Handball EM: Wundertüte mit viel Potenzial

In zwei Etappen machte sich die deutsche Handballnationalmannschaft am Samstag daran, die Vorfreude auf die am Mittwoch beginnende Handball-EM im eigenen Land zu steigern.

Die erste erledigten die achtzehn Spieler im Kollektiv und rissen im letzten Testspiel beim 35:31 gegen Portugal das Kieler Publikum teilweise von den Sitzen.

Die zweite Etappe absolvierten Spielmacher Juri Knorr und Rechtsaußen Timo Kastening dann als Duo. Knapp vier Stunden nach Abpfiff gaben sie Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein im Aktuellen Sportstudio Einblicke in die Stimmungslage der Mannschaft.

"Ich glaube, dass wir momentan an einem Punkt sind, wo wir selbst gar nicht wissen, zu was wir imstande sind", sagte Kastening. "Das Spiel gegen die Schweiz wird ein richtiger Brocken für uns."

Das erste Spiel der DHB-Auswahl am Mittwoch in Düsseldorf erhält seinen zusätzlichen Reiz dadurch, dass es vor der Weltrekordkulisse von über 50.000 Zuschauern ausgetragen wird.

"Keiner von uns hat das je erlebt", sagte Kastening. "Ich will das genießen. Ich will mich darüber freuen, dass unser Sport so populär ist, dass 50.000 Menschen zu einem Eröffnungsspiel kommen. Wir haben eine Riesenchance, den Handball im Januar auf eine große Bühne zu heben."

Trainer Alfred Gislason hat einen kleinen Umbruch vollzogen und für das Turnier den mit einem Durchschnittsalter von 26,6, Jahren jüngsten Kader seit langem nominiert. Zu ihm zählen zwar noch vier Europameister von 2016, aber genauso viele Spieler der U21-Nationalmannschaft, die im Sommer Weltmeister geworden ist.

Dazu kommt eine Reihe ebenfalls noch junger Spieler wie die 23-jährigen Rückraumspieler Knorr und Julian Köster, die dennoch schon Erfahrungen bei Großturnieren gemacht haben.

"Wir haben viele verschiedene Spielercharaktere, die extrem unterschiedliche Fähigkeiten einbringen und Topqualität haben", sagte Knorr.

Knorr hofft, dass nach einem erfolgreichen Start am Mittwoch eine Euphorie entsteht. "Wir müssen über die Emotionen durch das Publikum kommen".

Mit dieser Euphorie schaffte es die Mannschaft 2016 in Polen vom Außenseiter zum Europameister. Eine ähnliche Entwicklung erhoffen sich die Handball-Fans auch in den kommenden drei Wochen bis zum Endspiel im Köln. Eine Erwartungshaltung die Torwart Andreas Wolff teilt und als Ziel den Europameistertitel ausgegeben hat.

"Wir müssen verletzungsfrei bleiben und wir müssen den Druck, der vielleicht von außen kommt, die hohe Erwartungshaltung, vielleicht auch einfach genießen und Spaß haben, Handball im eigenen Land für Deutschland spielen zu dürfen", sagt Kastening. "Wenn wir das alles beherzigen und abliefern, dann kann es ein gutes Turnier werden."

Der Wunsch, verletzungsfrei zu bleiben, ist mit dem Ausfall von Patrick Groetzki, dessen Fußverletzung im Test gegen Portugal wieder aufgebrochen ist, noch dringlicher geworden.

"Jeder weiß, welche Qualitäten er mitbringt, als Sportler, aber auch als Mensch", sagte Kastening, der auf der Rechtaußenposition nun noch mehr Verantwortung trägt. Besonders große Verantwortung hat Knorr als Spielmacher und Toptorschütze der Mannschaft sowieso. Aber auch der sieht daran eher Antrieb als Druck.

"Und jeder sollte dankbar und froh darüber sein, dass er gesund ist und in diesem Kader stehen zu dürfen. Das beginnt mit dem mit dem Auftaktspiel, das einmalig wird und alles darauf kann ganz besonders werden", so Knorr.