Olympia 2024: 49er-Segler bekommen Chance

    49er-Segler bekommen Chance:Auf der letzten Welle zu Olympia

    von Florian Haupt
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    Erst Anfang Juli haben die deutschen 49er-Segler von ihrer Nominierung erfahren. Nun wollen sie die Euphorie der zweiten Chance für eine Medaille nutzen.

    Die deutschen Segler Andreas Spranger und Jakob Meggendorfer während eines 49er-Trainings in Marseille.
    Die deutschen Segler Andreas Spranger und Jakob Meggendorfer während eines 49er-Trainings in Marseille.
    Quelle: ap

    Südliche Gemächlichkeit prägte in den letzten Tagen die Abläufe im Olympiahafen von Marseille. Man sah Ordner, die allein unter ihren Sonnenschimmern dösten. Und Segler mit Kühlwesten, die an ihren Booten feilten. Viel mehr war bei Flaute und Hitze im mediterranen Hochsommer nicht zu tun.
    Heute wird sich das ändern, denn die olympischen Wettkämpfe beginnen, und neben den Windsurfern sind auch die 49er angesetzt - eine leichtgewichtige, schnelle Bootsklasse, die ihren Namen von den Rumpfmaßen (4,99 Meter) bezieht. Die 49er sind nicht nur besonders spektakulär, sondern auch weniger flautenanfällig als andere Disziplinen. "Wir können schon bei fünf, sechs Knoten segeln", sagt Vorschoter Andreas Spranger. Als Vorschoter wird der Vordermann in einem Segelboot bezeichnet.
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    Invesitionen in Olympia

    Steuermann Jakob Meggendorfer hatten dieser Tage keinen Grund zur Klage über Wetter oder anderes. Im Gegenteil, er und Spranger schienen aus dem Strahlen kaum heraus zu kommen. Denn Dabeisein ist bei ihnen vielleicht nicht alles. Aber mehr, als sie noch vor kurzem zu hoffen gewagt hätten.
    Die deutsche Erfolgsklasse Meggendorfer/Spranger, beide Jahrgang 1996, gewannen zwar die deutsche Ausscheidung in einer Klasse, in der Erik Heil und Thomas Plößel bei den letzten zwei Spielen jeweils Bronze holten. Aber die DOSB-Norm - internationale Top Ten - verpassten sie. Ein Sieg bei der "Last Chance Regatta" im April verhalf ihnen zu einer letzten Hoffnung via Einzelfallantrag des Deutschen Segler-Verbandes. Und so warteten sie dann also, was beim DOSB entschieden würde.
    Ab Ende Mai taten die beiden Bayern das dann schon mit den sicher qualifizierten Kollegen in Marseille. Die Vorbereitung beim Segeln ist komplex. Das deutsche Team hatte seit knapp drei Jahren ein Lager in einem Nachbarhafen aufgeschlagen, um immer mal wieder die Bedingungen studieren zu können. Nun galt es, rechtzeitig das Material anzukarren und die letzten Revierdetails zu erforschen. Meggendorfer/Spranger investierten sogar noch mal 25.000 Euro in einen neuen Rumpf.
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    Monate der Unsicherheit für die Segler

    "Das war rückwirkend schon mehr Belastung, als man es in dem Moment so gespürt hat", sagt Spranger über die Monate der Unsicherheit. "Wir haben uns auch viel mit unserer Sportpsychologin unterhalten", denn: "Ein Sportler ist es nicht gewohnt, etwas nicht in der eigenen Hand zu haben." Andererseits habe man sich "sehr glücklich geschätzt", überhaupt noch auf das Olympia-Debüt schielen zu können. "Wir haben es als neue Chance gesehen: Der Traum ist noch nicht vorbei."
    Anfang Juli kam schließlich das positive Verdikt vom DOSB. "Die Freude war riesengroß", sagt Spranger. Und auf dieser Welle der Euphorie wolle man jetzt die voraussichtlich fünf Wettkampftage durch die Olympiabucht segeln:

    Wir sagen uns: 'Wir haben uns die letzten Monate genug Stress gemacht, jetzt sind die anderen dran, sich Stress zu machen - wir können es genießen und gut segeln.'

    Andreas Spranger

    "Verrückte Bedingungen" vor Marseille

    Nach den Eindrücken der Trainings prophezeit Spranger eine offene, abwechslungsreiche Konkurrenz. Zwar seien die Spanier Botín/Trittel Paul und die niederländischen Weltmeister Lambriex/van de Werken zu favorisieren. Aber das "tricky Revier" könne für "verrückte Bedingungen" und damit für viele Überraschungen sorgen. Besonders Wind von den Bergen - "sehr löchrig, sehr böig, sehr drehend" - dürfte das Feld auch während derselben Wettfahrt immer wieder durcheinanderwürfeln: "Es gibt einen relativ großen Pool an Mannschaften, die echt Chancen haben, weit vorne rein zu fahren, und da zähle ich auch uns dazu."
    In Marseille geht es darum, mit der Hitze umzugehen. Mit der von oben, wegen der sie die Kühlwesten tragen und eine Eisbox mit aufs Wasser nehmen. Aber natürlich auch mit der von innen, dem Olympiafieber. Spranger sagt: "Es hängt davon ab: Wer kann den kühlsten Kopf bewahren?"

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