Reihe steht Dirk Nowitzki und beklatscht die Kolleginnen enthusiastisch.
Die Spielerinnen wirken, als wäre all ihre Kraft mit einem Mal verpufft. Als Außenseiterinnen haben sie Basketball-Deutschland bei diesem Turnier verzückt. Als Olympiasiegerinnen brauchen sie jetzt einen Moment ganz für sich. "Wir haben uns erst kurz angeschwiegen, weil wir es einfach nicht glauben konnten", erzählt Sonja Greinacher.
Erste olympische Medaille für den deutschen Basketball
Schließlich jubeln sie doch noch. Hüpfen. Tanzen. Umarmen Nowitzki, der das Spiel gemeinsam mit der spanischen Basketball-Legende Paul Gasol verfolgt hat - und der nie eine olympische Medaille für Deutschland gewinnen konnte.
Svenja Brunckhorst, Sonja Greinacher, Marie Reichert und Elisa Mevius haben die Premiere geschafft, ihr Gold ist die erste olympische Medaille für den deutschen Basketball.
"Schön, dass es ein Frauenteam ist", sagt Brunckhorst, die gemeinsam mit ihrer guten Freundin Greinacher das Herz dieses Teams bildet. Beide haben 2019 entschieden, aus dem Ligabetrieb im Hallen-Basketball auszuscheiden und sich am Stützpunkt in Hannover intensiv dem 3x3 zu widmen.
Das 3x3 Baskteball-Quartett Svenja Brunckhorst, Sonja Greinacher, Elisa Mevius und Marie Reichert krönt ihre Leistung mit Olympia Gold. Sie zeigen sich emotional im Interview. 23.07.2024 | 1:17 min
Fünf gegen Fünf haben sie nur noch mit der Nationalmannschaft gespielt. Am Ende waren sie mit beiden Teams für Paris qualifiziert - und mussten sich entscheiden. Jetzt wissen sie, dass sie eine gute Wahl getroffen haben.
17:16 lautete das Ergebnis nach dem Finale gegen Spanien. Die Deutschen hatten in der Schlussphase mal wieder ihre mentalen Wunderkräfte ausgepackt. Das ist ihnen so oft gelungen in diesem olympischen Turnier, auch das Halbfinale gegen Kanada hatten sie per Buzzerbeater mit 16:15 für sich entschieden.
Also mit dem entscheidenden Treffer zum Schlusspfiff - der eben kein Pfiff ist, sondern ein durch Mark und Bein gehender Buzzer.
Greinacher machte den letzten Punkt gegen Kanada. Und sie war es auch, die im Finale 30 Sekunden vor Schluss beim 15:15 mit einem Distanzwurf auf 17:15 erhöhte. Der anschließende einfache Treffer der Spanierinnen änderte nichts mehr am deutschen Sieg.
"Die Zukunft scheint hell", sagt Greinacher nach dem Triumph. Nicht nur wegen der Medaille, sondern auch, weil Mevius, mit 20 Jahren die jüngste 3x3-Spielerin des Turniers, und Reichert (24) ein Versprechen sind für alles, was da kommt. Für ihre eigene Karriere sei das Ende nah. Und für Brunckhorst war das Finale ihr letztes Spiel.
Brunckhorst wünscht sich: "Ich hoffe, dass das ganz viele kleine Mädchen und Jungs zum Basketball bringt."
Das hofft auch Matthias Weber, der 3x3-Disziplinchef des Deutschen Basketball Bundes (DBB). "Das dürfte einen Push geben", prophezeit er. Das hatte man sich allerdings auch vom WM-Sieg der deutschen Hallen-Basketballer um Dennis Schröder erhofft. Doch der Aufschwung zerbirst gerade an den geschlossenen Türen der Vereine. Die Nachfrage ist groß, die Wartelisten sind lang. Es fehlt an Hallenzeiten und Trainern. "Da gibt es ja eine Lösung", sagt nun Weber. Den 3x3-Basketball.
Für ihn ist 3x3 "ein unglaubliches Tool, um gut im Basketball im Allgemeinen zu werden". Das Spiel auf einen Korb ist schneller als das in der Halle auf zwei, jede einzelne der drei Spielerinnen wird viel mehr gefordert. "Hier kann sich keine verstecken", sagt Weber. Im Fußball versuche man gerade mit "Riesengetöse", über Kleinfeldspiele ähnliche Bedingungen für den Nachwuchs zu schaffen. Weber lächelt. Und sagt: "Wir haben das schon, und es ist auch noch olympisch."
Quelle: Reuters
Sie wollen über Sport stets auf dem Laufenden bleiben? Dann ist unser sportstudio-WhatsApp-Channel genau das Richtige für Sie. Egal ob morgens zum Kaffee, mittags zum Lunch oder zum Feierabend - erhalten Sie die wichtigsten News direkt auf Ihr Smartphone. Melden Sie sich hier ganz einfach für unseren WhatsApp-Channel an: sportstudio-WhatsApp-Channel.