Vingegaard über Horrorsturz: Von Intensivstation zur Tour

    Nach Horrorsturz im April:Vingegaard: Von der Intensivstation zur Tour

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    Anfang April fürchtete Jonas Vingegaard um sein Leben, drei Monate später fährt er bei Tour wieder um den Gesamtsieg mit. Am Ruhetag blickt der Däne auf seine Leidenszeit zurück.

    Jonas Vingegaard bei der Tour de France 2024 vor dem Start der 4. Etappe in Pinerolo.
    Jonas Vingegaard, Titelverteidiger der Tour de France, liegt im Gesamtklassement derzeit auf Rang drei.
    Quelle: Marco Bertorello / AFP

    Jonas Vingegaard nahm es mit dem Ruhetag sehr genau. In Birkenstock-Sandalen und Jogginghose ließ sich der Titelverteidiger der Tour de France noch etwas verschlafen wirkend in einem großen grünen Sessel nieder und sprach mit ruhiger Stimme über das eigentlich Unmögliche - den dritten Gesamtsieg nacheinander.
    Nach seinem schweren Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt im April hatte er Todesängste ausgestanden und über das Karriereende nachgedacht. Dies offenbarte er nun vor Journalisten.

    Vingegaard auf Intensivstation

    "Es war so schlimm, dass ich befürchtete, ich würde sterben. Als ich dort am Boden lag, habe ich gedacht: Wenn ich das hier überlebe, dann höre ich mit dem Radfahren auf", sagte Vingegaard:

    Aber jetzt sitze ich hier, also habe ich es offensichtlich nicht getan.

    Jonas Vingegard, zweimaliger Tour-de-France-Gesamtsieger

    Vingegaard hatte sich bei einem Massensturz mehrere Knochenbrüche und eine schwere Lungenverletzung zugezogen. Quälend lange lag er regungslos am Unfallort, ehe er ins Krankenhaus gebracht wurde, wo er zwölf Tage lang behandelt wurde, teilweise sogar auf der Intensivstation. Auch seine Frau Trine habe damals befürchtet, dass er den Unfall nicht überleben könnte, so Vingegaard.
    Vor dem Start der Tour de France
    Morgen startet das weltweit wichtigste Etappenrennen im Radsport, die Tour de France. Die ist in diesem Jahr eine ganz besondere.28.06.2024 | 1:33 min

    Vingegaard aktuell Tour-Dritter

    Dass es der Däne überhaupt zur Tour geschafft hat, bei der er nach neun Etappen auf Gesamtplatz drei liegt, ist bemerkenswert. Nur 1:15 Minuten beträgt der Rückstand auf den Gesamtführenden Tadej Pogacar.

    Wenn man so einen schlimmen Unfall hat, dann überlegt man sich gut, ob sich das alles noch lohnt. Ob man sich weiter diesem Risiko aussetzen kann.

    Radprofi Jonas Vingegard

    Seine Einstellung im Rennen habe sich seit dem Unfall geändert. "Vorher dachte ich, schwere Stürze werden mir schon nicht passieren. Bis es dann passierte", sagte er: "Ich denke, ich bin jetzt vorsichtiger. Und das kann man auch sein, wenn man um Siege fährt."

    Wie wird die Tour für Vingegaard enden?

    Zwar verlor er auf der bisher einzigen Hochgebirgsetappe auf der Abfahrt vom Col du Galibier rund eine halbe Minute auf Pogacar, doch langsamer sei er in den Abfahrten nicht geworden. Allerdings bedurfte es etwas Überwindung, wieder dieselben Risiken wie vor seinem Sturz einzugehen. "Ich denke, ich bin darüber hinweg", sagte Vingegaard. "Es war eine Herausforderung für mich, aber nun denke ich, dass ich keine Probleme mit Abfahrten habe."
    Dennoch fühle er sich wie "die große Unbekannte": "Es ist das erste Mal, dass ich in dieser Verfassung bei der Tour de France bin, und wir wissen nicht, wie ich in den kommenden beiden Wochen darauf reagieren werde."
    Einige Minuten später tauschte er die Schlappen gegen Rennradschuhe und drehte eine kleine Runde im Süden von Orléans. Die Beine sollen schließlich auch locker bleiben.

    Der Däne Jonas Vingegaard erlitt neben einen Schlüsselbeinbruch sowie mehreren Rippenbrüchen eine Lungenquetschung und einen Pneumothorax. Davon ist die Rede, wenn Luft in den Raum zwischen der Lunge und der Brustwand eindringt. "Er ist stabil und hatte eine gute Nacht. Er bleibt im Krankenhaus", teilte sein Visma-Team am Freitag mit.

    Auch Zeitfahr-Weltmeister Remco Evenepoel musste im Krankenhaus behandelt werden. Der Belgier brach sich das Schlüsselbein und zog sich eine Fraktur des Schulterblatts zu.

    Giro-Sieger Primoz Roglic, der im Gelben Trikot in Richtung Gesamtsieg unterwegs war, verließ zumindest im Team- statt im Krankenwagen die Unfallstelle. Er überstand den Tag ohne Knochenbrüche.

    Der Australier Jay Vine aus dem UAE-Team um Topstar Pogacar hatte größeres Pech. Der 28-Jährige zog sich einen Halswirbelbruch zu, zwei Brüche der Brustwirbelsäule wurden diagnostiziert. 

    Quelle: SID/dpa
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