Suche nach ter-Stegen-Ersatz: Was für Oliver Baumann spricht

Es kommt nicht so oft vor, dass Oliver Baumann als Torwart der TSG Hoffenheim auch noch das Editorial des Klubmagazins schreibt. Aber was ist schon normal bei einem Bundesligisten, in dem ein Hauen und Stechen auf Führungsebene für ein Machtvakuum gesorgt hat?

So verfasst der Keeper, eine der letzte Konstanten im Klub aus dem Kraichgau, auch gleich noch das Vorwort des Verlautbarungsorgans "Heimspiel". "Wir bei der TSG haben eine emotionale Woche hinter uns: Die begonnene Neuausrichtung, die Proteste bei Teilen der Fans, die Neuwahl des Vorstands", sagt Baumann. Er betont:

Das klappt bislang mittelprächtig. Nach zuletzt drei Niederlagen in der Bundesliga muss sich die TSG Hoffenheim jetzt beim FC Midtjylland (Mittwoch, 21 Uhr) in der Europa League beweisen. Eine Bühne, die insbesondere Baumann hilft: Nach dem Rücktritt von Manuel Neuer und dem Langzeitausfall von Marc-André ter Stegen wäre er als dritter EM-Torwart der logische Nachrücker in der Nationalmannschaft.

Baumann hat diesen Sommer richtig Blut geleckt, wie er heraushebt: "Für mich persönlich waren die vergangenen Monate geprägt von der fantastischen EM im eigenen Land, an der ich als Nationalspieler teilhaben durfte."

Niemand hätte nach den Nations-League-Spielen gegen Ungarn (5:0) und die Niederlande (2:2) gedacht, dass der Platz zwischen den Pfosten für die Begegnungen in Bosnien-Herzegowina (11. Oktober) und dann gegen die Niederlande (14. Oktober) vakant wird.

Bundestrainer Julian Nagelsmann hält viel vom 34 Jahre alten Baumann, mit dem er in seiner Zeit bei der TSG Hoffenheim verlässlich zusammenarbeitete. Hoffenheims Führungskraft könnte mindestens eines der nächsten beiden Länderspiele bestreiten - es wäre sein erstes.

Der beim SC Freiburg zum überdurchschnittlichen Bundesliga-Keeper ausgebildete Baumann arbeitete vor seinem Wechsel 2014 in Freiburg schon mit Andreas Kronenberg zusammen, dem aktuellen Torwarttrainer der Nationalelf.

Kronenberg spielte eine wichtige Rolle, als vor der Heim-EM auf einmal Kevin Trapp (Eintracht Frankfurt) seinen Status als Nummer drei verlor. Andere seien "einen Tick besser", begründete Nagelsmann die damalige Rochade hinter den Platzhirschen.

Der Bundestrainer schließt sich im Grunde der Einschätzung an, die der Ex-TSG-Geschäftsführer Alexander Rosen bei Baumanns letzter Vertragsverlängerung aussprach: "Sein Trainingsfleiß ist legendär, mit einer nahezu unerschöpflichen Anzahl an neuen Übungen bringt er dabei aber nicht nur sich auf ein höheres Level. Eine Reihe junger Torhüter sind an seiner Seite gewachsen."

Der Schweizer Nationaltorhüter und BVB-Keeper Gregor Kobel gehört zu den prominentesten aus Baumanns Trainingsgruppe. Geformt vom langjährigen Hoffenheimer Torwartspezialist Michael Rechner, den Nagelsmann in seiner Zeit zum FC Bayern lotste.

Doch auch bei der Entwicklung von Alexander Nübel wird nun genau hingeschaut. Der noch 27-Jährige wurde als vierter Tormann zwar vor der EM gestrichen, stand aber zuletzt im DFB-Kader - und stach im Training hervor.

Der von den Bayern bis 2026 an den VfB Stuttgart verliehene Ballfänger benötigt mehr Konstanz, wie sich beim Champions-League-Auftakt bei Real Madrid (1:3) zeigte. Andererseits hat Nübel zuletzt gegen Dortmund (5:1) wieder eine sagenhafte Parade hingelegt, die verdächtig an Neuer erinnerte. Der aber ist, so heißt es beim DFB, endgültig Geschichte.

Es soll demnach zu keiner Rückholaktion eines Torwarts kommen, der bei der WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko 40 Jahre alt wäre. Zumal es ja berechtigte Hoffnungen gibt, dass der erfolgreich an der Patellasehne operierte ter Stegen im Sommer 2025 zurückkommt.