Noko vor dem Olympia-Aus? Kombinierer kämpfen um Existenz
Olympia-Aus droht:Nordische Kombination nicht attraktiv genug?
von Lars Becker
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Der Nordischen Kombination droht das Olympia-Aus - trotz aller Werbung bei der WM in Trondheim. Die Entscheidung fällt noch in diesem Jahr.
Rückblick 2022: DSV-Kombinierer Vinzenz Geiger (l.) gewinnt bei den Olympischen Winterspielen in Peking Silber mit dem Team und Gold im Einzel.
Quelle: dpa
Die schlechte Nachricht zuerst: Kit McConnell wird nicht zur Nordischen Ski-WM nach Trondheim reisen. Der mächtige Sportdirektor des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) sollte sich bei den Titelkämpfen in Norwegen eigentlich mit der Topriege des Internationalen Skiverbandes FIS und Vertretern aus der Nordischen Kombination treffen.
"Mangelnde Attraktiviät" der Sportart?
Thema: Die gefährdete Olympia-Zukunft der einstigen Könige des nordischen Skisports, die McConnell wegen der "mangelnden Attraktivität der Sportart" gnadenlos kritisiert hatte.
Wie die "Herren der Ringe" die aktuelle Situation mit Blick auf die Winterspiele 2030 in Frankreich einschätzen, kann deshalb nur vermutet werden. Dennoch verbreitete der für die Nordische Kombination zuständige FIS-Renndirektor Lasse Ottesen viel Zuversicht.
Auf seiner Session hat das IOC die Olympischen Winterspiele für 2030 und 2034 in die französischen Alpen/Nizza und an Salt Lake City/Utah vergeben. Dies jedoch nicht chartagerecht.25.07.2024 | 1:28 min
FIS-Renndirektor setzt auf IOC
Einen "Plan B" für den Fall, dass die seit den ersten Olympischen Winterspielen 1924 in Chamonix bei Olympia vertretene Sportart aus dem Programm fliegen sollte, gäbe es nicht. Man sei sich "sehr sicher, dass das IOC die Kombinierinnen nicht nur für die Spiele 2030 sondern auch darüber hinaus" ins Olympia-Programm aufnehmen werde.
Es gibt aber auch eine andere Möglichkeit: Den bei den Winterspielen 2026 in Mailand und Cortina nicht bei Olympia vertretenen Kombinierinnen wird ihre Premiere unter den Ringen auch 2030 verweigert und die Männer fliegen auch aus dem Mega-Event. Sandra Spitz, Sport- und Eventdirektorin der FIS, bestätigt genau diese beiden Szenarien:
Entweder die Kombinierinnen kommen bei Olympia 2030 rein oder die Nordische Kombination ist ganz draußen.
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Sandra Spitz, FIS-Direktorin
Das gebiete schon die Geschlechtergerechtigkeit, eine der sechs Kriterien des IOC, die am Ende über das Wohl oder Wehe der Nordischen Kombination entscheiden werden.
In zwei anderen wichtigen Bereichen sieht Spitz die Winter-Zweikämpfer gut für die IOC-Entscheidung für Olympia 2030 aufgestellt. Einmal in Sachen Kosten: Die Kombinierer nutzen bei Olympia die Wettkampfstätten, die für Skilanglauf und Skispringen ohnehin vorhanden sind.
Zum anderen wolle Gastgeber Frankreich die Nordische Kombination schon wegen der großen Tradition der Sportart im Land im Olympia-Programm sehen. Der Willen der Olympia-Ausrichter wird für das IOC immer wichtiger: Das zeigt schon die Aufnahme von Lacrosse oder Flag Football für die Sommerspiele 2028 in Los Angeles.
14.02.2025 | 10:51 min
Ein wichtiges Entscheidungs-Kriterium für die Zukunft der Nordischen Kombination ist auch die Attraktivität für die Jugend. Trendsportarten wie Slopestyle, Skicross oder Halfpipe – die man selbst betreiben kann - sind für die Jugend zweifellos spannender als die Winter-Zweikämpfer. Nathalie Armbruster, Vizeweltmeisterin mit dem Mixed-Team, ist wegen der Gesamt-Gemengelage nachdenklich: "Da macht man sich gerade als junge Sportlerin große Sorgen, denn das ist meine Leidenschaft, die ich auch als Beruf ausüben will."
In der kommenden Weltcup-Saison ist in der Nordischen Kombination die Einführung von Sprint-Wettbewerben nach dem Vorbild des Langlaufs geplant, auch ein Teamsprint wird getestet. Zudem verweist der Ski-Weltverband darauf, dass die Zahl der teilnehmenden Nationen bei den Frauen in den letzten Jahren deutlich gestiegen sei. Auf der Minusseite steht allerdings der Weltcup-Kalender in diesem Winter mit nur acht Wochenenden für die Männer. Weniger waren es zuletzt vor 14 Jahren. Bei den Frauen sieht es noch düsterer aus: Sie haben nur sechs. Bei der WM dürfen sie keinen eigenen Teamwettbewerb austragen – es gibt einfach zu wenige Nationen mit vier leistungsfähigen Kombiniererinnen.
"Compact"-Premiere vor 50.000 begeisterten Fans
Die FIS versucht zudem alles, die in den vergangenen Jahren oft tristen Kombinierer-Wettbewerbe mit den immer gleichen Siegern aus Norwegen, Deutschland oder Österreich spannender zu machen. Am Samstag feierte das spannende Compact-Format mit geringeren Zeitabständen vor 50.000 begeisterten Fans seine Premiere.
Die Kulisse und das enge Rennen waren Werbung für den Sport - wer das langweilig findet, dem ist auch nicht mehr zu helfen...
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meinte Bronzegewinner Vinzenz Geiger beim Sieg des Dominators Jarl Magnus Riiber (Norwegen).
Trondheim 2025: Die Norweger dominieren weiter die Nordische Kombination, doch die Deutschen rücken näher. Nach Mixed-Silber holt Vinzenz Geiger WM-Bronze von der Normalschanze.01.03.2025 | 2:42 min
Im WM-Massenstart der Frauen kämpften Sportlerinnen aus drei Kontinenten um die Medaillen und die Japanerin Yuna Kasai siegte - genau diese Diversität will das IOC sehen.
Wir müssen bis 31. März all unsere Argumente und Daten vortragen, dann gibt es einen Dialog mit dem IOC. Die Entscheidungen, welche Disziplinen bei Olympia 2030 stehen werden, fällt dann in der zweiten Jahreshälfte.
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Sabine Spitz
Das deutsche Mixed-Team der Kombinierer gewinnt bei der Nordischen Ski-WM in Trondheim Silber. Gold geht nach Norwegen, Bronze an Österreich.28.02.2025 | 2:34 min
Falls die Nordische Kombination dann ein Ja vom IOC bekommen sollte, wird 2026 das genaue Olympia-Programm festgelegt. Wahrscheinlich ist dann, dass je zwei Einzelentscheidungen für Männer und Frauen sowie ein Mixed-Wettbewerb stattfinden.
DSV-Sportdirektor Horst Hüttel bei der WM in Trondheim im ZDF-Interview:
Bleibt die Nordische Kombination olympisch? DSV-Sportdirektor Horst Hüttel im Interview über die Zukunft der Disziplin und die Chancen auf eine Olympia-Premiere für Frauen.01.03.2025 | 2:32 min
Verzicht auf Teamwettbewerb eine Option
Das würde bedeuten, dass die Männer auf ihren bisher olympischen Teamwettbewerb verzichten müssen. "Die Bereitschaft zum Verzicht ist da", sagt Horst Hüttel, DSV-Sportdirektor für Skispringen und Nordische Kombination: "Wir sitzen schließlich alle in einem Boot." Fragt sich nur, ob das zu neuen Ufern aufbricht oder wie die Titanic sinkt.
Der Bau des Eiskanals in Cortina sorgt für mächtig Ärger. Wird die Olympia-Bahn rechtzeitig fertig? Von OK-Chef Andrea Varnier kommt ein klares "Si". Doch er hat auch einen Plan B.
von Markus Harm
mit Video
Quelle: Reuters
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