ISTAF INDOOR: Weitsprung von Take-off-Zone statt vom Balken

    Experiment beim ISTAF Indoor:Weitsprung von Take-off-Zone statt vom Balken

    von Susanne Rohlfing
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    World Athletics will die Leichtathletik modernisieren und testet im Weitsprung eine Take-off-Zone. Olympiasiegerin Malaika Mihambo findet das spannend.

    Malaika Mihambo beim ISTAF in Düsseldorf (Archivbild)
    2024 noch ohne Take-off-Zone in Düsseldorf: Malaika Mihambo
    Quelle: imago

    Im vergangenen Jahr wurde diskutiert, nun wird ausprobiert: Beim internationalen Leichtathletik-Hallenmeeting ISTAF Indoor am Sonntag in Düsseldorf werden die Weitspringerinnen erstmals auf der großen Bühne nicht von einem 20 Zentimeter langen Balken abspringen, sondern aus einer 40 Zentimeter langen Take-off-Zone.

    Balken oder Absprungzone?
    :Weitsprung: Diskussionen um ein Stück Holz

    Der Weltverband überlegt, den Absprungbalken im Weitsprung gegen eine Absprungzone zu tauschen. Über den Sinn einer solchen Regeländerung ist man sich in der Szene uneins.
    von Susanne Rohlfing
    Malaika Mihambo

    World Athletics will Weitsprung attraktiver machen

    Der Weltverband World Athletics müht sich aktuell, die Leichtathletik attraktiver für ein junges Publikum zu machen. Man hat offenbar Sorge, mit den traditionellen Wettkampfformaten von den Trendsportarten abgehängt zu werden. Der Kampf um Zuschauer, Sendeplätze, öffentlichen Zuspruch wird immer härter.
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    So wurde bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio zum ersten Mal über 400 Meter ein Staffelwettbewerb für gemischte Teams ausgetragen. Und 2026 wird eine ultimative WM eingeführt, dann sollen immer in den Jahren zwischen den regulären Weltmeisterschaften die Besten der Besten bei einem dreitägigen Event gegeneinander antreten. Der Name: World Athletics Ultimate Championships. Das Preisgeld: Zehn Millionen Dollar. Die Premiere soll im September 2026 in Budapest stattfinden.

    Take-off-Zone umstritten

    Zunächst nun aber der Take-off-Zonen-Test im Weitsprung. Kritiker bemängeln, man würde die Disziplin zerstören, wenn ihr eine wichtige Herausforderung, nämlich die Kunst des Balken-Treffens, genommen wird.
    Als die Diskussionen um den Absprung aus einer Zone im vergangenen Jahr aufkamen, packte der zweimalige Olympiasieger Miltiadis Tentoglou aus Griechenland seinen Unmut über diese mögliche Regeländerung in eine Drohung und sagte: "Wenn das passiert, werde ich mit dem Weitsprung aufhören."
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    Mihambo freut sich auf die Tests

    Malaika Mihambo, 30 Jahre alte Olympiasiegerin von 2021 und Olympiazweite von 2024, ist die am höchsten dekorierte Weitspringerin, die an der Absprungzonen-Premiere am Sonntag in Düsseldorf teilnehmen wird. "Am Ende kann es den Weitsprung spannender machen", sagt sie:

    Optimale Sprünge werden mit der Take-Off-Zone auf jeden Fall wahrscheinlicher.

    Malaika Mihambo, Weitspringerin

    Sie sei gerne bereit, die Idee zu testen, um dann entscheiden zu können: "Ist es sinnvoll? Ist das spannend? Wird es dadurch besser?"

    Weiterer Test beim ISTAF Indoor in Berlin?

    Davon dürfte auch abhängen, ob das Experiment eine Woche später beim ISTAF Indoor in Berlin (14. Februar, ab 18 Uhr im ZDF und im ZDF-Livestream) wiederholt wird. Noch geben die Veranstalter keine Auskunft dazu, wie in Berlin abgesprungen wird.
    ISTAF-Teilnehmerinnen
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    Idriss Gonschinska, der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), freut sich auf jeden Fall auf die Premiere in Düsseldorf:

    Innovationen sind die Grundlage für jede Weiterentwicklung. Und die Philosophie des Weitsprungs ist, so weit wie möglich zu springen. Der neue Ansatz ist daher sehr spannend.

    Idriss Gonschinska, Vorstandsvorsitzender DLV

    Take-off-Zone erfordert Anpassungen an der Anlage

    Für diesen Take-off-Zonen-Test mussten die Veranstalter ein wenig basteln. Aktuell haben die Weitsprunganlagen am Ende der Anlaufbahn eine Vertiefung, in die der 20 Zentimeter lange Absprungbalken eingelegt ist. Da dieser vor dem Zeitalter der exakten Laser-Messungen nach vorn von Plastilin-Masse begrenzt wurde, um ein Übertreten zu erkennen, gibt es vor dem Balken immer noch ein so genanntes Einlegebrett.
    In Berlin hat das eine Länge von 14 Zentimetern. Absprungbalken und Einlegebrett werden nun durch ein neues, 34 Zentimeter langes Absprungbrett ersetzt. Zusätzlich werden sechs Zentimeter der Tartanbahn davor weiß eingefärbt, um eine 40 Zentimeter lange Absprungzone zu markieren.
    Speerwerfer Julian Weber nach seinem Sieg beim ISTAF in Berlin.
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    Bei der Take-off-Zone zählt effektive Weite

    Gemessen wird mit moderner Kamera-Laser-Technik - und das in Düsseldorf gleich doppelt. Den Wettbewerb wird jene Athletin gewinnen, die den weitesten Satz aus der Absprungzone hinlegt. Gemessen wird die effektiv gesprungene Weite.
    Gleichzeitig wird der Sprung nach den geltenden Regeln ausgewertet, also mit einer Messung ab der Vorderkante des 20-Zentimeter-Absprungbalken-Bereichs. Das ist nötig, damit die Düsseldorfer Weiten der Springerinnen auch tauglich für die Bestenlisten sind und die Ergebnisse für die Weltrangliste zählen.

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    Quelle: Reuters

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